In Wettingen lebt der «Glöggli­frosch» auch im Rebberg

Marco Kaufmann realisiert immer wieder Naturschutzprojekte in Wettingen. Bei einem Rundgang zwischen Rebberg und Eigi zeigt der Co-Präsident des Vogel- und Naturschutzvereins Wettingen, welche Bauten Amphibien, Nagern, Vögeln und Reptilien zugutekommen.

Der Weiher auf dem Areal des Kinderheims Klösterli dient Amphibien wie der Gelbbauchunke als Laichgewässer.Sibylle Egloff

Der Weiher auf dem Areal des Kinderheims Klösterli dient Amphibien wie der Gelbbauchunke als Laichgewässer.Sibylle Egloff

Dank Nistkästen soll der Wendehals wieder heimisch werden. zVg/Beni Herzog

Dank Nistkästen soll der Wendehals wieder heimisch werden. zVg/Beni Herzog

Der Teich ist in dichten Nebel gehüllt. Marco Kaufmann stapft durch das feuchte und mit Laub bedeckte Gelände unterhalb des Dickerenbachs bei der Lägern. «Hier stand früher ein Betonschacht mit Gitter, ein seltsames Bauwerk», sagt Kaufmann und blickt auf das Gewässer, das sich auf dem Grundstück von Beni Egloff, dem Leiter der Klostergärtnerei, befindet. 2014 entstand dieser Weiher, der vor Kaufmanns Füssen liegt. «Der Bach läuft nun in den Teich», erklärt der Co-Präsident des Vogel- und Naturschutzvereins Wettingen.

Ziel dieses Aufwertungsprojekts war die Förderung der Geburtshelferkröte, die im Volksmund «Glöggli­frosch» genannt wird. Deshalb erstellte der Vogel- und Naturschutzverein Wettingen auf Anregung von Beni Egloff nicht nur den Teich, sondern sorgte auch dafür, dass rund herum Ast- und Steinhaufen erstellt sowie Hecken gepflanzt werden. «Diese Kleinststrukturen dienen Amphibien und Reptilien als Versteck und Lager zum Überwintern. Zudem ist es wichtig, dass sie beim Wandern immer wieder Rückzugsmöglichkeiten finden. Unser Anliegen ist es, dieses Netz von Kleinstrukturen zu verdichten», sagt Kaufmann.

Finanziell unterstützt wurde der Vogel- und Naturschutzverein vom «naturemade star»-Fonds des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) und von der Naturschutzfachstelle des Kantons Aargau.

Seit der fünften Klasse ist er Mitglied im Verein

Kaufmann ist seit seiner Kindheit fasziniert von Vögeln, Amphibien und Reptilien. «Ich habe als Kind die Tiere im Weiher des Gartens meiner Eltern stundenlang beobachtet. Seitdem ich als Fünftklässler einen Jungornithologenkurs des Vogel- und Naturschutzvereins Wettingen besucht habe, bin ich Mitglied im Verein», erzählt der 48-Jährige. Auch sein beruflicher Werdegang wurde von seiner Faszination geprägt. Als Landschaftsarchitekt setzt er immer wieder Renaturierungsprojekte um. So kam für die Vorhaben in Wettingen sein berufliches Wissen oft zum Zug.

Steinburgen für Wiesel, Nistkästen für Wendehälse

Und nicht nur der «Glögglifrosch», Erdkröten, Gelbbauchunken, Bergmolche oder Ringelnattern profitieren von den Kleinstrukturen rund um den Weiher. «Die Steinburgen, die mit Ästen ausgekleidet sind, sind auch für Wiesel gedacht», verrät Kaufmann. Aufgehängt wurden im Rahmen eines Artenförderungsprojekts von Bird Life Schweiz und der Schweizerischen Vogelwarte mit lokalen Naturschutzvereinen zudem Nistkästen für den Wendehals. «Das ist eine sehr seltene Spechtart, die hier wieder heimisch werden soll», erklärt Kaufmann. Bereits einige seien von Brutpaaren benutzt worden. «Das Gebiet zwischen Rebberg und Eigi bietet so viel Potenzial für die Natur.»

Auch ein neues Amphibienlaichgewässer samt Ast- und Steinhaufen auf dem Areal des Kinderheims Klösterli im Gebiet Empert konnte dank einer Spende und der Unterstützung des EWZ 2017 realisiert werden. «Die Kindergartenkinder und deren Eltern haben uns und dem Vogel- und Naturschutzverein Baden beim Bau geholfen», erzählt Kaufmann.

Kleinstrukturen wurden ebenso beim Eigihof im Jahr 2018 errichtet. «Wir haben zehn Obstbäume auf dem Hof von Amedée und Alexandra Monnerat gepflanzt. Vögel wie der Wendehals oder der Gartenrotschwanz mögen die halb offene Landschaft von Obstgärten mit Hochstammbäumen. Da der Obstbau jedoch abnimmt, gibt es immer weniger Lebensraum für sie», sagt Kaufmann und blickt auf die Bäume, deren Umrisse im Nebel leicht verschwimmen.

Die Verantwortung und die Nutzung der Birnen- und Apfelbäume wurde der Familie Monnerat übergeben. «Wir als Verein besitzen kein Land. Daher sind wir auf die Bereitschaft von Pächtern und Eigentümern angewiesen, uns Land für die Förderung der Tiere zur Verfügung zu stellen. Aus diesem Grund sollen sie auch den maximalen Nutzen haben», findet Kaufmann.

Zwei- bis dreimal pro Jahr sieht er nach dem Rechten

Auf dem Eigihof konnten zudem ein paar Wieselburgen gebaut werden. Zwei- bis dreimal im Jahr kommt der Co-Präsident des Vogel- und Naturschutzvereins Wettingen an den aufgewerteten Plätzen vorbei und schaut, ob Flora und Fauna Gefallen daran finden. «Es ist schön zu sehen, wie das Netz an Kleinstrukturen wächst», sagt Kaufmann. Und umso mehr freue er sich, wenn er bei seinen Besuchen dem einen oder anderen Tier begegne, das von den Strukturen profitiert.

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