Elektrofachgeschäft schliesst im Juli

Der Stromtarif sinkt und das EW-Elektrofachgeschäft schliesst. Das gab der Geschäftsleiter der Energie Wettingen AG an einer Medienmitteilung bekannt.

Elektrofachgeschäft an der Landstrasse wird am 5. Juli geschlossen. Melanie Bär

911925 Franken Gewinn hat die Energie Wettingen (EW) AG letztes Jahr erwirtschaftet. Davon profitiert die Einwohnergemeinde als Eigentümerin, ihr wird eine Dividende von 400000 Franken ausgeschüttet – 100000 Franken mehr als üblich. Und auch der Stromkunde wird 2026 weniger für den Strom zahlen. Wie viel es ist, wird im August bekannt gegeben. «Aber die Senkung fällt deutlich höher aus als im letzten Jahr», sagte Geschäftsführer Louis Lutz vergangene Woche an der Medienkonferenz.

Für das gute Betriebsjahr verantwortlich ist unter anderem das Wetter. Weil es kälter war, wurde mehr geheizt, was zu einem grösseren Stromverbrauch führte. Mehr Niederschläge führten zu günstigeren Preisen für die Herkunftsnachweise beim Wasserstrom. Zudem verzichten die Wettinger darauf, ein eigenes Fernwärmenetz zu realisieren, was zu Kosteneinsparungen führt. «Es lohnt sich für uns nicht», so Lutz.

«Elektrofachgeschäft war nie rentabel»

Nicht lohnenswert ist auch das Elektrofachgeschäft an der Landstrasse. Allerdings war dieses noch nie rentabel, wie Markus Maibach, Präsident des Verwaltungsrats und Wettinger Vizeammann (SP), sagt. «Früher war es üblich, dass Elektrizitätswerke einen eigenen Laden hatten. Damals konnte man elektrische Geräte ausschliesslich dort kaufen.» Rentabilität stand nicht im Vordergrund, sondern Service public und Werbung. Nachdem die Läden zuerst durch andere Geschäfte und später auch durch Online-Anbieter Konkurrenz bekamen, schlossen immer mehr solcher Läden. Auch in Wettingen war die Schliessung immer wieder ein Thema.

Vor fünf Jahren fragte SVP-Einwohnerrat Martin Fricker in einer Interpellation, ob es aufgrund sinkender Umsätze nicht sinnvoll wäre, das Elektrofachgeschäft aufzugeben. Damals bestätigte der Gemeinderat zwar, dass 2019 ein betrieblicher Verlust von rund 160000 Franken resultierte. In seiner Antwort wies er jedoch darauf hin, «eine sofortige Schliessung des Ladens hätte sowohl für die EWW AG als auch für die Einwohnergemeinde ein hohes Reputationsrisiko und würde auch das Personal brüskieren. Deshalb hat der Verwaltungsrat EWW AG beschlossen, den Laden nur dann zu schliessen, wenn explizite Anstrengungen zum ‹Turn around› nicht greifen».

«Wir haben Personal abgebaut, die Materialkosten reduziert sowie die Einkaufskonditionen weiter optimiert», so Lutz. Dadurch konnte man zwar einen Teil der sinkenden Umsatzzahlen wettmachen und das Netto-Defizit verkleinern, das jedoch noch immer 100000 Franken beträgt. «Die Aufrechterhaltung des Ladens mit noch weiter sinkenden Umsatzzahlen und einem damit verbundenen weiteren Personalabbau ist leider nicht mehr praktisch umsetzbar.» Am 5. Juli wird der Laden schliessen. Der Zeitpunkt ist so gewählt, dass die Lernende ihre Ausbildung beenden kann. Das Ladenpersonal wird umgeschult und in anderen EW-Abteilungen eingesetzt. Garantiefälle und Kleinreparaturen werden in den nächsten zwei Jahren weiterbestehen. «Die Mitarbeitenden haben hervorragende Arbeit geleistet», loben Maibach und Lutz.

Vor rund acht Jahren wurde fürs Elektrizitäts- und Wasserwerk Wettingen (heute Energie Wettingen) eine Aktiengesellschaft gegründet, damit lag der Entscheid der Schliessung beim Verwaltungsrat. Eigentümerin der Liegenschaft, in der das Elektrofachgeschäft ihren Sitz hat, ist hingegen die Gemeinde Wettingen. Sie sucht für die Räumlichkeiten im teilweise denkmalgeschützten Gebäude nun einen neuen Mieter. «Wir haben bereits Interessenten und werden auf eine hochwertige gewerbliche Nutzung achten», so Maibach. Aussagen zum Mietpreis machte er keine. In der Interpellation war ein Mietpreis von 65000 Franken pro Jahr angegeben.

Schwankungen ausgleichen

An der Medienkonferenz wies Lutz auf diverse Veränderungen hin, die das Anfang 2025 in Kraft getretene neue Stromgesetz zur Folge hat. So werden Liegenschaftsbesitzern, die aus ihren Photovoltaikanlagen Strom produzieren, neue Möglichkeiten angeboten, diesen mittels erweiterter Eigenverbrauchsregelung weiterzuverkaufen.

Ein wichtiges Projekt für die Energie Wettingen AG ist der Bau eines Grossbatteriespeichers auf dem Gelände an der Fohrhölzlistrasse. Dank diesem Stromspeicher kann sogenannte Systemdienstleistung für die Swissgrid zur Verfügung gestellt werden. Damit wird mitgeholfen, das Stromnetz zu stabilisieren. Dies wird immer wichtiger, da der wind- und sonnenproduzierte Strom immer häufiger Schwankungen im Netz verursacht. Das Wettinger Unternehmen erhofft sich durch den Grossbatteriespeicher auch finanzielle Vorteile. Im vergangenen Jahr wurde ein Vorprojekt durchgeführt, technische und wirtschaftliche Machbarkeit wurden bestätigt. Im Herbst wurde daraufhin das Genehmigungsverfahren gestartet. «Wir hoffen, dass wir die Bewilligung Mitte 2025 erhalten», sagt Lutz. So könnte die Umsetzung nächstes Jahr abgeschlossen werden.

Stabil war im vergangen Jahr die Wasserversorgung. Ergiebige Niederschläge führten zu einem Anstieg des Quellwassers auf 28 Prozent. Der Wasserabsatz sank leicht um 1,5 Prozent. Es gibt immer weniger Leitungsbrüche, «auch dank eines guten Warnsystems». Das Unternehmen beteiligt sich am Projekt «Regionale Wasserbeschaffung Limmattal» und will so die Versorgungssicherheit in Wettingen langfristig stärken, erste Netzverbindungen sind ab 2026 geplant.

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