Fünfzig Meter zum Gummi-Entchen und zurück

Es herrscht reges Treiben an diesem Sonntag im Freibad Tägi. Doch es ist kein normaler Nachmittag –, die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Badewannenrennen steht auf dem Programm.

Das Podest Die Sieger Gebi Merkli (mit Hut) und Urs Käppeli (4. v. l.) mit Veranstalter Rainer Braun (im blauen T-Shirt). Fotos: pn

Das Podest Die Sieger Gebi Merkli (mit Hut) und Urs Käppeli (4. v. l.) mit Veranstalter Rainer Braun (im blauen T-Shirt). Fotos: pn

Schiffbruch Nicht alle bewältigen die Strecke unbeschadet.

Schiffbruch Nicht alle bewältigen die Strecke unbeschadet.

Musik dröhnt aus den Boxen, unzählige Kinder und Erwachsene planschen munter im angenehm warmen Wasser. Die Animatoren sorgen für gute Stimmung –, man fühlt sich an einen Badeort am Mittelmeer erinnert. «Es ist ein Event für die ganze Familie», so Rainer Braun, Organisator des Rennens samt umfangreichem Rahmenprogramm. So gibt es vor der eigentlichen Hauptattraktion zum Einwärmen erst mal ein Penalty-Schiessen auf dem Wasser. Schnell wird klar: Die Fortbewegung auf den schwimmenden Matten ist gar nicht so einfach, wie man im ersten Moment zu glauben vermag. Viele der jungen Kandidatinnen und Kandidaten landen vor dem Ballkontakt im Wasser und sind somit ausgeschieden, von den geschätzt 100 Teilnehmern treffen denn auch nur gerade drei das Tor. Umso grösser ist bei diesen dann aber die Freude.

Immer mehr Publikum versammelt sich am Bassinrand, um dem farbenfrohen Treiben zuzusehen. Doch bevor es nun zum lange erwarteten Rennen kommt, können sich die zahlreichen Kinder beim Aquafun noch einmal so richtig austoben. Zudem startet Braun mit seinem Team einen nicht ganz ernst gemeinten Weltrekordversuch – die längste Polonaise der Welt.

Dann endlich ist es soweit, Braun greift zum Mikrofon: «Ab in eure Wannen!» Unter den vielen Teams sind auch die Sieger des vergangenen Jahres, Urs Käppeli und Gebi Merkli, die beiden Lokalmatadoren aus Wettingen. «Wir haben über den Bademeister von diesem Event erfahren», so Käppeli, und auch in diesem Jahr wollen sie wieder alles geben, um den Titel erfolgreich zu verteidigen. Dabei sind die Regeln denkbar einfach: Gefahren wird immer zu zweit, dabei müssen rund 50 Meter absolviert werden, in der Hälfte der Strecke heisst es, ein gelbes Gummi-Entchen zu umschiffen. Was in der Theorie so simpel tönt, ist jedoch gar nicht so einfach: Längst nicht alle Wannen schaffen es ins Ziel –, einige gehen schon nach wenigen Metern unter, andere verfahren sich im Bassin und müssen «gerettet» werden.

Den Piloten bereitet das Rennen dabei sichtlich Vergnügen, auch wenn der Sieg nicht jedem vergönnt sein kann. Ein Junge, dessen Badewanne kenterte, meint lachend: «Es hat wahnsinnig Spass gemacht!» Auch dem Publikum gefällt das bunte Treiben, viele stehen mit dem Smartphone in der Hand am Beckenrand und filmen das Rennen. «Ich selbst würde da nicht mitfahren, aber es ist sehr lustig zum Zuschauen», sagt ein Mädchen, das gespannt aufs Wasser blickt. Und wahrlich, die Beteiligten als auch die Organisatoren gehen mit viel Humor zur Sache. Brauns Ansagen sind oftmals erheiternd und sorgen immer wieder für Lacher.

So war auch die Idee für das Badewannenrennen zu Beginn eher als Scherz gemeint, mittlerweile jedoch entwickelte es sich zu einer festen Institution: «Die Idee für das Event kam mir zu Hause in der Badewanne», so Braun, «im Nebenzimmer lief Formel 1.» Und da dachte er sich, dass ein Rennen wohl auch in diesem Behältnis für Körperhygiene möglich sei. Kurz darauf veranstaltete er eine Deutsche Meisterschaft in dieser neuen und überaus exotischen Sportart. Das war 2013. Ein Jahr später folgte die erste Europameisterschaft, im 2015 konnten sich Menschen in der ganzen Welt im Badewannenrennen messen.

«Mittlerweile werden die Qualifikationen in 99 Destinationen ausgetragen», freut sich der Organisator, «der jeweilige Tagessieger qualifiziert sich für das Finale.» Und wie es kaum anders zu erwarten war, heissen auch an diesem Tag die Sieger wieder Urs Käppeli und Gebi Merkli: «Wir sind gekommen und haben gewonnen», freuen sich die beiden. Vielleicht reicht es in diesem Jahr sogar für den Weltmeistertitel.

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