«Die beste und sinnvollste Tätigkeit»

Weihnachtsporträt Peter Wider war der erste Senior, der in Neuenhof einen halben Tag in einer Schulklasse verbrachte und so Lehrperson und Schüler unterstützt.

Peter Wider während der Kochschule mit einem «seiner» Neuntklässler.bär ]]>
Peter Wider während der Kochschule mit einem «seiner» Neuntklässler.bär ]]>

«Ich will nicht den Eindruck erwecken, ich täte etwas Gutes. Die Schulstunden tun mir selber gut. Es ist wahrscheinlich eine der besten und sinnvollsten Tätigkeiten, die ein Pensionierter ausüben kann», stellt Peter Wider gleich am Anfang des Interviews klar. Seit sieben Jahren verbringt der Pensionär einen halben Tag pro Woche in einer Schulklasse in Neuenhof. Begonnen hat er in der 3. Primar, bis Ende Schuljahr besucht er eine 9. Klasse. «Im Moment unterstütze ich sie bei der Lehrstellensuche», sagt der pensionierte Kernkraftwerkingenieur.

Am wichtigsten sei es, den Jugendlichen Selbstvertrauen zu geben. «Sie wissen manchmal nicht, was sie gut können, und müssen ihre Stärken zuerst entdecken.»

Zufällig ist der Wettinger, der in Neuenhof aufgewachsen ist, zu diesem ehrenamtlichen Enga-gement gekommen. Widers Schwester, die vor ihrer Pension als Mittelschullehrerin arbeitete, habe von einer ehemaligen Schülerin erfahren, dass sie in Neuenhof als Lehrerin unterrichte. Bei dieser Lehrerin hat Wider vor sieben Jahren mit Erlaubnis der Schulleitung versuchsweise die Klasse während des Schulunterrichts unterstützt. Mittlerweile ist das Projekt «Generationen im Klassenzimmer» in Neuenhof sowie in vielen anderen Schweizer Schulen definitiv eingeführt worden. Es wurde eine Leistungsvereinbarung zwischen der Schule Neuenhof und der Pro Senectute Aargau gemacht.

Es stösst auch bei vielen Lehrpersonen auf positives Feedback. «Am Anfang hatte ich Angst, es sei ein Mehraufwand, jetzt hätte ich am liebsten in jeder Schulstunde einen Senior im Schulzimmer», sagt eine der involvierten Lehrerinnen. «Herr Wider hilft bei schwierigen Aufgaben, nimmt sich mehr Zeit als die Lehrerin und ist sehr geduldig», sagt eine der Realschülerinnen von Peter Widers Klasse.

Der Senior, der den Schülern auch schon das Alphornspielen oder Gärtnern beibrachte, begleitet sie auch zu Spezialanlässen wie Sporttage, Erzählnacht, Waldtage oder Schullager. «Ein Mädchen, das während des Schulunterrichts unauffällig mitläuft, ist am Sporttag allen davongerannt.» Er habe sie ermutigt, einem Sportverein beizutreten. Einem anderen Mädchen habe er vor dem Landdienst geraten, einmal einen Kuchen zu backen. «Sie erzählte mir danach voller Freude, wie gut es bei der Familie angekommen ist.»

Als regelmässiger Gast in der Klasse bekomme er auch viel Privates mit. Es sei manchmal traurig zu merken, wie wenig Antrieb und Interesse den Schülern vom Elternhaus entgegengebracht werde. «Das ist bedrückend», sagt der 73-Jährige. So versuche er, während seiner Anwesenheit mitzugeben, was er als wichtig erachte. «Es sind kleine Dinge. Ich ermuntere die Jugendlichen beispielsweise zur sauberen Heftgestaltung oder zu einer geraden Sitzhaltung und sage ihnen, was sie in der Arbeitswelt erwarten wird.» Im Gegenzug würden die Schüler ihm helfen, wenn er mit seinem Handy wieder einmal nicht zurechtkomme. «Sie sind mir ans Herz gewachsen und tun mir gut», resümiert der «Grossvater» der Neuntklässler in Neuenhof.

 

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