Neue Wohnformen in Sicht

Mit der Sanierung des Wohnheims und dem revidierten Betreuungsgesetz stehen in der Arwo-Stiftung auch künftig wichtige Projekte an.

Die Arwo-Stiftung bietet sowohl für Jüngere als auch für Ältere Wohn- und Arbeitsplätze an. (Bild: Sandra Ardizzone)
Die Arwo-Stiftung bietet sowohl für Jüngere als auch für Ältere Wohn- und Arbeitsplätze an. (Bild: Sandra Ardizzone)

Rund 1,3 Millionen Franken Spenden, darunter ein Legat von über 500000 Franken, sind der Arwo-Stiftung im vergangenen Jahr zugeflossen. «Das Geld haben wir für unser Projekt Wohnheim zurückgestellt», sagt Geschäftsführer Roland Meier.

Die Präsentation des Jahresberichtes 2020 nutzt er vor allem, um in die Zukunft zu blicken: «Wir stehen vor einer Generationenproblematik.» Das Wohnheim ist 47 Jahre alt, viele der Klienten wohnen seit damals dort und ein Teil der Bewohnenden ist pensioniert. «Diesen will die Arwo ein Angebot machen, das ihnen zwar eine Tagesstruktur gibt, ihnen aber viel Freiraum lässt, wie dies für Pensionierte üblich ist.» Die Arwo hält an ihrem Grundsatz fest, dass sie ein Angebot für Menschen ab 18 Jahren bis zum Tod bereitstellt. Sie will Senioren ein Zuhause bieten und sich zugleich auch auf jüngere Klienten ausrichten. «Um diesen unterschiedlichen Ansprüchen zu genügen, wollen wir das Wohnheim modernisieren», sagt Meier. Der Kanton habe die Zustimmung zur entsprechenden Planung erteilt. Meier hofft, dass in etwa drei Jahren mit dem Bau begonnen werden kann: «Es wird wahrscheinlich ein massiver Umbau.» Konkretes lässt sich heute noch nicht sagen, ausser, dass weiterhin 54 Wohnplätze angeboten werden: «Wir wollen nicht wachsen.»

Neue Angebote dank Gesetzesrevision

Ab Januar gilt im Aargau ein neues Betreuungsgesetz. Bisher war es so, dass Menschen mit Beeinträchtigung, die betreuerische Unterstützung brauchen, zwingend in eine Institution wie die Arwo eintreten mussten. Neu wird der Kanton auch das selbstständige Wohnen von Menschen mit speziellen Bedürfnissen unterstützen. Sie können bei Institutionen nach Bedarf gewisse Leistungen beziehen. Dies ist vergleichbar mit der Spitex, jedoch ohne deren medizinische Leistungen. Momentan können sich Firmen beim Kanton als Anbieter dieser Leistungen bewerben. «Die Auswirkungen des neuen Systems sind schwer abzuschätzen», sagt Meier und er betont: «Sie sind jedoch begrüssenwert, denn sie bringen den Menschen eine zusätzliche Wahlmöglichkeit.» Dies ist ein weiterer Schritt zur Integration von Menschen mit einer Beeinträchtigung. Meier ergänzt: «Wie jede Firma wird sich auch die Arwo an die neue Situation anpassen.»

102000 Schutzmasken gebraucht

Die vergangenen eineinhalb Jahre waren geprägt durch Covid-19. In der Arwo erkrankten 42 Klienten und 34 Angestellte an Corona, eine Person ist gestorben. Im Kampf gegen das Virus setzte die Arwo 1450 Liter Desinfektionsmittel ein. Die Klienten und die Angestellten trugen 102000 Schutzmasken IIR, 8500 Schutzmasken FFP2, 4500 Schutzanzüge, 64000 Handschuhe und 5700 Schuhüberzüge. 32 Versionen der Schutzmassnahmenpakete galten und in 28 Schreiben wurden Angehörige und Beistände darüber informiert.

Klienten sowie Angestellte wurden durch ein mobiles Team in der Arwo geimpft. Die ersten Impfungen waren im April, die zweiten im Mai. Der Start der Pandemie im März 2020 habe grosse Flexibilität gefordert. Meier: «Innert dreier Wochen mussten wir alle Abläufe und die Nutzung der Räume neu organisieren.» Während des Lockdowns wurden Kontakte zwischen Internen und Externen vermieden. Ein Teil des Wohnheims als Quarantänestation abgesperrt. «Die psychische Belastung machte am meisten Mühe.» Anerkennend sagt er: «Unsere Angestellten waren sehr flexibel.» Ein Krisenstab und eine Hotline, die rund um die Uhr im Einsatz war, trugen zur Bewältigung bei. Kontinuierlich, mit dem Rückgang der Ansteckungen, stellt die Arwo nun auf Normalbetrieb um.

Umsatzeinbussen wegen Covid-19

Vor vier Jahren erlitt die Arwo einen grossen Verlust. Die Stiftung setzte sich damals das Ziel, bis 2020 wieder ausgeglichen zu sein. Dieses hätte sie ohne Covid-19 erreicht. Bei einem Umsatz von rund 22,5 Millionen Franken resultierte ein Verlust von 331000 Franken. 4,1 Millionen Franken haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Arwo selber erwirtschaftet, vor allem in den Werkstätten und der Lebensmittelproduktion. Letztere kann immer mehr ihrer Produkte via Lebensmittelgrosshändler, aber auch kleinere Detaillisten verkaufen. Seit Jahren gehören die Chlaussäckli in Geschenkpackungen zu den Rennern im Angebot der Arwo. Zum letzten Jahresende konnte sie 17000 davon verkaufen. «Viele Firmen, die wegen Corona auf Weihnachtsfeiern und Kundenanlässe verzichteten, haben dafür Produkte von uns verschenkt», erklärt Meier zu diesem Erfolg. Teilweise musste die Arwo dafür Drittpersonen einstellen. Dies war auch in den Werkstätten der Fall, als die Klienten nicht mehr arbeiten durften. «So war die Produktion stark ausgelastet, was uns im vergangenen Jahr finanziell half», sagt Meier. Die Arwo bietet im Wohnheim und den 7 Wohngruppen 120 Wohnplätze, dazu kommen 280 Arbeitsplätze. Betreut werden die Klienten durch 250 Angestellte.

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