Ein ganzes Leben in Gelb
Christa Vogel geht morgen nach über 40 Jahren bei der Post in Pension. Das gelbe Motiv nimmt einen grossen Platz in ihrer Biografie ein.

Als Christa Vogel-Egloff 1970 ihre Abschlussprüfung als Postbeamtin macht, führt sie eine Tradition fort: Bereits ihr Ur-Urgrossvater arbeitete im Nebenverdienst für die Post. «Ich bin in die Fussstapfen einer Pöstler-Dynastie getreten», sagt Vogel lachend. Ihr Vater war sein Leben lang Briefträger und Paketbote in Wettingen. Wahrscheinlich hätten sie ihr Vater und ihre Vorfahren in ihrer Berufswahl schon beeinflusst, gibt sie nachdenklich zu. Zufälligerweise habe sie einen Mann geheiratet, der ebenfalls für die Post tätig war – als sie sich kennen lernten, war er Briefträger und stieg später zum Posthalter auf. «21 Jahre lang waren wir nach unserer Heirat Posthalter in Eggenwil», erzählt Christa Vogel. Danach führte sie ihr Weg erst nach Niederrohrdorf, ihren Mann dann nach Neuenhof als Poststellenleiter, sie selbst nach Wettingen ins sogenannte Front Office. Seither arbeitet sie am Schalter der Poststellen an der Staffelstrasse und Bahnhofstrasse – aber nur noch bis morgen. Am 4. September ist Christa Vogels letzter Arbeitstag nach guten 40 Jahren im Dienst der Post.
Viel habe sich in dieser Zeit im Postdienst verändert, wie Vogel berichtet, vor allem im Bereich der Informatik. «Die Arbeit hat sich gewandelt, aber sie ist auch spannender geworden», so sagt sie. «Wer hätte sich damals träumen lassen, dass wir heute fast alles per Tastatur machen können.»
Bis heute gefällt Christa Vogel der Kundenkontakt in ihrem Beruf am allermeisten. Ob sie sich je in einem anderen Beruf hätte vorstellen können? «Nein, nie!» kommt es wie aus der Kanone geschossen. Zwar habe sie mit 49 Jahren noch das KV gemacht, aber mehr zur Absicherung. Sie habe dabei gemerkt, dass sie nie in einem Büro arbeiten könnte: «Die Leute würden mir fehlen.»
Dass diese nicht immer nur freundlich sind, nimmt Christa Vogel gelassen. Wenn wütende Kunden am Schalter laut werden, höre sie ruhig zu: «Ich nehme ihren Frust einfach an und versuche, sie mit meiner Ruhe im Gespräch herunter zu holen.» Das klappe viel besser, als selber laut zu werden, schmunzelt sie.
Froh sei sie, dass sie in all ihren Jahren bei der Post von Überfällen verschont geblieben sei, wie sie sagt. Zwar habe es ein paar einzelne Polizeieinsätze gegeben, diese seien jedoch durch Fehlalarme ausgelöst worden.
Dass morgen nun ihr letzter Arbeitstag sei, fühle sich schon seltsam an, sagt Christa Vogel. Sie gehe zwar freudig, aber auch mit Wehmut. Grosse Pläne für die Zeit nach der Pensionierung habe sie keine. Sie freue sich aber darauf, mit ihrem bereits pensionierten Mann spontane Tagesausflüge machen zu können. Und dass sie ihre vier Grosskinder nun etwas mehr geniessen könne: «Als unsere drei Kinder klein waren, habe ich ja immer gearbeitet.» Ausserdem gehe sie gern mit ihrem Mann tanzen – das Trachtenwesen und der Schweizer Volkstanz ist ein grosses Hobby der ganzen Familie. Sogar aufs Titelblatt des Telefonbuchs hat es das Ehepaar Vogel-Egloff in voller Tracht 1989 zufällig geschafft.
Der «gelbe Riese» zieht sich als Motiv durch ihr ganzes Leben und wird auch nach der Pension nicht verschwinden; Christa Vogel liebt es, Briefe zu schreiben und zu verschicken – natürlich immer mit den neuesten, schönen Briefmarken, wie sie erklärt: «Das ist mein Highlight!»