Freisinniger mit linker Herzhälfte
Nach 24 Jahren gibt Heinz Germann das Präsidium der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Lägern an den Vize Patrick Bürgi ab.

Heinz Germanns Leben ist von der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft (GBSG) Lägern geprägt. «Ich habe in einer Lägern-Siedlung im Chlosterbrüel eine sehr schöne Jugend verbracht», sagt Heinz Germann. Nach seiner kaufmännischen Ausbildung arbeitete er als Hilfsbuchhalter bei der GBSG, dazwischen besuchte er die Rekrutenschule. Fasziniert von der Immobilienbranche, arbeitete er bei verschiedenen Firmen im Immobiliensektor weiter und gründete im Jahr 1996 seine eigene Immobilienfirma. Vier Jahre später tat er sich mit Daniel Gfeller zusammen, heute führen sie gemeinsam «Germann und Gfeller».
Seit 1988 ist Germann nun Präsident der GBSG, heute Lägern Wohnen genannt. Seine Fachkompetenz und sein grosses Beziehungsnetz – Germann war im Einwohnerrat tätig – haben ihm auch als Präsident der GBSG geholfen. In den 24 Amtsjahren kamen 193 Wohnungen dazu, heute bietet die Genossenschaft 864 Wohnungen an «und wir sind damit die grösste Wohnbaugenossenschaft im Aargau», sagt Germann stolz. Stolz ist er auch darauf, dass man es mit dem Bau von unterirdischen Garagen geschafft hat, die oberirdische Umgebung nicht durch weitere Parkplätze zu belegen. In Zahlen ausgedrückt: Heute hat man 729 unterirdische Parkplätze, 345 mehr als 1987, die Aussenparkplätze hingegen haben um zwei auf 129 abgenommen.
«Mit viel Herzblut habe ich die Arbeit gemacht und konnte als Freisinniger meine linke Herzhälfte ausleben», lacht Germann. Die Grundidee von «Lägern Wohnen» ist es nämlich, qualitativ gute Wohnungen zu moderaten Mietzinsen anzubieten. «Im Vergleich liegen unsere Preise durchschnittlich gute 15 Prozent unter dem Marktwert.» Wer eine Wohnung mieten will, muss allerdings Genossenschafter werden und einen finanziellen Beitrag zahlen. Bevorzugt werden Familien und weniger gut bemittelte Mieter.
Trotz sozialem Hintergedanken hat es auch Germann nicht geschafft, es allen recht zu machen. Er ist nicht darum herumgekommen, schwere Entscheide zu fällen: «Bei Sanierungen gab es immer wieder Diskussionen über die Notwendigkeit.» Für den Vorstand war diese gegeben, wenn dadurch der Werterhalt sichergestellt wird und dafür gesorgt wird, dass nicht alle Liegenschaften gleichzeitig saniert werden müssen. «Die Mieter aber wollten dies manchmal nicht, sagten, sie bräuchten keine neue Küche.» So geschehen bei den Sanierungen in der Allmend oder Kappelerhof. «Solche Diskussionen gab es aber auch schon vor 24 Jahren und wird es wohl auch künftig geben.» Am Grundsatz, keine spekulativen Geschäfte zu tätigen, hat man hingegen von Anfang an festgehalten und will es auch in Zukunft tun. Weiterhin will man vor allem in Baden und Wettingen Wohnungen anbieten, die grösstenteils neu gebaut werden. «Da die Landreserven langsam ausgehen, ist eine Ausdehnung in die Region denkbar», so Germann. Bereits heute bietet sie auch Überbauungen in Büblikon, Ehrendingen und Neuenhof an. Auch der Bau von Alterssiedlungen sei weiterhin ein Thema, obwohl dieses Vorhaben in Freienwil mit der Ablehnung durch das Volk gescheitert ist. «Wenn das Land im Zentrum aber an den Meistbietenden abgegeben wird, ist es für uns schwierig, mitzuhalten.» Auch Patrick Bürgi, der an der Generalversammlung am 27. April im Tägi zu Germanns Nachfolger gewählt werden soll, hält daran fest, keine spekulativen Geschäfte zu tätigen. Schliesslich will auch er einmal ein kerngesundes Unternehmen weitergeben können.