Littering schwer beweisbar
Mit einem Monster gingen Primarschüler das Abfallproblem an und wurden dafür mit einem Preis ausgezeichnet. Bei der Polizei und Politik bleibt Littering ein Thema.

Zuerst mit Plakaten, dann mit einem aus Abfall hergestellten «Monster»: Die Primarschüler im Altenburg störten sich am herumliegenden Abfall auf dem Schulhausareal und bekämpften ihn auf ihre Weise (die Limmatwelle berichtete). Damit gewannen sie den ersten Preis beim Wettbewerb von Swiss Recycling. «Mit ihrem kreativen und ‹gfürchigen› Abfallmonster und der wichtigen Botschaft des Anti-Litterings haben sie uns vollends überzeugt», begründet Rahel Ostgen von Swiss Recycling. Sie überbrachte dem Schülerrat aus dem Altenburg vergangene Woche den Siegerpreis: einen Ausflug in die Umweltarena.
Das Abfallproblem bekamen die Primarschülerinnen und -schüler allerdings trotzdem nicht in den Griff. Nicht nur die Plakate wurden heruntergerissen, sondern auch das Abfallmonster zerstört. Trotzdem machten sie mit ihrer Aktion darauf aufmerksam, dass sie der herumliegende Abfall stört und schafften sich für ihr Anliegen Gehör.
Auch bei der Regionalpolizei (Repol) Wettingen-Limmattal. Der stellvertretende Repol-Chef Michael Krassnig besuchte den Schülerrat. Er versprach, dass häufiger auf dem Altenburg-Pausenplatz patrouilliert werde und Personen, die sich nicht an die Regel halten, würden weggewiesen.
Die Höhe der Busse gibt zu reden
Die Schüler sind nicht die Einzigen, die sich am herumliegenden Abfall stören. Das widerrechtliche Deponieren von Siedlungsabfällen wird schon seit Jahren mit maximal 200 Franken gebüsst. Dieser Tatbestand ist im Polizeireglement festgehalten. Erst seit Anfang 2020 können im Aargau aufgrund politischer Vorstösse auch Litteringsünder mit Bussen von 300 Franken bestraft werden.
In den ersten fünf Monaten wurden im ganzen Kanton rund 40 Littering-Ordnungsbussen ausgestellt. Das hat der Regierungsrat in einer Antwort auf eine Interpellation im 2020 mitgeteilt. Gemäss kürzlichen Berichten in verschiedenen Medien möchte der Regierungsrat die Höhe der Busse nun nach unten korrigieren. Gegenüber dem Regionaljournal Aargau-Solothurn von Radio SRF begründet Samuel Helbling vom Innendepartement: «Es kann sein, dass Polizisten aufgrund der Bussenhöhe eine Zurückhaltung an den Tag gelegt haben.»
Regionalpolizei Wettingen-Limmattal patrouilliert in öffentlichen Anlagen
Auch die Regionalpolizei Wettingen-Limmattal hat nur wenige Littering-Bussen ausgestellt, wie deren Chef Roland Jenni auf Anfrage bestätigt. Allerdings liege das keineswegs an der Höhe der Busse, sondern an der Schwierigkeit der Beweisführung. «Um eine Busse ausstellen zu können, müssen wir den Täter in flagranti erwischen. Doch niemand wirft vor den Augen der Polizei Abfall unsachgemäss weg», so Jenni. Zudem sei das Ordnungsbussenverfahren nur anwendbar, wenn die Polizei den Tatbestand selber feststellt. Mit häufigem Patrouillieren in den öffentlichen Anlagen und dem Gespräch mit der Bevölkerung durch die Jugendpolizei und die patrouillierenden Polizisten versucht die Repol, das Problem zu bekämpfen. Eine lückenlose Überwachung neuralgischer Plätze – etwa durch einen Sicherheitsdienst – erachtet Jenni hingegen als unverhältnismässig. Für die Repol sei das aus personellen Gründen auch gar nicht möglich.
Stattdessen schlägt der Repol-Chef vor, vermehrt suchtmittelfreie Zonen zu ernennen und mit Verbotstafeln darauf hinzuweisen. «Solche Strafandrohungen haben eine abschreckende Wirkung», so Jenni. Für ihn ist Littering ein Gesellschafts-Problem. «Je früher Kinder von ihren Eltern vorgelebt bekommen, Abfall sachgemäss zu entsorgen, je besser.» In diesem Sinne ist die Aktion der Primarschüler also auch ganz im Sinne der Repol.