Patti Basler sorgte für Lacher in der Kirche

Kabarettistin Patti Basler und Pianist Philippe Kuhn brachten die Würenloser am Freitagabend mit ihrem Bühnenprogramm «Nachsitzen» zum Lachen und Nachdenken.

Das Publikum musste mit Patti Basler und Philippe Kuhn nachsitzen. Sibylle Egloff
Das Publikum musste mit Patti Basler und Philippe Kuhn nachsitzen. Sibylle Egloff

«Ein Feuerwerk» – so fasste einer von knapp 100 Besuchern den Freitagabend in der Alten Kirche Würenlos zusammen. Damit meinte er die Show von Kabarettistin und Autorin Patti Basler und Pianist Philippe Kuhn. Die beiden luden zu ihrem Bühnenprogramm «Nachsitzen» ein, mit dem sie an ihr Erfolgsprogramm «Frontalunterricht» anknüpfen. Im Zentrum des gut zweistündigen Anlasses stand nicht die Schulstube, sondern der Mensch als lernendes Wesen im grossen Ganzen. Organisiert wurde der heitere Abend mit bitterbösen Pointen und melodischer Gesellschaftskritik vom Kulturkreis Würenlos.

Gründe zum Nachsitzen gibt es viele. Basler und Kuhn lieferten zahlreiche mithilfe von acht Buchstaben, die Basler an ein Gestell hängte und immer wieder neu zusammensetzte. Zum Einstieg versorgte Basler das Publikum sogleich mit einer lustigen Anekdote ihrer Hinreise. «Ich bin heute von meinem Wohnort Obersiggenthal hierhergelaufen. Sechs Kilometer, das schaffe ich locker, dachte ich mir», erzählte die Bühnenpoetin. Ihr Navi habe sie dann aber zur Autobahn und zu einer Kiesgrube an der Furttalstrasse gelotst. «Aus den sechs Kilometern wurden plötzlich zwölf.»

Vom Adipösen-App Tönder und dem Schwangerschaftsschwimmen

Dass sich Basler nicht zu schade ist, sich selber auf die Schippe zu nehmen, zeigte sich im Verlauf des ganzen Abends. So bemerkte sie etwa, dass sie nicht auf der Dating-App Tinder, sondern auf der Adipösen-Plattform Tönder verkehre. Zudem berichtete sie, dass sie ihre Schwester zum Schwangerschaftsschwimmen begleitet habe und dabei niemandem aufgefallen sei, dass sie selbst nicht in guter Hoffnung sei. Ihr Fett weg bekamen aber auch die GLP-Politikerin Chantal Galladé, SVP-Politikerin und Unternehmerin Magdalena Martullo Blocher oder der russische Machthaber Vladimir Putin. Mit Letzterem wagte Basler den Einstieg und spannte den Bogen von Würenlos bis nach Moskau. «Aus Würenlos macht die Autokorrektur würdelos. Dabei sind die Würenloserinnen und Würenloser genau die Falschen, die nachsitzen müssten. Die, die es nötig hätten, sitzen in einem Bunker im Kreml. Aber vielleicht dringt die Botschaft ja bis dorthin», sagte die Kabarettistin. Auch sonst griff Basler immer wieder aktuelle Themen auf und stülpte diesen einen klamaukhaften Mantel über.

Die Rede war zum Beispiel von Homeschooling im Lockdown: «In dieser Zeit haben Eltern gemerkt, dass Lehrer tatsächlich 13 Wochen Ferien benötigen.» Gestreift wurde auch die Black-Lives-Matter-Debatte und die Umbenennung einer wegen ihres rassistisch anmutenden Namens in Verruf geratenen Süssigkeit. Basler nannte die Köstlichkeit schlicht: «Schoggieiweiss-Süssspeise auf Waffelboden». Ins Zentrum des Schabernacks gerieten auch Frauen und deren Mühe, in der Nacht Auto zu fahren. Basler schrieb der weiblichen Nachtblindheit eine existenzsichernde Eigenschaft zu. «Das ist ein entscheidender Fortpflanzungsvorteil der Menschheit. Wenn Frauen nicht nachtblind wären, wären wir schon lange ausgestorben.» Anhand der deutschen und der französischen Jasskarten erteilte Basler dem Publikum überdies eine Lektion, was Homosexualität in traditionellen Kreisen anbelangt.

In einem Brief von Mutter Erde an die Erdenbürger prangerte Basler schliesslich auch die menschliche Überheblichkeit an und gab zu bedenken, dass die umweltzerstörerische Kraft des Menschen am Ende nach hinten losgeht. «Du bist der Leidende, ich bin deine Mutter, die ewig bleibt. Wenn um dich alles versinkt, merkst du, dass es am Nabel am meisten stinkt.»

Zu allen Pointen und auch einigen Flachwitzen hatte Pianist Philippe Kuhn den passenden sarkastischen Unterton auf den Klaviertasten bereit. Zum Höhepunkt gehörte als Teil der Zugabe das «Bullshit-Bingo zu Corona». Ein Lied, das sich 257 neuen Begriffen widmet, die sich in den letzten zwei Jahren der Pandemie in unseren Sprachwortschatz eingeschlichen haben.

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