SP und Mitte sind Gewinner und Verlierer zugleich
Während die Mitte und die SP im Einwohnerrat einen Sitz dazugewannen, verloren sie einen im Gemeinderat. Bei der GLP ist es genau umgekehrt. Mit Orun Palit ist erstmals ein Parteimitglied im Gemeinderat vertreten. Adrian Knaup, der für die SP als Ammann kandierte, schaffte den Sprung in die Exekutive nicht. Christian Wassmer (Mitte) erhielt am meisten Stimmen. Die Stimmbeteiligung betrug 46,9 Prozent.
Der Wettinger Gemeinderat ist wieder komplett – allerdings geht die Wahl um das Ammann- und das Vizeamt in eine zweite Runde. Alle bisherigen wieder angetretenen Gemeinderatsmitglieder wurden wiedergewählt. Die Mitte konnte nur einen der durch die Abgänge von Roland Kuster und Sandro Sozzi freigewordenen Sitze verteidigen. Christian Wassmer (Mitte) erzielte mit seinen 3527 Stimmen das beste Resultat und freute sich entsprechend: «Ich bin sehr zufrieden mit meinem persönlichen Resultat.» Es sei eine schöne Wertschätzung, die wohl auf seine politische Arbeit der letzten 18 Jahre und seine zahlreichen ehrenamtlichen Engagements zurückzuführen seien, resümiert Wassmer. «Schön, dass sich das uneigennützige Engagement auszahlt.» Er werde nochmals als Vizeammann antreten. Da keiner der vier Kandierenden das absolute Mehr von 2519 Stimmen für die Wahl als Vize erreichte hatte, ist dafür ein zweiter Wahlgang nötig.
Brühlmann unterlag Studer knapp
Aus Parteisicht gibt es in der Mitte-Partei allerdings einen Wermutstropfen: Den zweiten Sitz konnte die im Einwohnerrat stärkste Partei nicht verteidigen. Roland Brühlmann hatte 8 Stimmen weniger als Lilian Studer (EVP), die mit 2782 Stimmen als siebte ins Gremium gewählt wurde. Trotz Enttäuschung darüber wertet Brühlmann sein Ergebnis als «grossen Erfolg»: «Ich musste davon ausgehen, dass es sehr eng werden wird.» Freude herrschte dafür bei Studer, die damit den 2013 verlorenen EVP-Sitz wieder zurückgewinnen konnte und somit in die Fussstapfen ihres Vaters tritt, der vor 12 Jahren als Vizeammann zurücktrat. «Ich hatte viele tolle Rückmeldungen, Begegnungen und Gespräche mit der Bevölkerung.» Ob sie im zweiten Wahlgang nochmals fürs Vizeamt kandidiert, lässt sie noch offen.
Philippe Rey (parteilos), der als bester Bisheriger in die Exekutive gewählt wurde, erzielte das zweitbeste Resultat (3304 Stimmen). Gemäss seinem Motto «s muess öppis goh» überlege er sich nun sehr genau, für welches Amt er im zweiten Wahlgang antreten werde. «Klar ist, dass ich antrete.»
Haas tritt nochmals als Ammann an
Einen zweiten Wahlgang ist auch fürs Ammannamt nötig, da niemand das absolute Mehr von 2557 Stimmen erreichte. Mit 1815 am meisten Stimmen erhielt Markus Haas (FDP). «Das bestätigt meine Kandidatur und motiviert mich zusätzlich für den zweiten Wahlgang.» Auch mit den 3070 Stimmen als Gemeinderat sei er «sehr zufrieden»: «Es ist eine Bestätigung meiner bisherigen Arbeit, welche von der Bevölkerung wahrgenommen und entsprechend an der Urne honoriert wurde.» Das sei mit seinem Ressort «Soziales und Gesundheit» keine Selbstverständlichkeit.
Orun Palit (GLP), der den Einzug in den Gemeinderat mit 2821 Stimmen schaffte und als Ammann 1525 Stimmen erhielt, will mit der Partei in den nächsten Tagen entscheiden, ob er sich für den 2. Wahlgang zur Verfügung stellt. Es dürfte eine Formsache sein, denn «persönlich würde ich es gerne tun». Er sei «sehr stolz», dass er es nach elf Jahren «konstruktiver Oppositionspolitik» im ersten Anlauf geschafft habe, nun in der Exekutive mitzuwirken, «um Wettingen noch aktiver zu gestalten». «Die Karten werden im zweiten Wahlgang neu gemischt. Die Bevölkerung kann dann entscheiden, ob sie mehr Wandel will und mehr Korrekturen an der Politik des jetzigen Gemeinderats.» Das möchte er mit seiner Wahl anbringen.
Enttäuschung bei Adrian Knaup
Nicht zum zweiten Wahlgang als Ammannkandidat antreten kann Adrian Knaup (SP), der sich enttäuscht zeigte: «Man musste im Vorfeld mit einigen Szenarien rechnen. Mit dem, welches wir jetzt haben, habe ich am wenigsten gerechnet.» Den Wahlgang habe er als «äusserst spannend, durchaus fair und vor allem reich an Austausch und Unterhaltungen mit allen möglichen Menschen in Wettingen» empfunden. Für Jürg Meier (WettiGrün) ist das Resultat «ungefähr wie erwartet ausgefallen». Die 1724 erhaltenen Stimmen würden ihn ehren. «Wenn ich gewusst hätte, dass ein Exekutivwahlkampf so spannend und bereichernd sein kann, hätte ich schon vor Jahren damit angefangen», schreibt er und fügt an: «Die Präsenz der Platzhirsche war schon beeindruckend, um nicht zu sagen erdrückend.» Als «ein wenig enttäuschend, wir haben uns diesmal höhere Chancen errechnet» beschreibt Markus Bader (SVP) seine Nicht-Wahl. Auch bei seiner dritten Kandidatur war er chancenlos; er erhielt 1920 Stimmen (Gemeinderat) und 882 (Vizeammann). «Ich gratuliere den Gewählten und hoffe, dass sie im Januar noch wissen, was sie den Wählern versprochen haben», so Bader.
Grüne verlieren im Einwohnerrat
Die beiden Bisherigen, Kirsten Ernst (SP) und Martin Egloff (FDP), zeigten sich zufrieden mit dem Wahlausgang; Ernst erhielt 3110 und Egloff 2829 Stimmen. «Das Ergebnis ist für mich keine Selbstverständlichkeit», so Ernst, der es wichtig ist, «im neuen Jahr mit dem neu gewählten Gremium gemeinsam eine solide Basis aufzubauen und weiterzuarbeiten». Egloff sieht die geplanten Sanierungen und grossen Schulbauten als grosse Herausforderung: «Ich freue mich auf die Umsetzung der gut aufgegleisten Bauvorhaben.»
In Wettingen wurde auch der Einwohnerrat neu gewählt. Die neue Zusammensetzung widerspiegelt nicht diejenige im Gemeinderat, wo die Mitte und die SP je einen Sitz an die EVP und die GLP verloren. Im Einwohnerrat bleibt die Mitte mit 11 Sitzen die stärkste Partei, gefolgt von der SP. Beide Parteien haben einen Sitz dazugewonnen. SVP (9 Sitze), FDP (6 Sitze) und EVP (3 Sitze) bleiben wie bisher vertreten, GLP (7) und WettiGrün (4) verloren je einen Sitz.