Die Handarbeit hinter einem guten Wein
Wer noch nie in einem Rebberg war, kann sich kaum vorstellen, wie steil diese Hänge sein können, gerade in Wettingen. Dessen ungeachtet, erklommen vergangenen Freitag acht Familienmitglieder von Winzer und Kellermeister Meinrad Steimer und zwei freiwillige Helfer eben jene Weinberge und ernteten die reifen Blauburgunder Trauben. «Dieses Jahr sind wir rund drei Wochen früher dran als in anderen Jahren», weiss Steimer zu berichten. Allerdings sei auch die Blüte in diesem Jahr sehr früh gewesen, somit stimme die Regel von 105 bis 110 Tagen bis zur Reife der Trauben wieder, wie er sagt. Etwa zehn Tage dauert die Weinlese, wobei Familie und Helfer in diesem Jahr sehr gut vorankommen: Die Trauben weisen kaum trockene oder verdorbene Stellen auf, sodass nicht viel sortiert werden muss. Eine Rebe bringt im Schnitt 1,6 Kilo Trauben. Und pro Jahr produziert der Weimersche Betrieb zirka 80000 Liter roten und weissen Wein.
Obwohl der Herbst inzwischen Einzug gehalten hat, ist es auf dem Rebberg – Südhang sei Dank – sommerlich warm und die Traubenlese treibt den fleissigen Arbeitern den Schweiss auf die Stirn. Die Südlage und die steilen Hänge sowie der gute Boden haben mitgeholfen, dass der Wettinger Wein schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden ist. Ein Blauburgunder Pinot Noir wurde als Staatswein 2011 ausgezeichnet, mit dem Schartewy und dem Jubiläumswein der Weinbaugenossenschaft reichte es an der ExpoVina für Silber, und Steimers eigene Trauben haben ihm an der Vinea, einer internationalen Pinot- Noir-Degustation, zum ersten Mal die Goldmedaille eingebracht. «Das ist eine Bestätigung, dass man das Richtige macht, und auch eine Anerkennung der Arbeit, die man macht», beurteilt Meinrad Steimer diese Auszeichnungen: «Es erfüllt mich schon mit Stolz.»
Bei der Weinlese für die Trotte von Paul Steimer und den Weinkeller von Meinrad Steimer helfen in der Regel fünf bis zehn Leute, hauptsächlich Familienmitglieder. Sogar Meinrad Steimers 79-jährige Mutter Margrit lässt es sich nicht nehmen, die Trauben zu schneiden. «Wir müssen immer aufpassen, dass sie keine zu steilen Hänge hoch will», sagt er mit einem Schmunzeln.
Nach der Lese kommen die Trauben in die Trotte, wo sie in der Abbeermaschine von den Stielen getrennt und mit Walzen leicht angequetscht werden. Die Maische gelangt dann in einen Waagetank, in dem das Gewicht festgestellt und die Qualität und der Öchslegrad von einem amtlichen Kontrolleur gemessen werden. Die in diesem Jahr durchschnittlich gemessenen 105 Öchsle dürften nicht nur die Weinbauern, sondern auch die Konsumenten dieses Jahrganges freuen. Weisse Trauben kommen daraufhin in die Presse, die Maische der roten Trauben wird erhitzt bzw. kommt zur Gährung in grosse Tanks. Von der Presse gelangt der Wein durch einen Schlauch direkt über die Strasse in den Steimerschen Weinkeller, wo er zentrifugiert wird und in grossen Tanks zur Gährung gelangt. Allein der Geruch in diesen Räumen macht einen leicht besäuselt. Die Abfüllung erfolgt beim Weisswein im März, April, beim Rotwein im Mai, Juni. So lange heisst es also noch Warten.