Klares Ja zum Jahrhundertprojekt
An der einstündigen Ratssitzung stand der Kredit über 27,64 Mio. Franken zum Hochwasserschutz und zur Revitalisierung des Dorfbachs zur Debatte – und wurde genehmigt.
Das erste, wohl wichtigste Traktandum an diesem Donnerstagabend: die Abstimmung zum Kredit über 27,64 Millionen Franken für den Ausbau des Hochwasserschutzes. Das Projekt sieht zum einen die Revitalisierung des Dorfbachs bzw. Gottesgrabens vom Friedhof Brunnenwiese bis zur Altenburgstrasse vor, zum anderen soll ein Hochwasserentlastungskanal vom Lindenplatz via Alberich-Zwyssig-Strasse bis in die Limmat erstellt werden. Bei den Kosten würden sich der Bund, der Kanton sowie der «ewz- naturmade-star-Fonds» mit 17,7 Millionen beteiligen, die restlichen rund 10 Millionen Franken gehen zu Lasten der Gemeinde.
Hochwasserschutz ist Pflicht
Trotz dem hohen finanziellen Aufwand standen die Fraktionen dem Anliegen positiv gegenüber. Markus Zoller (Die Mitte) fand klare Worte: «Wir haben lange genug gewartet und können uns nicht mehr länger aus der Verantwortung stehlen.» Dazu betonte er, dass die Revitalisierung des Bachlaufs eine doppelte Bedeutung habe: «Erstens ist es eine Aufwertung des Siedlungsraums und eine Förderung der Biodiversität in einem dicht bebauten Gebiet, zweitens erfolgt ein beachtlicher Subventionierungsbeitrag seitens Bund und Kanton dank der Bachrevitalisierung.» Auch Basil Baumgartner (WettiGrüen) sprach von einem gelungenen Projekt: «Wir können das Schadenspotenzial – momentan das zweithöchste im Aargau – um ein Vielfaches vermindern.» Die Revitalisierung sei das «i-Tüpfelchen» des Vorhabens; die Gemeinde erhalte einen aufgewerteten Lebensraum, der zum Verweilen einlade und gleichsam eine wirkungsvolle Massnahme darstelle, um der Hitzeproblematik im Siedlungsgebiet entgegenzuwirken. Zu den Kosten meinte Baumgartner schlagfertig: «Wettingen ist knapp bei Kasse, aber ein Hochwasser können wir uns schon gar nicht leisten.» Auch Antonia Zumstein (GLP) verwies darauf, dass es sich beim Hochwasserschutz nicht um ein «Nice-to-have» handle, sondern um eine Pflicht – gerade im Hinblick auf steigende Gefahren durch den Klimawandel: «Für die GLP ist deshalb klar, den vorgeschlagenen Weg zu gehen.» Äusserst kurz fiel das Votum von Désirée Mollet (FDP) aus: Es liege in unser aller Interesse, die Gefahrenlage in den Griff zu kriegen, deshalb sei dem Kreditantrag zuzustimmen. Und auch SVP-Mann Peter Lütolf sprach sich für eine Annahme aus: «Das vorliegende Projekt basiert auf langjähriger Planung, was die Effektivität und Nachhaltigkeit unterstreicht.»
Alternativen geprüft und verworfen
Eine Variante, die im Vorfeld zur Debatte stand, ist ein Rückhaltebecken beim Eigital. «Dies wurde selbstverständlich geprüft und nicht als praktikabel befunden», so Markus Zoller. Und Antonia Zumstein verwies darauf, dass der finanzielle Aufwand für eine Lösung mittels Rückhaltebecken im Missverhältnis zum Nutzen stehen würde, «ausserdem müsste man mit einem regelmässigen grossen Unterhalt rechnen». Darauf machte auch Basil Baumgartner aufmerksam: «Würde man einen Damm bauen und es käme ein Hochwasser, gäbe es danach auf einer grossen Fläche erhebliche Aufräumarbeiten.» Auch verwies der SP-Politiker darauf, dass diverse Varianten von mehreren unabhängigen Expertenteams genau geprüft wurden – mit dem Ergebnis, dass ein Entlastungskanal via Alberich-Zwyssig-Strasse die beste Lösung sei. Zum Schluss betonte die zuständige Gemeinderätin Kirsten Ernst (SP): «Das Projekt wurde auf Herz und Nieren geprüft und steht auf einem stabilen Fundament.» Zum selben Schluss kamen alle im Parlament, und so wurde der Kredit kurz darauf einstimmig gutgeheissen. Nun kommt das Vorhaben im Juni 2024 vor das Wettingen Stimmvolk.
Traktanden gaben kaum zu reden
Weiter stand die Entgegennahme des Postulats der Fraktion Mitte-EVP betreffend bevorzugte Bikerouten am Lägernhang auf dem Programm. Dieses ersucht den Gemeinderat, den Verein «Lägern Biketrails» bei der Erstellung und Ausschilderung von Biketrails zu unterstützen. Die Postulanten wiesen darauf hin, dass das Vorhaben zu keiner finanziellen Belastung seitens Gemeinde führt: Der Unterhalt würde durch Freiwillige erledigt. Ohne Kommentare des Gemeinderates wurde das Postulat sodann überwiesen. Nun ging alles sehr schnell: Traktandum Nummer 3, ein Postulat betreffend Gegengeschäft für die Unterstützung des Kurtheaters, wurde zurückgezogen. Anschliessend stand die Beantwortung der Interpellation von Marco Bonadei (SP) und Judith Gähler (FDP) betreffend Deutschförderung vor dem Kindergarten an: Gähler war erfreut, dass der Gemeinderat die Wichtigkeit der frühen Deutschförderung erkannt hatte, nur hinsichtlich der Räumlichkeiten – solle es dereinst so weit sein – zeigte sie sich irritiert: «Solche Eventualitäten müssten in der aktuellen Schulraumplanung miteinbezogen werden.» Zu guter Letzt stand mit dem Traktandum 5 noch die Beantwortung der Interpellation von Daniel Notter und Michaela Huser (beide SVP) betreffend den Regionalplanungsverband Baden Regio an. Huser bemerkte, dass die Beantwortung ihrer Fragen durch den Gemeinderat nicht zu einem besseren Eindruck oder einem besseren Verständnis von Baden Regio geführt habe: «Wir werden hier dranbleiben.»