Trychlerglocken und Tränen an der letzten Ratssitzung
Christian Oberholzer gibt sein Präsidentenamt nach zwei Jahren weiter. reg
Abschied Gemeindeammann Roland Kuster (l.) und sein Vize Markus Maibach an ihrer letzten Ratssitzung. Roger Egloff
Sandro Sozzi erhält von Ursi Depentor im Namen der Partei eine Mistgabel. reg
Leo Scherer (WettiGrün), seit September 1990, 36 VorstösseEr habe bewiesen, was man mit Lokalpolitik erreichen könne, und sei stets von seinem Gerechtigkeitssinn getrieben gewesen, beschrieb seine Partei das Urgestein. Bei seiner Verabschiedung standen die Räte zur Standing Ovation auf.
Orun Palit-Ghosh (GLP), seit Januar 2014, 37 VorstösseOrun Palit habe die GLP in Wettingen gross gemacht, man habe ihm viel zu verdanken, rühmte die Partei. Man schätze sein Engagement und freue sich, dass er nun als Gemeinderat in anderer Position weiter politisiere.
Christian Oberholzer gibt sein Präsidentenamt nach zwei Jahren weiter. reg
Abschied Gemeindeammann Roland Kuster (l.) und sein Vize Markus Maibach an ihrer letzten Ratssitzung. Roger Egloff
Sandro Sozzi erhält von Ursi Depentor im Namen der Partei eine Mistgabel. reg
Leo Scherer (WettiGrün), seit September 1990, 36 VorstösseEr habe bewiesen, was man mit Lokalpolitik erreichen könne, und sei stets von seinem Gerechtigkeitssinn getrieben gewesen, beschrieb seine Partei das Urgestein. Bei seiner Verabschiedung standen die Räte zur Standing Ovation auf.
Orun Palit-Ghosh (GLP), seit Januar 2014, 37 VorstösseOrun Palit habe die GLP in Wettingen gross gemacht, man habe ihm viel zu verdanken, rühmte die Partei. Man schätze sein Engagement und freue sich, dass er nun als Gemeinderat in anderer Position weiter politisiere.
Laut und emotional war die letzte Einwohnerratssitzung dieser Amtsperiode. Schuld waren für einmal nicht hitzige Diskussionen, sondern die Verabschiedungen der abtretenden Gemeinde- und Einwohnerräte.
«Es geht mir ausgezeichnet», sagte Gemeindeammann Roland Kuster (Mitte) kurz vor 19 Uhr, bevor die letzte Einwohnerratssitzung begann. «Ich fühle mich gut. Klar!», waren die Worte seines Vizes, Markus Maibach (SP). Und auch Gemeinderat Sandro Sozzi (Mitte) strahlte, als er sagte: «Sehr gut. Es ist schön, etwas abzuschliessen.» Einzig Einwohnerratspräsident Christian Oberholzer (SP) schien etwas nervös und antwortete: «Frag mich nach der Sitzung, wie es mir geht.»
Nach zwei Jahren als «höchster Wettinger», wie das Amt des Einwohnerratspräsidenten bezeichnet wird, führte er zum letzten Mal durch die Einwohnerratssitzung. Er habe es genossen, als politischer Vertreter so oft unterwegs zu sein: «Manchmal bin ich mir nicht ganz sicher gewesen, ob die Person mich oder nur meine Funktion so spannend fand», sagte er und es schien, als wäre die Nervosität am Schluss von ihm gewichen.
Pompöse Verabschiedung
Als die acht abtretenden Einwohnerräte von ihren Fraktionssprechern verabschiedet worden waren und die zehn «Burghorn Trychler» den Rathaussaal betraten, wurde es auf einmal für andere emotional. Lautstark kündigten sie Kusters Verabschiedung an. «Er ist unser erstes Mitglied, das in Pension geht», sagte Thomas Benz. Unter Tränen bedankte sich der abtretende Ammann zuerst bei seiner Familie und gestand, dass das Mädchen, das von der Tribüne her zu hören sei, seine Enkelin ist.
Auch die Kinder von Sandro Sozzi verfolgten die Verabschiedung ihres Vaters von der Tribüne aus. Er freue sich, künftig wieder mehr Zeit für sie zu haben, und sagte: «Ich habe manchmal mehr Zeit in Schulhäusern verbracht als zu Hause.» Der Ressortvorsteher der Schule wird künftig nicht nur mehr Zeit zu Hause sein, sondern auch auf dem Hof, den er vergrössern will. Von seiner Partei erhielt er eine Mistgabel als Abschiedsgeschenk. Sie soll ihn an seine politische Zeit erinnern. «Du warst die Ruhe in Person», lobte Kuster bei der Verabschiedung.
Künftig Gitarre statt Politik
Nicht nur Kuster und Sozzi wurden verabschiedet, sondern auch Vizeammann Markus Maibach. «Es gibt wohl gemütlichere Orte als in Wettingen die Finanzen zu verantworten», sagte Julien Gründisch (SP)bei der Verabschiedung. Auf Maibachs Vielseitigkeit bezugnehmend, schenkte ihm seine Partei zum Abschied einen Gutschein für Gitarrenunterricht bei der Musikschule Wettingen. Langweilig wird es ihm also auch in der Pension nicht. Für die Partei sei es nach 12 Jahren im Gemeinderat, davon 8 als Vizeammann, «fast nicht vorstellbar, dass du dich aus der aktiven Politik zurückziehst».
Nach den zweistündigen Abschiedsreden ergriff Einwohnerrat Alain Burger (SP) das Schlusswort. In Gedichtform dankte er nicht nur Christian Oberholzer, sondern blickte auch treffend auf die vergangenen zwei Jahre im Einwohnerrat zurück, nachfolgend in gekürzter Form: «Trotz souveräner Auftritte, die Christian hatte, in die Länge zog sich manch’ Einwohnerratsdebatte. Denn in diesem Rat sitzen bekanntlich auch Juristen, die es fast immer «nochli» besser wissen. Non mergor! – Wettingen soll nicht untergehen, so haben es die Mönche vor 800 Jahren schon gesehen. Hätten sie damals dem Einwohnerrat vertraut, wir hätten unser Kloster wohl nie gebaut. Bei der Oberstufe sind wir heute einen grossen Schritt weiter, dank Studienauftrag auch etwas gescheiter. Doch auch beim Schulraum fehlt nach wie vor der Stutz – den gibts vom Kanton nur beim Hochwasserschutz. Jahresberichte, Strassen, Umweltfragen und dreimal Budgetdebatte in zwei Jahren. Weil der Einwohnerrat die Steuern erhöhte, sich eine hauchdünne Volksmehrheit daran störte. Schnell ein neues Budget, ohne Extrarunden, im Jahr darauf diskutierten wir Stunden um Stunden. Nur Gemeinderat und Verwaltung wissen: Dieser Rat ist stur. Sport bei uns, in der Stadt Baden die Kultur. Ich will diese Rede jetzt nicht ruinieren – doch vielleicht sollten wir halt wirklich fusionieren.»
