Figurentheater-Gründerin gestorben
Das erste Marionetten-Ensemble im Kanton Aargau – heute «Wettinger - Figurentheater» – wurde im Jahr 1979 von Rita Périllard - zusammen mit Toni Kyburz und weiteren Theaterfans im Badener Kornhaus gegründet.

Obwohl Rita Périllard die Regieführung und Theaterleitung längst abgegeben hat, wird sie immer noch als «Mutter» der Wettinger Bühne betrachtet. Sie verstarb nun im 84. Altersjahr in einem Pflegeheim im Emmental.
Rita Périllard hat sich als Theater-Pädagogin ausbilden lassen und erhielt Engagements als Sängerin am Zürcher Opernhaus. Zusammen mit dem St. Galler Stadttheater spielte sie jeweils während der Sommermonate am Kurtheater Baden. In der Region lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, mit dem sie verschiedene Auslandaufenthalte erlebte. Später liess sie sich als Musikpädagogin ausbilden und war wesentlich am Aufbau der musikalischen Grundschule in Wettingen und im Kanton Aargau engagiert. Bei dieser Tätigkeit hat sie festgestellt, wie wenig Märchen den Kleinkindern heute erzählt werden. Durch die Wiederentdeckung des Märchens mit seiner symbolischen und pädagogischen Bedeutung fand sie im Figurenspiel eine besondere Aufgabe, und sie wollte auch spielen. Als Mitglied von Theaterensembles hatte Rita Périllard wohl Bühnenerfahrung. Davon aber, wie ein Marionettentheater zu führen ist, hatte sie wenig Kenntnisse. Sie hat sich schliesslich mit Gleichgesinnten zusammengeschlossen und sich für das Figurenspiel bei Hanspeter Bleisch, dem bekannten Schweizer Figurenspieler, ausbilden lassen. Und so fing es an mit Texteschreiben, mit der Herstellung von Figuren und Bühnenrequisiten. Sie musste erfahren, dass der Aufbau eines Theaters sehr viel Geduld, Ausdauer und Hingabe benötigt. Zum Glück kamen weitere engagierte Personen wie Yvette Papst oder die Initiantin des Badener Figuren Festivals, Arlette Richner, hinzu, die sehr viel Unterstützung geleistet haben. 1979 war es dann so weit, dass das Märchen «Die Schneekönigin» im Badener Kornhaus erstmals aufgeführt werden konnte.
Rita Périllard war überglücklich, als ihr der WettingerGemeinderat im Jahre 1983 den Theaterkeller im Gluri-Suter-Huus für Proben und Aufführungen überliess. Sie wollte einen Beitrag zum Kulturleben in der Region leisten. Während in den Anfängen lediglich Inszenierungen für Kinder stattgefunden haben, hat sich die damalige Truppe mit dem 4. König von Edzard Schaper an ein Erwachsenenstück herangewagt, was zum Herzstück von Rita Périllard wurde und über mehrere Saisons immer wieder mit Erfolg gespielt werden konnte.
Das Figurenspiel mag wohl als Nischenkultur betrachtet werden. Dank dem grossen Einsatz der Initianten hat sich aber das Wettinger Figurentheater zum festen Bestandteil des Kulturlebens in der Region etabliert und sich zum Gastspieltheater entwickelt. Den Titel «Mutter des Wettinger Figurentheaters» besitzt Rita Périllard zu Recht. Ihr Geist lebt weiter. (km)