Die Fahne des Schützen Vierihängt jetzt im Rathaus
Das Schützenbataillon 4 wurde 2003 nach 129 Jahren aufgelöst. Sein Feldzeichen ist aber nun der Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Feierlich wurde es auf dem Wettinger Rathausplatz, als das Militärspiel der Logistikbrigade 1 den Fahnenmarsch anstimmte und die sechs Soldaten des Fahnendetachements des Infanterie Durchdiener Kommandos 14, Aarau, das Feldzeichen des Schützenbataillons 4 (S Bat 4) herantrugen. Beobachtet von rund hundert Gästen, mit Gruss empfangen von Fahnendelegationen der Wettinger Vereine sowie von Roland Kuster, ehemaliger Kommandant des S Bat 4 und Obmann des Vereins Freunde des Schützen Vieri.
Die Freunde des Schützen Vieri hatten die Initiative von Altständerat Thomas Pfisterer und Divisionär Paul Müller, ehemaliger Kommandant der Felddivision 5, aufgegriffen: Die beiden regten an, den Feldzeichen der ehemaligen, mit der Einführung der Armee XXI aufgelösten Aargauer Truppen der Grenzbrigade 5 und der Felddivision 5 eine neue Heimat zu geben. Nach längerem Bemühen ist das jetzt gelungen: Die Feldzeichen der Grenzbrigade 5 werden zentral im Schweizerischen Militärmuseum Full ausgestellt, diejenigen der Felddivision 5, wozu auch das Schützen Vieri gehörte, in den Gemeinden der damaligen Rekrutierungsräume.
«Anstatt die Fahne im Zeughaus verstauben und vor allem vergessen zu lassen», sagte Kuster in seiner Ansprache, «ist es ein starkes Zeichen, sie der Bevölkerung zugänglich zu machen.» In den 129 Jahren, die das S Bat 4 seit 1875bestanden hatte, dürften rund 10000 Soldaten unter dessen Fahne Dienst geleistet haben. Sie waren eingesetzt an wichtigen Brennpunkten der Geschichte. Während des 1. Weltkriegs in unmittelbarer Nähe zu den kriegerischen Auseinandersetzungen: Befestigungsbau im Delsberger- und Doubstal, in der Ajoie und in Bonfol. An Weihnachten 1941: Generalswache in Interlaken. 1942: Ordnungsdienst beim Bauern- und Mülleraufstand in Steinen, Kanton Schwyz. 1944: Bewachung Dübendorf und Gotthardbahn. 1970: Einsatz am Flughafen Kloten im Zusammenhang mit der Entführung von Flugzeugen durch palästinensische Terroristen. 1999: Bewachung von diplomatischen Einrichtungen in Genf.
Gemeindeammann Markus Dieth zeigte sich stolz, die Fahne des Schützen Vieri jetzt bei sich in Wettingen prominent gleich im Eingangsbereich des Rathauses zu haben. «Traditionen müssen gelebt werden», betonte er, «und auf sie darf man stolz sein; stolz heisst nicht eingebildet.» Aber wir müssten uns wieder bewusster werden, dass Sicherheit und Wohlstand mit gelebter politischer und gesellschaftlicher Kultur und Respekt verbunden seien: «Passivität ist das Gefährlichste: Wer nicht handelt, wird behandelt.»