Lebensfreu(n)de ist mehr als ein Motto

Seit seiner Kindheit prägt die Jubla das Leben von Luca Belci. Heute steht der 31-jährige Wettinger als Co-Präsident an der Spitze des Verbands.
Ein heisser Sommernachmittag im Triebguet in Baden. Luca Belci sitzt entspannt am Tisch, antwortet ruhig und überlegt – und doch enthusiastisch, wenn er von seinem Engagement erzählt. Seit zwei Jahren ist der 31-jährige Wettinger Co-Präsident von Jungwacht Blauring Schweiz (Jubla), einem der grössten Kinder- und Jugendverbände des Landes.
Vom Scharleiter zur Verbandsspitze
Belci kennt die Jubla von innen heraus. Mit acht Jahren trat er in die Schar St. Sebastian Wettingen ein, mit fünfzehn übernahm er erste Leitungsaufgaben. Ab 2014 war er in der Regionalleitung tätig, begleitete Scharen als J+S-Coach in Lagern, organisierte Ausbildungskurse. «Die Zeit hat mich extrem geprägt», sagt er. «Man lernt, Verantwortung zu übernehmen, mit kreativen Lösungen auf Probleme zu reagieren – und das oft unter Zeitdruck, gerade im Sommerlager.»
Heute trägt er Verantwortung in weit grösserem Massstab: 18 Angestellte im Verbandsbüro, ein Jahresbudget von drei Millionen Franken, Verhandlungen mit Politik und Kirche. «Der Alltag sind viele Sitzungen, viele Mails und viel Telefonieren», sagt Belci und lacht. «Aber es ist auch eine Aufgabe, bei der ich unglaublich viel lernen kann.» Wie viel Zeit ihn diese Arbeit kostet, weiss er nicht – und will es gar nicht wissen. «Es ist relativ viel, aber ich mache es gerne.» Dennoch nimmt er sich Zeit, um seine Freundschaften zu pflegen, zudem betreibt er viel Sport: «Das ist mein Ausgleich zum Berufsleben und meinem Engagement bei der Jubla.» Dabei zieht es ihn oft in die Alpen, man trifft ihn beim Bergsteigen oder auf Skitouren; eine Faszination, die dank der Jubla entstanden ist.
Bund plant Sparmassnahmen
Als Politikwissenschaftler – Belci studierte in Zürich und Bern, absolvierte ein Praktikum bei der Schweizer Botschaft in Rom und ist heute hauptberuflich als politischer Berater in einer Kommunikationsagentur tätig – bleibt ihm auch in der Jubla die Politik nie fern. Denn der Verband sieht sich derzeit mit drohenden Sparmassnahmen konfrontiert. Das Entlastungspaket 2027 des Bundes sieht Kürzungen bei Sport- und ausserschulischer Jugendförderung vor, ebenso teilte das Bundesamt für Sport (Baspo) diesen Sommer mit, dass die Jugend+Sport-Beiträge bereits aber 2026 um 20 Prozent gekürzt werden sollen. «Diese Gelder sind für die Scharen extrem wichtig und kommen direkt den Kindern zugute», erklärt Belci. «Sie ermöglichen es, dass Lager für alle zahlbar bleiben – auch für Familien mit kleinem Budget.» Deshalb engagiert sich die Jubla gemeinsam mit Pfadi und Cevi politisch gegen die Einschnitte.
Zusammen vertreten die drei Verbände rund 100000 Mitglieder. «Wir setzen uns ein für die Bewegungsförderung – das ist die beste Gesundheitsprävention – und für die Möglichkeit, dass junge Menschen Verantwortung übernehmen und sich ehrenamtlich engagieren.» Zudem sei die Jubla ein Ort, an dem Kinder Freiraum haben, sich einzubringen und Gemeinschaft zu erleben – ganz ohne Leistungsdruck. Wie es weitergeht, entscheidet sich im Dezember, dann berät das eidgenössische Parlament über das Budget.
Höhepunkt zum Abschluss
Doch von solchen Hiobsbotschaften lassen sie sich nicht unterkriegen, schliesslich lautet das Motto der Jubla seit über 20 Jahren «Lebensfreu(n)de». Für Belci ist es mehr als ein Spruch: «Ich kenne einige, die sich das sogar tätowieren liessen», sagt er. Seine engsten Freunde lernte er über die Jubla kennen, ebenso seine Partnerin. «Sie versteht, weshalb ich mich so stark engagiere. Das ist ein grosses Glück.» Doch seine Jubla-Reise endet bald, in den nächsten ein bis zwei Jahren will er seinen Posten abgeben. So war das «Jublasurium», also das nationale Pfingstlager mit rund 10000 Kindern, das in diesem Jahr in Wettingen stattfand, für ihn ein persönlicher Höhepunkt. «Ein solches Highlight zu Hause, gegen Ende meines langen Engagements in der Jubla, ist wahnsinnig schön – fast ein Kindheitstraum.» Viele seiner früheren Weggefährten hätten noch einmal mitgeholfen, auch wenn sie längst nicht mehr aktiv seien. Und weshalb nun der baldige Abschied? «Man muss aufhören, solange es einem noch gefällt», sagt Belci. «Ich habe gemerkt, dass genug neue Leute mit frischen Ideen da sind. Ihnen möchte ich Platz machen, sie werden die Jubla weiterbringen.» Eines aber bleibt: die Freundschaften, Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer und die Lebensfreude.