Die RegionalpolizeiWettingen-Limmattal ist bereit
Seit einem knappen halben Jahr amtet Roland Jenni als Polizeichef der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal. Seinen Einstieg hätte er sich anders gewünscht.

«Mich reizte es, etwas Neues aufzubauen, dabei meine Berufserfahrung einzubringen und nochmals etwas Neues zu lernen», begründet Roland Jenni den Wechsel von der Kantons- zur Regionalpolizei. Der 53-Jährige hat sich jedoch keinen so turbulenten Einstieg gewünscht; sein Korps geriet im Herbst gleich mehrmals in Negativ-Schlagzeilen. Mittlerweile habe man die Vorwürfe geprüft und sei zum Schluss gekommen, dass keine Rekrutierungsfehler passiert seien und im Fall des verletzten Polizisten kein Fehler seitens der Polizei vorliege. «Die Bevölkerung will Sicherheit vor Ort. Wir sind froh, dass wir unsere Repol haben und stehen hinter ihr», sagt der Wettinger Ammann Markus Dieth.
Im Interview sagt Roland Jenni, Chef der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal, was Aufgabe der Repol ist und welche Konsequenzen sie aus den Negativschlagzeilen ziehen.
Worauf freuen Sie sich nach Ihrem turbulenten Start? Die Polizisten und ich freuen uns darauf, ins EW-Gebäude an die Landstrasse zu ziehen und das Korps auch räumlich zu vereinen. Wenn alles eingerichtet ist und die Ausrüstung stimmt, können wir auf einen modernen 24-Stunden-Betrieb umstellen und werden mit 30 Polizisten und 6 Zivilangestellten mit Aarau und Baden das grösste Repol-Korps sein.
Wann werden Sie umziehen? Die Mitarbeiter des Elektrizitätswerks sind bereits ausgezogen und der Umbau ist im Gang, sodass wirvoraussichtlich in der zweiten Februarhälfte umziehen können.
Gibt es in Würenlos und Spreitenbach trotzdem weiterhin einen Polizeiposten? Im Gemeindehaus Spreitenbach wird weiterhin ein Polizist vor Ort sein. In Würenlos nicht. Aber auch dort sind regelmässig Patrouillen unterwegs.
Wie wird der 24-Stunden-Betrieb geregelt? Es gibt vier Einsatzgruppen mit je 6 Personen. Eine Gruppe arbeitet von 7.30 bis 18 Uhr und eine zweite von 18 bis 7.30 Uhr. Die Einsatzgruppe teilt sich auf undje eine Gruppe patrouilliert im Raum Spreitenbach, Killwangen und Bergdietikon respektive Wettingen, Neuenhof und Würenlos; sie unterstützen sich gegenseitig.
Hat man bei der Mischung der Gruppe auch auf einen Mix der beiden ursprünglichen Gemeindekorps geachtet? Ja. Ebenso wie auf die Durchmischung von neuen und erfahrenen Polizisten.
Wie schwierig ist es, neue Polizisten zu rekrutieren? Wir haben jetzt Vollbestand, aber es ist tatsächlich schwierig, gute Polizisten zu finden. Als grosses Korps mit Schicht- und ohne Pikettdienst in einem dicht besiedelten, interessanten Einsatzgebiet sind wir aber auch ein attraktiver Arbeitgeber. Auch der Wohnsitz ist mit dem Schichtbetrieb nicht mehr relevant. Es hat sich beispielsweise ein vierfacher Familienvater beworben, der es schätzt, nach vier Tagen stundenintensiver Schichtarbeit drei Tage zu Hause verbringen zu können.
Damit ist die Rekrutierung jedoch nicht abgeschlossen. Sie brauchen noch mehr Polizisten ... Ja, bis im Jahr 2017 brauchen wir noch weitere 4 Polizisten, damit wir 7er-Teams bilden können und pro 700 Einwohner 1 Polizist arbeitet. Für die Startphase reicht jedoch der Personalbestand von 30 Polizisten. Sie werden von 6 Zivilangestellten mit 400 Stellenprozent unterstützt, die vor allem für die Ordnungsbussenzentrale, den Schalter und Empfang sowie für die Radarauswertungen zuständig sind.
Welche Anforderungen stellen Sie an einen Bewerber? Grundvoraussetzung ist das Polizeizertifikat.
Der «Blick» hat publik gemacht, dass bei Ihnen ein vorbestrafter Polizist angestellt ist. Bleibt er weiterhin angestellt? Ja. Nachdem der Fall publik wurde, haben wir seine Akte nochmals überprüft und sind zum Schluss gekommen, dass keine Rekrutierungsfehler passiert sind und es sich bei den angeblichen Vorstrafen um geringfügige Sachen handelt, die für die Anstellung erstens nicht relevant sind und zweitens teilweise schon mehr als zehn Jahre zurückliegen. Die Einträge in seinem Strafregister sind längst gelöscht und waren es auch zur Zeit unserer Anstellung.
