Der Liebe wegen im Klostergarten

Wenn am Pfingstmontag das Klosterfest stattfindet, sind auch die Mitarbeiter der Klostergärtnerei im Einsatz. Einer von ihnen ist David Saïdou.

David Saïdou im Garten des Wettinger Klosters. Foto: bär
David Saïdou im Garten des Wettinger Klosters. Foto: bär

Der 32-Jährige ist der Liebe wegen vor sechs Jahren im Wettinger Klostergarten gelandet. Der Mann aus Niger hatte zuvor in einem Spitallabor in Westafrika gearbeitet. Dort lernte er seine heutige Ehefrau kennen. Die medizinische Praxisassistentin leistete einen sozialen Spitaleinsatz imGalmi Hôpital de la SIM im Niger. Beide engagierten sich für einen Kindertreff und sangen im Chor mit. «Wir haben uns verliebt, doch nach fünf Monaten verliess sie mein Heimatland.» Sie blieben befreundet und behielten Kontakt, wenn auch nur auf Distanz. Doch die Liebe war stärker und David folgte seiner Frau zwei Jahre später in die Schweiz.

Ohne Arbeit und ohne anerkannten Berufsabschluss fiel es ihm schwer, sich einzuleben. Hobbymässig begann er den Garten zu bepflanzen und suchte nach Arbeit. «Egal was, Hauptsache Arbeit.» Er hörte davon, dass die Klostergärtnerei über den Sommer einen Helfer suchte – und bewarb sich für die Stelle. Aus der einen Woche Probearbeit sind sechs Jahre geworden. Mittlerweile ist er zu 75% als Landschaftsgärtner angestellt und holt in seiner Freizeit zusammen mit jungen Lehrlingen in der Berufsschule den Abschluss nach. Der Altersunterschied führe nicht zu Problemen. «Ich akzeptiere sie und sie mich.»

Dem mittlerweile zweifachen Vater gefällt die Arbeit im Klostergarten sehr. «In meiner Heimat gibt es keine Klöster.» Durch Arbeitskollegen und Vorgesetzte hat er viel über den geschichtsträchtigen Ort und die Gartenkultur gelernt und steht am Klosterfest im Einsatz. Er und seine Gärtnerkollegen führen einen Postenlauf durch den ganzen Klostergarten durch. Vorletztes Jahr mussten die Kinder an seinem Posten mit einer Schubkarre Wasser transportieren.

Auch seine beiden Söhne und seine Frau besuchten ihn am Klosterfest. Der Fünfjährige sei ganz erstaunt gewesen, dass die Schubkarre seiner eigenen zu Hause so ähnlich sehe. «Ich glaube, er hat gemerkt, dass es seine ist», lacht der sympathische junge Mann, der sich vorstellen könnte, irgendwann mit Frau und Söhnen in sein Heimatland zurückzukehren und von der Schweiz aus bereits ein Hilfsprojekt für sein Heimatland initiiert hat.

Doch vorerst freut er sich darauf, am Pfingstmontag den Besuchern sein Reich in der Schweiz zu zeigen. Im Klostergarten können sich die Besucher an einem Postenlauf spielerisch über das Gärtnern informieren und die mittelalterliche Garten- und Klosteranlage kennenlernen.

ergänzt wird das Angebot mit Themenführungen durchs Kloster. Historiker führen die Besucher in die sonst nicht öffentlich zugänglichen Bereiche des Klosters, wie etwa die Mönchskirche. An einer speziell für Kinder konzipierten Führung erfahren auch die jungen Gäste Wissenswertes über den Klosteralltag und machen dort halt, wo die Mönche einst gegessen, gesungen und gebetet haben. Im Brudersaal versuchen sie, auf Wachstafeln und mit Gänsekiel zu schreiben. Der Quartierverein wird fürs leibliche Wohl der Gäste sorgen und im Klostergarten eine Festbeiz führen. Pfingstmontag, 25. Mai, ab 11 Uhr, Kloster Wettingen. Führungen im Halbstundentakt von 11.15 bis 15.15 Uhr sowie Stände im Klostergarten von 11 bis 16 Uhr für die ganze Familie. Eintritt frei, Führungen 10 Franken pro Person. Ohne Anmeldung, bei jedem Wetter.

 

Weitere Artikel zu «Wettingen», die sie interessieren könnten

Wettingen24.04.2024

150 Personen sahen sich die Asylunte rkunft an

Rund 150 Personen haben am Samstag die Asyl­unterkunft im ehemaligen Alterszentrum St. Bernhard besichtigt.
Wettingen24.04.2024

Sportlich durch Wettingen

Am 27. April wird die App «FriActiv» aufgeschaltet, die zu zwei Rundgängen durch Wettingen anweist. An verschiedenen Stellen animieren Videos zu …
Wettingen24.04.2024

Fitnessgeräte an der frischen Luft

Auf der Sport- und Spiel­anlage Scharten soll eine Workout-Anlage entstehen. Das Baugesuch dazu liegt bis am 10. Mai bei der ­Gemeinde auf.