Ein Baum für jedes Wettinger Jubiläumsjahr
Wald statt Bürotisch: Verwaltungsmitarbeitende pflanzten an einem ungewohnten Arbeitsplatz Bäume für die Zukunft.
Einfach war der Einsatz talseits der Dickerenstrasse nicht. Am Lägernhang im steilen Terrain standfest zu bleiben, um Bäume zu pflanzen, ist nicht jedermanns Sache. Doch die rund 20 Personen meisterten diese Aktion mit Bravour. Sie pflanzten Bäume, genau gesagt insgesamt 975 Jubiläumsbäume. Das Baumpflanzprojekt ist eines der wenigen Wettinger Jubiläumsprojekte, die nicht der Coronapandemie zum Opfer gefallen sind. Dafür ist diese Jubiläumsaktion langfristiger ausgerichtet, sie soll die nächsten 100 oder mehr Jahre wirken.
Fünf Stellen hatte Markus Byland, Leiter des Forstreviers Wettingen, für die Aktion ausgewählt. An jedem Tag war eine neue Personengruppe auf einem der Plätze im Einsatz. Wie an den vier anderen Stellen sind die Pflanzer an der Dickerenstrasse nicht, wie sonst üblich, die Mitarbeiter des Forstbetriebes, sondern Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedenster Abteilungen der Gemeindeverwaltung. Aus deren Mitte stammt auch der Vorschlag zur Baumpflanzaktion. «Die Idee ist an einem ‹Get together›-Anlass entstanden», sagt Gemeindeammann Roland Kuster. Er hatte «Get together» bei seinem Amtsantritt lanciert: «Damit sollen die Kontakte zwischen den Mitarbeitern der Verwaltung intensiviert werden.» «Get together» bedeutet gemäss Duden «geselliges Treffen im Zusammenhang mit Veranstaltungen». Das Ziel wurde erreicht, die Stimmung war trotz ungewohnter Arbeit fröhlich und engagiert. Für Revierförster Markus Byland ist klar: «Mit dieser Aktion schaffen wir etwas für künftige Generationen.» Wald ist ein sehr langfristiges Projekt, Schösslinge, die heute gepflanzt werden, können erst in etwa 100 Jahren als stattliche Bäume geschlagen und als Bau- oder Brennholz verwendet werden.
Gitterring schützt die jungen Bäume vor Wildschäden
Als erste Arbeit mussten die Mitarbeiter die Pflanzfläche von Ästen und Gestrüpp säubern. «Dies war der strengste Teil», sagt Finanzverwalter Martin Frey. Danach galt es, die Setzlinge zu pflanzen. Die Pflanzstellen waren mit Vierkanthölzern markiert, die oben unterschiedlich bemalt waren. Jede Farbe stand für eine bestimmte Baumart. Die Vierkanthölzer hatten aber nicht nur die Aufgabe, die Baumart zu markieren. Zusammen mit einem hohen an sie befestigten Gitterring schützen sie die Schösslinge vor Wildschäden. Rehe schätzen die jungen, zarten Knospen und knabbern sie ab. Die Folge, das Bäumchen stirbt. Erst wenn es über das Gitter hinaus gewachsen ist, kommen die Rehe nicht mehr an den zentralen Trieb, das Überleben des Bäumchens ist gewährleistet. Mit starken Agraffen wurden die Gitter an den Vierkanthölzern befestigt. «Ein Rehbock könnte sie sonst mit den Hörnern wegdrücken, um an die Knospen zu kommen», erklärt Byland. Betreut wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Rathauses von Domenic Caviezel, Roman Brandenberger und Marco Freda, den Mitarbeitern des Forstbetriebes.
Bis vor einem Jahr standen Fichten auf der Fläche. Sie sind dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und mussten geschlagen werden. Monokulturen wie Fichten sind schadenanfälliger, deshalb sagt Revierförster Byland: «Wir wollen möglichst viele Baumarten, deshalb ist die Aktion für uns eine gute Gelegenheit, unterschiedliche Bäume zu pflanzen.» Die Mitarbeiter der Verwaltung setzten unter anderem Linden, Elsbeeren, schneeballblätterigen Ahorn und Eiben. Welche Bäume sich angesichts des Klimawandels durchsetzen werden, ist noch offen. «Erlaubt sind maximal 10 Prozent Exoten im Wald», sagt Byland. Er kann sich vorstellen, dass dieser Anteil künftig grösser wird. Bäume, die empfindlich gegen höhere Temperaturen und trockenere Sommer sind, verschwinden.
Wer viel arbeitet, braucht auch genügend Nahrung. Deshalb wurde den «Waldarbeitern» im Forsthaus Muntel ein Mittagessen offeriert. Von deren Einsatz für den Wettinger Wald wird künftig ein grosser Stein mit Plakette künden. Er wird beim Waldeingang oberhalb des Mooshofes neben der Orientierungstafel über die Waldwege aufgestellt.