Was heisst geringfügig? Nicht gravierende Sachen, die nicht auf charakterliche Mängel zurückzuführen sind. Soll ein Polizist wegen solcher Vergehen sein Leben lang bestraft werden?
Finden Sie es demnach auch richtig, dass die Polizei auch «nur» den Strafregisterauszug ansehen kann und keine bereits gelöschten Einträge im eidgenössischen Strafregister? Das ist eine politische Frage. Gelöschte Einträge stehen nur der Strafuntersuchungsbehörden zur Verfügung. Meiner Meinung nach kann etwas vom Tisch sein, wenn es im Strafregister gelöscht wurde, und muss eine Person nicht das ganze Leben belasten. Schwere Vergehen, die auch eine Ausübung des Polizeiberufes verunmöglichen, werden ja nicht gelöscht.
Also ziehen Sie keine Konsequenzen aus dem Vorfall? Doch. Wir schauen in Zukunft noch genauer hin. Und die Bewerber müssen unterschreiben, dass sie keine Vorstrafen oder Administrativverfahren beim Strassenverkehrsamt haben oder hatten.
Was, wenn es, wie im vorgenannten Fall, Vorstrafen gibt? Dann wird jeder Fall seriös geprüft. Es wird geschaut, worum es ging und je nach Schwere entschieden. Es ist klar, dass ein Polizist, der mit Drogen handelte, charakterliche Mängel hat und – auch wenn es viele Jahre zurückliegt – keinen Polizeiberuf ausüben kann.
Können Sie ein Beispiel nennen? Ein Polizist wird zu einem Einsatz mit einer aufgebrachten Person gerufen, um diese festzunehmen. Die Person wehrt sich, wird handgreiflich, sodass der Polizist mit Körpereinsatz das Recht durchsetzen muss und die Person im Bereich der Handschellen blaue Flecken davonträgt. Wenn diese Person damit vor Gericht zieht, kann es sein, dass der Polizist wegen unverhältnismässig harten Handelns verurteilt wird. Ich frage jetzt Sie: Ist das richtig, und soll dieser Polizist seinen Beruf wegen dieser Vorstrafe sein Leben lang nicht mehr ausüben können?
Ziehen Sie auch Konsequenzen aus dem Vorfall, bei dem ein Polizist mit seiner eigenen Dienstwaffe angeschossen wurde? Ja. Wir haben den Fall untersucht und es ist erwiesen, dass nicht der Polizist den Schuss auslöste. Der Polizist wurde wegen eines Streits zwischen Eheleuten gerufen. Als er schlichten wollte, kam es zu einem Gerangel, bei dem die Angreiferin einen Schuss auslösen konnte, der den Polizisten am Knie traf. Damit so etwas nicht wieder passieren kann, werden wir die Waffenausrüstung anpassen. Wir haben mit der Lieferfirma bereits Lösungen gefunden, damit so etwas nicht mehr passieren kann.
Wie geht es dem betroffenen Polizisten? Er läuft an Krücken und arbeitet zurzeit im Innendienst.
Was sind aktuell die grössten Probleme, mit denen Ihr Korps zu kämpfen hat? Wir beschäftigen uns stark mit den Bereichen Einbruchsprävention und Quartierkontrollen. Auch Vandalismus ist ein Dauerbrenner. Öffentliche Anlage wie beispielsweise Schulen oder Friedhöfe sind immer wieder Objekte von Sachbeschädigungen. Es ist ein Gesellschaftsproblem, dass Abfall – dazu gehört auch Hundekot – liegen gelassen wird.
Was macht die Polizei dagegen? Wir fahren diese Objekte vermehrt an und führen Kontrollen durch. Die Gemeinde Wettingen hat zusätzlich einen privaten Sicherheitsdienst engagiert, der Ordnungsdienstpatrouillen durchführt.
Was ist Aufgabe der Repol, was der Kapo und wo arbeiten sie zusammen? Die Kapo ist für die Kriminalitätsbekämpfung und die Kernaufgaben zuständig, die Repol für Prävention und die lokale Sicherheit. Unsere Aufgabe ist es, Präsenz zu zeigen. In der Praxis arbeiten wir zusammen, machen viele Aufgriffe, die dann von der Kapo weiterbearbeitet werden. Manchmal sind wir auch vor der Kapo am Einsatzort, beispielsweise bei einem Einbruchsalarm, bei häuslicher Gewalt oder Unfällen. Kommt es zu einer Anzeige, übernimmt die Kapo. Wir sind in Kontakt miteinander und ich nehme regelmässig an ihrem Rapport teil.