Er ist ein Vollblutpolitiker
Der Wettinger Gemeindeammann Roland Kuster liebt seine Arbeit. Andere für eine grosse Sache zu begeistern, wie für den «Tägi»-Bau, das schätzt er an seinem Job.

Roland Kuster kann ein Jubiläum feiern als Gemeindeammann und Gemeinderat: Seit 15 Jahren engagiert sich der Anfang Monat 64 Jahre alt gewordene Gemeindeammann für die Exekutive der grössten Aargauer Gemeinde. Von 2008 an amtete er als Gemeinderat und seit 2017 steht er der Gemeinde als Ammann vor. Im Kantonsparlament wirkt er seit 2019 mit. In den 90er-Jahren war er Präsident der CVP Wettingen und von 1996 bis 2001 im Einwohnerrat sowie Präsident der Finanzkommission.
Im Gespräch mit der Limmatwelle im Rathaus erzählt der Vollblutpolitiker von seiner Arbeit: «Die Aufgabe macht mir nach wie vor Spass. Die Ausgangslage im Jahr 2008 war zwar eine andere als heute», sagt er. Es sei eine extrem vielschichtige Aufgabe. «Freud und Leid unserer Bevölkerung landen auf meinem Tisch. Es ist schön, wenn man für und mit Menschen zusammenarbeiten darf», sagt der Oldtimer-Fan und Briefmarkensammler.
Täglich sind Entscheidungen gefragt
In seiner Position brauche es eine gewisse Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, man müsse mit beiden Beinen im Leben stehen, erzählt Geograf Kuster, der als selbstständiger Unternehmensberater im Bereich Interimsmanagement für diverse Unternehmen bis 2016 tätig war. «Wir müssen jeden Tag Entscheidungen treffen, und zwar im Sinne des Ganzen. Diese stehen oft im Clinch mit den Partikularinteressen des Einzelbürgers.»
Ein Beispiel: «Wenn wir eine Baubewilligung nicht erteilen können, dann ist dies für den Bauherrn, der erwartet, investieren zu dürfen, nicht begreiflich.» Roland Kuster erwähnt zudem das soziale Umfeld, in welchem auch Kindesentzug durchgesetzt werden muss. «Klar entscheidet dies das Gericht, doch es trifft auch im Gemeinderat ein», erklärt er. Dann gibt es die sogenannten «Wutbürger», die aber auch dazugehörten. «Man lernt, damit umzugehen, doch es braucht eine gewisse Contenance. Die Bürger sind anspruchsvoller geworden. Ich bin eine öffentliche Person und damit Repräsentant von Gesetz und Staat und daher mitverantwortlich, wenn Bürgerinnen und Bürger von Einschränkungen betroffen sind.»
Spass hat Roland Kuster daran, die Gemeinde zu entwickeln, in die Zukunft zu blicken. Die Verantwortung dürfe man dabei aber nicht ausser Acht lassen. Die Frage ist: «Wo steuern wir das Schiff hin? Was sind die Bedürfnisse künftiger Generationen?»
Roland Kuster tritt nicht mehr an
Der dreifache Familienvater übernahm das Amt des heutigen Regierungsrats Markus Dieth mitten in einer laufenden Amtsperiode 2017. Deshalb sei die aktuelle seine dritte Amtszeit, erklärt Roland Kuster. Noch bis 2025 dauert diese an. Eine vierte Amtszeit wird es für Roland Kuster jedoch nicht geben, das weiss er bereits heute. Doch noch ist es nicht so weit. Einige grosse Themen, wie die Bau- und Nutzungsordnung, gilt es, zu Ende zu führen. «Dann wollen wir die Finanzen in den Griff bekommen. Und das Oberstufenschulzentrum wollen wir realisieren. Denn Bildung ist unser einziger Rohstoff.» Roland Kuster ist es wichtig, zu betonen, dass er mit einem sehr guten Gemeinderatsgremium zusammenarbeiten kann. Er schätzt die teils harte, aber gute Diskussionskultur. Getroffene Entscheide würden von allen mitgetragen.
Froh um unternehmerische Ader
Stolz ist der Gemeindeammann auf das «Tägi»: Er bezeichnet den Bau des Freizeit-, Sport- und Eventzentrums als epochal. «Man kann Leute für Grosses begeistern. Auch die Rechtsformänderung des Elektrizitätswerks haben wir nach mehreren Anläufen erreicht.» Roland Kuster ist in solchen Momenten froh um seine unternehmerische Ader. In seiner Freizeit reist Roland Kuster mit seiner Familie gerne in die Berge. Zudem führt er Exkursionen mit militärgeschichtlichem Hintergrund durch. Er findet: «Man muss aus der Geschichte lernen.»