Er liebt es, Gas zu geben
Der achtjährige Marc Müller aus Wettingen ist leidenschaftlicher Kartfahrer. Bald will er an den Schweizer Meisterschaften teilnehmen.
In jeder Kurve heulen die Rennkarts auf. Der Duft von Benzin schwebt in der Luft. Marc steht am Zaun und verfolgt, wie die schnellen Gefährte ihre Runden drehen, während sein Vater Daniel Müller den Luftdruck seines Karts überprüft. In ein paar Minuten kann auch der Achtjährige Gas geben und durch die Kartbahn Wohlen flitzen. Hierher kommt der Wettinger Nachwuchsfahrer oft mit seinem Vater zum Trainieren.
Marc ist begeisterter Kartfahrer, und das schon seit er fünf Jahre alt ist. Zu verdanken hat er die Passion seinem Vater. Dieser stiess beim Surfen im Internet auf einen Kinderrennkart in einem Online-Auktionshaus.
Nach dem ersten Probesitzen packte ihn das Rennfieber
«Als Teenager war ich selbst auf der Rennstrecke unterwegs. Damals gab es aber noch keine Wagen für Kinder. Ich war neugierig und so liessen wir uns den Kart zeigen», erzählt Daniel Müller und fügt an: «Als Marc sich reingesetzt hat, hat es ihn sofort gepackt.» Seit diesem Tag dreht sich vieles bei Familie Müller um den Rennsport. Gefahren wird nicht nur auf der Rennstrecke in Wohlen, sondern auch im Ausland wie zum Beispiel in Frankreich. Mit von der Partie sind vielfach auch Mutter Tina und Schwester Milena. «Wir unterstützen ihn bei seiner Leidenschaft», sagt Müller. Das Hobby seines Sohnes bedeutet nämlich nicht nur zeitlich einen grossen Aufwand, sondern auch finanziell. Das Zubehör, die Reparaturen, die Schutzbekleidung, die Übernachtungen: Alles kostet. «Doch wir machen das gerne», sagt der stolze Vater.
Und die Mühe zahlt sich aus. Marc hat bereits an zehn Rennen in der Kategorie Mini teilgenommen. Vor zwei Wochen landete er einmal auf dem ersten und einmal auf dem zweiten Platz an der Rennserie Vega Tropheo im französischen Mirecourt. Nichtsdestotrotz sucht die Familie längerfristig nach Gönnern, die sie unterstützen. «Pro Jahr geben wir rund 15000 Franken dafür aus und liegen damit im Vergleich zu anderen preislich eher im unteren Bereich», so Müller. Kürzlich hat sich die Familie sogar einen Wohnwagen beschafft, damit sie für Trainings und Rennen im Ausland nicht immer im Hotel übernachten muss.
Marc setzt derweil seinen Helm auf, welcher demjenigen der brasilianischen Formel-1-Legende Ayrton Senna nachempfunden ist. «Den Helm hat mir mein Grossvater geschenkt, als es mir zum ersten Mal gelang, eine Runde auf der Kartbahn Wohlen unter 45 Sekunden zu fahren», erzählt Marc. Mittlerweile braucht er dafür nur noch 43 Sekunden. Der Name Ayrton Senna steht auch auf seinem T-Shirt. «Er ist mein grosses Vorbild», verrät der Wettinger Schüler, bevor er mit seinem Kart losdüst.
Ein kleiner Unfall vor drei Jahren ist ihm bis heute eine Lehre
Bis zu 90 km/h schnell fährt Marc teilweise. «Wenn er auf der Rennstrecke ist, freue mich, wenn er möglichst schnell fährt», sagt sein Vater. Doch natürlich schwinge auch immer etwas Angst mit. Vor drei Jahren erlebten die Müllers eine Schrecksekunde. «Marc hat gemerkt, dass andere Fahrer ihren Kopf in den Kurven zur Seite neigen, um schneller zu fahren. Er hat sie imitiert und dabei aber nicht mehr auf die Bahn geschaut und ist in einen Pneuhaufen gefahren», erinnert sich sein Vater. Verletzt hat sich Marc dabei nicht. «Es war ihm eine Lehre. Diesen Fehler wird er nicht wieder machen», sagt Müller.
«Mir gefallen die Geschwindigkeit und das schnelle Tempo beim Fahren», sagt Marc, als er nach fünf Runden die Bahn verlässt. Als nächstes Ziel hat er die Schweizer Meisterschaften in der nächstgrösseren Kategorie Supermini 2022 vor Augen. Dafür trainiert der ehrgeizige Wettinger nun fleissig. Er ist sich sicher: «Ich schaffe das!»