Ein Ja oder ein Nein am 3. März?

Am 3. März wird darüber abgestimmt, ob eine Spezialzone Berg geschaffen wird oder nicht. Es gibt Befürworter und Gegner.

Pferdegestützte Therapie bietet die Stiftung für Menschen mit Beeinträchtigung an.Symbolbild/Archiv

«Nur wenn diese halbe Hektare Land von der Landwirtschafts- in eine Spezialzone geändert wird, können wir den Betrieb, der jetzt auf unserem privaten Areal steht, dorthin verlegen und ihn so langfristig sichern», sagte Luz Sozzi im August 2020 im Interview gegenüber der Limmatwelle. Kanton und Gemeinderat waren für die Umzonung der Landwirtschaftszone in die Spezialzone Berg, die Mehrheit des Einwohnerrats dagegen. Gegen diesen Entscheid kam ein Referendum zustande, weshalb im vergangenen November das Wettinger Stimmvolk hätte entscheiden sollen. Dazu kam es jedoch nicht. Weil in den Abstimmungsunterlagen die Argumente für die Ablehnung fehlten, reichten mehrere Personen beim Departement Volkswirtschaft Beschwerde ein. Der Gemeinderat verschob die Abstimmung auf den 3. März 2024.

Worum geht es?

Zurzeit befinden sich Stallungen und Büroräumlichkeiten des pädagogisch-therapeutischen Angebots für Menschen mit Beeinträchtigung auf dem Privatareal der Familie Sozzi an der Bergstrasse. Sie sind im Pensionsalter und wollen den Weiterbestand der Stiftung sichern und Privat und Geschäft trennen. Vor rund zehn Jahren haben sie deshalb die gegenüberliegende Parzelle erworben. Diese liegt in der Landwirtschaftszone, zurzeit befinden sich Kleintierställe darauf. Familie Sozzi will der Stiftung das Areal zur Verfügung stellen, damit dort eine Therapiehalle mit Aussensandplatz, eine untergeschossige Garage, ein Infrastrukturgebäude mit Büro und sanitärer Anlage, ein Pferde- und Eselstall und eine Kleintieranlage erstellt und der Betrieb dort weitergeführt werden kann. Damit das möglich ist, muss die Fläche von 4460m2 von der Landwirtschaftszone in eine neu zu schaffende Spezialzone Berg umgezont werden. Über diese Teiländerung der Nutzungsplanung und des Kulturlands stimmen die Wettingerinnen und Wettinger nun ab.

Die Standortfrage

Die Gegner goutieren den Sinn der Therapie mit Tieren, kritisieren jedoch den Standort. Sie wollen nicht, dass für die Verlegung des Betriebs die Landwirtschaftszone und die «Landschaft von kantonaler Bedeutung» aufgehoben und in die Spezialzone Berg umgewandelt wird. Sie sagen, dass es genügend Alternativstandorte gibt. Zudem werfen sie der Stiftung vor, diese nicht geprüft zu haben.

Die Befürworter sagen, dass auch Alternativen geprüft wurden. Geeignete Grundstücke in Wettingen und Umgebung lägen jedoch in der gleichen Zonierung. Andere Reitbetriebe in der Umgebung hätten keine Kapazität, die Pferde aufzunehmen. Für ein Therapieangebot würde dort zudem die notwendige Infrastruktur, Nähe zum Wald etc. fehlen, die für die Therapie von Behinderten nötig sei.

Der Landschaftsschutz

Die Gegner argumentieren, dass die Natur durch die Umnutzung leiden würde. Sie finden, dass durch die Verdichtung unnötig unverbautes Land verloren geht. Sie wollen nicht, dass «eine einzigartige Landschaft von kantonaler Bedeutung, eine grüne Insel im Limmattal» verloren geht.

Die Befürworter hingegen sagen, dass der Naturschutz und die Artenvielfalt sogar vom Projekt profitieren würde. Sie weisen auf diverse geplante Renaturierungsmassnahmen hin.

«Vetterliwirtschaft»

Die Gegner sprechen von Mauscheleien, Unterschlagung von Gegenargumenten und Vetterliwirtschaft. Letzteres, weil der Sohn von Gesuchsteller Luz Sozzi, Sandro Sozzi, im Gemeinderat ist. Auch gehe es der Familie Sozzi um Partikularinteressen.

Die Befürworter sprechen von der Unterstützung von Menschen mit Beeinträchtigung, von einem wichtigen Therapieangebot. In einer Zeit, in welcher vieles nur noch virtuell gemacht werde, trage der Therapiehof zur nachhaltigen Entwicklung bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bei.

Artenvielfalt

Die Gegner fragen sich, ob eine geschützte Naturzone für eine Minderheit geopfert werden soll. Ausserdem werde die Natur übergangen und nicht respektiert.

Die Befürworter sehen im geplanten Projekt eine hohe Biodiversität dank der Hecken, Hochstämme und Trockenmauern. Die Minderheit sei darauf angewiesen, dass sich andere für sie einsetzen.

Präzedenzfall

Die Gegner sprechen von einem möglichen Präzedenzfall, der von privaten Interessen vorangetrieben wird, sollte die Umzonung angenommen werden. Es solle keine Sondergenehmigung erteilt werden. Durch die Abstimmung würde Wettingen eine nationale Vorreiterrolle für oder gegen den Klima- und Naturschutz einnehmen.

Die Befürworter erklären, dass das Therapieangebot nicht auf Kosten der Natur gehe. Die zur Debatte stehende Fläche sei verhältnismässig klein und betreffe kein Naturschutzgebiet.

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