Bilder und Bücher ausleihen
Seit einem Jahr kann man in der Bibliothek auch Bilder ausleihen. Aus diesem Anlass laden die Bibliothekarinnen am 14. Mai zur «Living Library» ein.

«Es ist schön, dass uns dank der Bilder auch Kunstinteressierte besuchen», sagt Katrin Diab. Die Bibliothekarin steht im Untergeschoss der Gemeindebibliothek vor einer Wand mit 22 Bildern. Die Künstler leben alle in Wettingen oder haben einen Bezug zu Wettingen. «Das hier stammt zum Beispiel von Vera Käufeler», sagt sie und zeigt auf eine Leinwand mit einem Acrylgemälde, darauf sind «Turner und Senn» abgebildet, die sich an den Schwingerhosen festhalten.
Seit einem Jahr kann man in der Wettinger Bibliothek nicht nur Bücher und Spiele ausleihen. Gegen eine Gebühr von 70 Franken darf man ein Bild mitnehmen und ein Jahr lang behalten. Man braucht dazu einen gültigen Bibliotheksausweis. Im Moment ist die Nachfrage noch verhalten, erst fünf Bilder wurden ausgeliehen, meist von Personen mit Bezug zum abgebildeten Motiv oder zum Künstler. In einem ersten Schritt sind 40 Bilder katalogisiert worden. «Die Bilder sind handlich und einigermassen robust und passen gut in einen Kofferraum», so Kultursekretär Stefan Meier, der die Bilder auswählte. Dabei achtete er auf eine grosse Breite von Motiven, Techniken, Stilen und Erstellungsjahren. Gesamthaft besitzt die Gemeinde 1200 Kunstwerke, wobei mehr als ein Drittel Kunstdrucke sowie lose Blätter sind. Ein Teil sind festinstallierte Werke, sogenannte «Kunst am Bau». Rund die Hälfte der Werke sind ausgestellt, ein Teil dient als Anschauungsmaterial an Schulen.
Wenig genutzt und trotzdem positiv aufgenommen
Trotz geringer Nachfrage ziehen die Organisatoren positive Bilanz. Die Kunst der Gemeinde werde so sichtbar gemacht. «Es ist ein wertvolles Element, das diese Wunderkammer optisch vervollständigt», so Meier. Die Ausstellung wirkt sich auch positiv auf die Besucherzahlen in der Bibliothek aus, sagt Diab: «Es gibt Leute, die extra herkommen, um sich die Bilder anzuschauen.»
Obschon die Ausleihzahlen im Erwachsenensektor rückläufig sind, gelang es 2024, die Besucherzahlen auf hohem Niveau zu halten. Auch dank Angeboten wie der Artothek, vor allem aber dank erweiterten Öffnungszeiten, die im ersten Quartal dieses Jahres für eine markante Zunahme von Besucherinnen und Besuchern sorgte. Seit Januar ist die Bibliothek 22 Stunden zusätzlich im unbedienten Modus geöffnet, Besucher können selbstständig Bücher ausleihen und zurückgeben. Zwar sind die Wettinger noch nicht so weit wie die Badener Kollegen, die auch an Sonntagen und Feiertagen unbediente Öffnungszeiten anbieten, dennoch wolle man auch in diese Richtung gehen. «Die Bibliothek wird immer mehr zu einem Treffpunkt, wir wollen für alle da sein», sagt die Bibliothekarin und lacht, als just in diesem Moment ein Besucher auf den Knopf der Kaffeemaschine drückt, die im Untergeschoss bereitsteht. «Ja, wir bieten sogar Kaffee an.»
Bibliothek als Treffpunkt
Seit 22 Jahren arbeitet Diab als Bibliothekarin in der Wettinger Gemeindebibliothek, vieles habe sich verändert. «Früher herrschte Stille, heute ist es zwar immer noch ruhig, doch es kommen auch ältere Leute, die ein bisschen plaudern wollen, weil sie sich einsam fühlen, und gerade eben waren fünf Kindergartenklassen zu Besuch und es war nicht mehr still hier.» Die Bibliothek sei zum Ort geworden, an dem man die Freizeit verbringe und neben dem Konsumieren von Literatur auch einfach die Zeitung lesen, Hausaufgaben machen oder eben einen Schwatz halten könne. «Es ist ein Ort für alle, auch für solche mit bescheidenem Budget.»
Aus Anlass des einjährigen Bestehens der Artothek laden die Bibliothekarinnen zu einem weiteren unkonventionellen Anlass ein: zur «Living Library». Am Mittwochabend, 14. Mai, können Besucher hinter die Kulissen von zwei Künstlern sowie des Präsidenten der Kulturkommission und des Kultursekretärs blicken. «Sie sind vor Ort und beantworten sozusagen als lebende Bücher Fragen des Publikums», so Diab, die diesen Anlass organisiert hat. Bei den Vorbereitungen hat sie schon einen Blick in deren Lebensläufe geworfen und ist fasziniert: «Erich da Canton war Maschinenmechaniker und kam zufällig zum Fotografieren und Ursula Rutishauser hat neben ihrer Tätigkeit als Lehrerin für bildnerisches Gestalten noch ihr eigenes Atelier aufgebaut.» Auch die Werke dieser Künstler hängen in der Gemeindebibliothek und können ausgeliehen werden.
«Living Library» am Mittwoch, 14. Mai, 19.15 Uhr, Eintritt frei, Gemeindebibliothek, Mattenstrasse 26.