«Der Tod ist das Sicherste im Leben»
«Auch wenn es makaber tönt, der Tod ist das Sicherste im Leben», sagt Roland Wunderli, Gesamtleiter von «Badener Bestattungen».
Roland Wunderli und seine drei Bestatter haben vergangene Woche den Behörden und der Bevölkerung Einblick in die neuen Räumlichkeiten des Bestattungsinstituts in Wettingen gegeben. Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein gewöhnliches Büro: Pult, Computer, Empfangstisch, ein paar Bilder und Pflanzen. Erst wenn man den zweiten Raum, das Besprechungszimmer, betritt, merkt man, dass es doch kein so ganz normales Büro ist. Im Regal stehen nicht etwa Bücher und Ordner, sondern Urnen. Urnen in Herzform, aus Holz, Stein, Porzellan, klein, gross, schlicht und farbig. Dahinter reiht sich ein Sarg an den anderen. «Alle brauchen einen Sarg, auch diejenigen, die sich kremieren lassen wollen», erklärt Roland Wunderli, Gesamtleiter der Firma Badener Bestattungen, die Mitglied des schweizerischen Bestattungsverbands ist. Von Gesetzes wegen dürfen Verstorbene nämlich nur kremiert werden, wenn sie in einem Sarg liegen. Was hingegen mit der Asche geschieht, ist individuell. Im Bestattungsinstitut werden den Angehörigen ein paar Möglichkeiten aufgezeigt. Eine rund 4500 Franken teure Variante ist, aus der Asche einen Diamanten machen zu lassen, eine andere, die Asche in einer Skulptur oder einem Stein aufzubewahren.
Was man an der Etzelstrasse 13 hingegen vergeblich sucht, ist ein Raum, in dem Verstorbene vor dem Begräbnis aufbewahrt werden. «Sie sind in einem Kühlraum beim Friedhof Brunnenwiese in Wettingen oder Liebenfels in Baden, wo sie von den Bestattern auch gewaschen, angezogen und eingesargt werden», so Wunderli. Bewusst wolle man hier keine Verstorbenen aufbahren, sondern lediglich Angehörige empfangen und beraten.
Grundsätzlich muss das nicht erst nach dem Ableben sein. Jedermann kann mit dem Bestatter noch zu Lebzeiten Wünsche in einer Bestattungsanordnung festhalten oder in einem Vorsorgevertrag das Begräbnis genau planen und alle damit verbundenen Fragen zu Lebzeiten regeln und sogar die Bestattungskosten im Voraus einbezahlen. Sinnvoll oder nicht? «Auf jeden Fall ist es sinnvoll, mit den Angehörigen Grundsatzfragen zu klären, etwa ob man kremiert werden möchte oder eine Erdbestattung wünscht», sagt Bestatter Sandro Güntert. Er sei schon dabei gewesen, als sich Familien wegen dieser Frage zerstritten, weil nicht klar war, was der Verstorbene gewünscht hätte. Zwar rücken die Bestatter in 80 Prozent der Todesfälle zu alten Personen aus, die im Heim verstorben sind. Doch gerade bei dem Fünftel der unerwarteten oder frühzeitigen Todesfälle seien solche Fragen oftmals nicht geklärt.
«Die Sterberate liegt in der Schweiz bei 0,8 bis 0,9 Prozent», sagt Wunderli. Eine Hochsaison kennt man aber auch in diesem Metier: «Vor Weihnachten und wenn sich die Temperatur innert 24 Stunden um mindestens 10 Grad verschiebt.» Es gibt Tage da rücken die Bestatter zwei-, dreimal aus, dann gibt es wieder ruhigere Zeiten. Die meisten Menschen sterben im Spital, Alters- oder Pflegheim, ein Teil zu Hause und der kleinste Teil auswärts. Die Bestatter rücken zu Menschen aller Religionen aus und nehmen bei der Bestattung, etwa der Kleidung oder Waschung, Rücksicht auf die Religion. Dennoch gibt es auch Bestattungsinstitute speziell für andere Religionen. Im vergangenen Jahr starben 208 Wettinger Einwohner. In Wettingen wurden letztes Jahr 22 Erdbestattungen und 188 Kremationen ausgeführt.