Kantonale Finanzierung: Auch bei der Heilpädagogischen Schule stehen Veränderungen an

Seit rund zwei Jahren leiten Rainer Kirchhofer und Nicole Merkli die Heilpädagogische Schule (HPS) Wettingen. Seither hat sich einiges verändert und auch künftig bleibt vieles in Bewegung. Grund dafür ist unteranderem die Änderung bei der Finanzierung des Kantons.

HPS-Schulleitung: <em>Nicole Merkli und Rainer Kirchhofer vor dem Spielplatz der Heilpädagogischen Schule, der Sonderschule der Gemeinde Wettingen. Melanie Bär</em>
HPS-Schulleitung: <em>Nicole Merkli und Rainer Kirchhofer vor dem Spielplatz der Heilpädagogischen Schule, der Sonderschule der Gemeinde Wettingen. Melanie Bär</em>

Rainer Kirchhofer und Nicole Merkli teilen die Funktion der Schulleitung: Er ist für das Pädagogische und sie für das Betriebswirtschaftliche zuständig. Schon ihre beiden Vorgängerinnen, Margrith Wahrstätter und Madlen Bärtsch, hatten sich die Leitung geteilt.

Vor zwei Jahren hat man wieder zwei Personen für die Leitung mit 130 Stellenprozent gesucht. Bewusst jedoch nicht mehr zwei Personen mit pädagogischem Hintergrund, sondern eine davon mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung. Denn auch an den Schulen macht der finanzielle Druck nicht Halt.

«Vor einigen Jahren wurde mehr ausgegeben als eingenommen», sagt Merkli. Damals sind Gemeinde, Kanton und Schule zusammengekommen und haben ein ausgeglichenes Budget zusammengestellt. Das war, bevor Merkli und Kirchhofer die Leitung übernommen haben. «Wir schauen nun, dass wir finanziell auf Kurs bleiben und weiterhin schwarze Zahlen schreiben», so Merkli.

Finanzieller Druck bleibt

Denn der finanzielle Druck wird wohl auch in Zukunft bleiben. Eben hat das Departement Bildung, Kultur und Sport informiert, dass aufs Schuljahr 2018/19 bei der sogenannten Pauschalierung der «verstärkten Massnahmen» von der individuellen zur pauschalen Zuteilung gewechselt wird.

Bisher bekamen Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträchtigung oder einer erhöhten Beeinträchtigung zusätzliche schulische Unterstützung. Entweder besuchten sie eine Sonderschule wie die HPS Wettingen. Oder sie gingen in die Regelschule und wurden dort individuell unterstützt.

Neu sollen diese «verstärkten Massnahmen» nicht mehr für die einzelnen Schülerinnen und Schüler gesprochen werden, sondern pauschal den einzelnen Schulen zugeteilt werden. Die Höhe des Betrags hängt stark von der Schülerzahl ab.

Damit will der Kanton auch Geld sparen. «Wenn in der Regelschule gespart werden muss, hat das auch bei uns Auswirkungen», sagt Kirchhofer. Kurzfristig sei noch alles geregelt, doch inwiefern sich die Sparübungen langfristig auch auf Sonderschulen wie die HPS auswirken, sei noch unklar. «Wir werden deshalb gut beobachten, was der Kanton macht», so Merkli.

Vermehrte Diagnosen bei Kindern

Die Veränderung der Krankheitsbilder ist ein weiteres Thema, mit dem sich die Schulleitung zurzeit befasst und auch in Zukunft befassen wird. «Es gibt immer weniger Menschen mit Trisomie 21 oder der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, dafür werden vermehrt Autismus-Spektrum-Störungen, die sogenannte ASS, diagnostiziert», so Kirchhofer.

Die Lehrpersonen in der HPS brauchen entsprechendes Wissen, um damit umgehen zu können. «Wir schulen deshalb unser Personal in diesen Themen», so Kirchhofer. Auch ein Bewusstsein für die Gesundheit der Lehrpersonen und Schüler liegt ihr am Herzen.

Was hat sich mit der neuen Leitung sonst noch verändert? «Schon dass wir kamen und anders sind, brachte Veränderungen», sagt Kirchhofer. Sichtbare Veränderungen trifft man im Lichthof des Schulhauses an: Fünf Brahma-Hühner laufen dort herum. Zusätzlich zum Hühnerstall erhielten die Kinder auf dem Pausenplatz auch einen neuen Pavillon, der ihnen in den Pausen als Rückzugsort dient.

Neu: Ausbildung für Sozialpädagogen

Eine weitere Neuerung beginnt im Sommer: Aufs neue Schuljahr hin werden an der HPS Wettingen zwei Ausbildungsplätze für Sozialpädagogen angeboten.

«Bei Kindern mit einer starken Behinderung stehen neben der Schule oftmals ganz andere Themen im Vordergrund, deshalb braucht es zusätzlich zu den Lehrpersonen auch Sozialpädagogen», sagt der Vater dreier Söhne im Teenageralter.

Weil es auf dem Arbeitsmarkt zu wenig ausgebildete Heilpädagogen gibt, will man damit auch dieses Problem angehen. «Denn Sozialpädagogen können gleichzeitig die Ausbildung zum Heilpädagogen absolvieren.» Bisher waren es vor allem Lehrpersonen, die diese Zusatzausbildung machten.

Es ist eine grössere Herausforderung

Auch Kirchhofer liess sich nach der Lehrerausbildung während des Psychologiestudiums im Bereich der Sonderpädagogik ausbilden. Es zog ihn schon sehr bald von der Regelschule zur Arbeit mit Kindern mit besonderen Bedürfnissen, beispielsweise Verhaltensauffälligkeiten, psychischen Beeinträchtigungen, körperlichen Behinderungen oder kognitiven Beeinträchtigungen wie an der HPS.

«Ich finde es eine grössere Herausforderung, ihnen beizubringen, selbstständig zu werden, als Mathe zu unterrichten», sagt er. Mit seiner Aufgabe als Schulleiter an der HPS Wettingen fühlt sich der 47-Jährige deshalb sehr wohl.

So wie auch Nicole Merkli. Die vierfache Mutter war jahrelang im Finanz- und Personalbereich in der Privatwirtschaft tätig. Die Arbeit an der HPS Wettingen gefällt ihr sehr gut und bereitet ihr viel Freude.

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