Zu den Hockeyanern nach Hamburg

Patrick Müller (rechts) im Trikot seiner neuen Mannschaft Club an der Alster Hamburg im Spiel gegen den SC Frankfurt 1880.  Foto: zVg
Patrick Müller (rechts) im Trikot seiner neuen Mannschaft Club an der Alster Hamburg im Spiel gegen den SC Frankfurt 1880. Foto: zVg

Wie lange haben Sie beim Hockeyclub Rotweiss Wettingen gespielt?

Ich spiele seit ich vier Jahre alt bin Hockey und war immer bei Rotweiss Wettingen. Ich war also 17 Jahre im Club und werde auch wieder zurückkehren.

Wie heisst der Verein, bei dem Sie zurzeit sind?

Der Club an der Alster Hamburg.

Seit wann sind Sie dort dabei?

Ich bin seit dem ersten August in Hamburg unter Vertrag. Der Verein ist direkt in Hamburg zu Hause. Und zwar befindet er sich im Rothenbaum Viertel – bekannt auch durch das Tennisturnier am Rothenbaum. Das Stadion befindet sich auf unserem Gelände.

Wie kam es zu diesem Wechsel?

Es war so, dass wir mit Rotweiss Wettingen 2009 in der EHL (Euro Hockey League, Champions League des Hockeys) in derselben Gruppe waren wie der Club an der Alster Hamburg. Da haben sie mein Spiel gesehen und daraus entstand dann der Kontakt. Zu diesem Zeitpunkt wollte ich noch nicht wechseln, da ich noch meine Ausbildung zum Schreiner beenden und Militärdienst leisten musste. Als ich dann alles abgeschlossen hatte, habe ich mich wieder beim Club an der Alster gemeldet und nachgefragt, ob sie immer noch interessiert seien an einem Wechsel. Als dieses Signal positiv war, ging ich vier Tage nach Hamburg, um mir alles anzusehen und mit ihnen zu verhandeln. Vor Ort konnte ich mir ein besseres Bild vom Club und vom Clubleben machen. Nach diesen vier Tagen war für mich eigentlich klar: Da will ich hin. Das Ziel, einmal im Ausland zu spielen, habe ich schon immer vor Augen gehabt. Hockey ist in der Schweiz ein Hobby – in Deutschland dagegen ist es fast ein Beruf. Deutschland zählt zu den drei Top-Nationen im Hockey, die Schweiz rangiert um einiges weiter hinten. Es ist einfach der Reiz, auf einem so hohen Niveau Hockey zu spielen, um seinen Platz kämpfen zu müssen. Nicht zu wissen, ob man am Wochenende im Team aufgestellt ist. Wer in der Schweiz top ist, ist im Ausland vielleicht gerade Durchschnitt.

In der Schweiz ist man oft schon mit 16 oder 17 Jahren in der ersten Mannschaft. Da ist es irgendwie logisch, dass man dann mit 25 Jahren vielleicht keine Lust mehr hat, weil man schon zehn Titel geholt hat.

Was ist anders beim neuen Verein?

Es ist eine ganz andere Dimension des Clubs. Viel mehr Leute, grössere Clubanlage, mehr Geld, grössere Erwartungshaltung, mehr Medien und so weiter. Dann natürlich auch die Trainings: Das ganze Niveau und wie die Trainings aufgebaut sind, ist in Deutschlang komplett anders. In der Schweiz stehen ein oder maximal zwei Trainer auf dem Platz – in Deutschland sind es vier oder fünf Leute, die sich während des Trainings um uns kümmern: Trainer, Co-Trainer, Torwarttrainer, Athletiktrainer, Physio usw. Ich vergleiche Hockey überhaupt nicht gerne mit Fussball, aber es ist in diesem Punkt schon vergleichbar, wenn auch in einer kleineren Dimension.

Wie geht es Ihnen persönlich nach diesem Wechsel ins Ausland?

Mir persönlich geht es sehr gut hier in Deutschland. Ich habe mich schnell eingelebt und die Leute haben mich sehr offen und gut aufgenommen.

Können Sie von einem speziellen Erlebnis mit dem neuen Verein berichten?

Ich habe schon sehr viel erlebt in dieser kurzen Zeit hier in Hamburg. Speziell ist natürlich, dass wir noch nicht so oft gewonnen haben. Das war in der Schweiz und auch in diesem Verein bisher anders (amtierender deutscher Hallen- und Feldmeister). Aber auch, dass wir trotz miesem Bundesligastart in den Achtelfinals der EHL stehen. Oder als wir in der Vorbereitung zur neuen Saison in einer Unterkunft waren, die es eigentlich gar nicht mehr gab; die war pleite gegangen, die Verantwortlichen haben uns aber nichts gesagt. Dementsprechend haben auch die Räumlichkeiten und das Drumherum ausgesehen. Dazu muss man wissen, dass wir sonst immer in sehr schönen Hotels übernachten. Das war für alle ziemlich speziell.

Vermissen Sie Ihre alte Mannschaft, Familie und Freunde?

Natürlich vermisst man das ganze Umfeld, das man in der Schweiz hatte. Sei es Familie, alte Mitspieler, Kollegen, Arbeitskollegen etc. Aber heutzutage mit Facebook, E-Mail und all diesen Möglichkeiten ist man ja trotzdem nicht so weit weg von zu Hause.

Vermissen Sie etwas typisch Schweizerisches?

Mamas Küche vermisse ich. Ansonsten ist Deutschland ja nicht so anders als die Schweiz, deswegen klappt das ganz gut.

Welches grosse Ereignis bzw. Spiel steht als Nächstes an?

Im Januar steht die Europameisterschaft mit der Schweizer Nationalmannschaft an. Wer weiss, vielleicht klappt da ja eine Überraschung und wir holen eine Medaille. Dann ganz klar mit Alster Hamburg der Europacup in der eigenen Halle im Februar. Da wird mit dem Titelgewinn gerechnet. Und dann im April in Rotterdam die Achtel- und eventuell dann die Viertelfinals der EHL.

Worauf freuen Sie sich zurzeit?

Ganz klar auf die grossen Ereignisse, die anstehen, sei es mit Hamburg oder mit der Schweiz, mich weiterhin Tag für Tag hier in Hamburg zu verbessern und weiterzukommen. Dann natürlich auch bald mal wieder Familie und Freunde zu treffen über Weihnachten und Neujahr.

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