Littering: Nach der Freude folgte der Frust

Schülerinnen und Schüler sammelten am Clean-Up-Day Abfall ein. Es ist nicht die einzige Massnahme, die gegen Littering unternommen wird. Und trotzdem lag am Montag wieder viel Abfall herum.

«Obwohl wir im Jugendraum an jeder Ecke Mülleimer aufgestellt haben, liegt immer wieder Abfall daneben, es ist ein Gesellschaftsproblem», sagt der Neuenhofer Jugendarbeiter Oliver Lamm. «Durch Vorbildfunktion und Aufklärung versuchen wir aufs Thema Littering zu sensibilisieren», ergänzt Nadia Bohler, die ebenfalls als Jugendarbeiterin in Neuenhof arbeitet. Zwar sehe sie sich nicht als Erzieherin, doch sie hätten trotzdem auch schon einen Teil des Jugendraums geschlossen, weil darin Abfall herumgelegen sei. «Wir sind nicht bereit, hinter den Kindern und Jugendlichen herzuräumen.»

Am meisten erreiche man jedoch mit Beziehungsarbeit und Vorleben, «je früher, desto besser.» Während sie das sagt, ist gerade Pause und ein Teil der Schulkinder rennt auf dem Sportplatz herum, wo am Clean-Up-Day grosse Abfalleimer aufgestellt sind. Bohler zeigt auf eine Achtjährige, die Abfall vom Boden aufhebt und in einen der Eimer wirft. «Das zeigt mir, dass es funktioniert: Wir haben den Kindern vom Clean-Up-Day erzählt und gesagt, dass wir heute Abfall einsammeln.»

Acht Klassen beteiligen sich

Sieben Oberstufen- und eine Mittelstufenklasse haben sich an der gemeinsamen Aktion der Jugendarbeit, dem Werkhof und der Schule beteiligt. Géraldine Eliasson setzt sich seit mehreren Jahren dafür ein: «Man kann das Thema gut in den Unterricht einbauen und das Bewusstsein der Schüler dafür fördern. Schliesslich ist es unser Schulraum, unser Dorf und wir können und sollen ihm Sorge tragen.»

Für sie sei es eine Selbstverständlichkeit, herumliegenden Abfall aufzuheben und entsprechend zu entsorgen – nicht nur am Clean-Up-Day. Das bestätigen Nicolas, Ivan und Azra, deren Klassenlehrerin sie ist. «Unsere Klasse macht immer mit bei Aufräumaktionen», sagt Ivan. Er findet das gut und spricht mittlerweile auch in seiner Freizeit Leute an, die ihren Abfall auf den Boden werfen.

Mit Kameras gegen Littering

Die Gemeinde hat mehrere Massnahmen getroffen, um Neuenhof so sauber wie möglich zu halten. Seit einigen Jahren werden knapp 20 öffentliche, neuralgische Orte wie etwa Sammelstellen, Spiel- oder Sportplätze mit Videokameras überwacht. «Wir konnten so auch schon Personen überführen und büssen», sagt Gemeindeammann Martin Uebelhart (Mitte).

Vor acht Jahren wurde zudem das Projekt «Littering» initiiert. Das einstige Pilotprojekt ist mittlerweile fester Bestandteil geworden. Sozialhilfebezüger sammeln seither täglich Abfall ein. Das sorgt nicht nur für eine sauberere Gemeinde, weniger hohe Sozialhilfekosten und engere Beziehungen zu den Sozialhilfebezügern, sondern dies gebe diesen Menschen auch eine Tagesstruktur. Zudem erhalten sie eine Bescheinigung, dass sie zwei oder drei Monate mitgearbeitet haben. «Das half einigen bei der Arbeitssuche», sagt Uebelhart.

Sauberkeit währt nicht lange

Nach zwei Stunden kehren die über 100 Schülerinnen und Schüler mit Greifzangen, Handschuhen und gefüllten Abfallsäcken in die Schule zurück. Rund sechs 110-Liter-Säcke werden entsorgt. «Mega cool, es hat jedes Jahr weniger herumliegenden Abfall», zieht Nadia Bohler Bilanz. «Das zeigt, dass die Sensibilisierung nachhaltig ist, nicht nur am heutigen Clean-Up-Day», sagt Eliasson, die hofft, dass sich künftig noch mehr Lehrpersonen mit ihren Klassen an der Aktion beteiligen. Der Frust folgte, als sie am Montagmorgen das Schulgelände betrat und auf Tischen, Bänken und am Boden wieder Dosen, PET-Flaschen und anderer Abfall herumlag: «Der Anblick war schockierend.»

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