Der Kundenmaurer schwärmt: «Es istder schönste Beruf auf der Welt»

Beat Schmid ist der Kundenpolier bei der Bürgler AG Bauunternehmen in Wettingen. Hier hatte er 1976 seine Maurerlehre begonnen – und hier ist er seit 40 Jahren geblieben.

Beat Schmid vor dem Meterbild, das er selbst gestaltet hat: «Jeder Mensch hat kreative Seiten, jeder soll und kann sie ausleben.» Foto: Mü
Beat Schmid vor dem Meterbild, das er selbst gestaltet hat: «Jeder Mensch hat kreative Seiten, jeder soll und kann sie ausleben.» Foto: Mü

Beat Schmid hat sein Büro gleich beim Eingang zu den Geschäftsräumen der Bürgler AG an der Bahnhofstrasse 101. «Etwa einen Drittel meiner Arbeitszeit bin ich hier, den Rest verbringe ich auf den Baustellen», sagt er. Er führt mich weiter zum einfachen Aufenthaltsraum, wo auch die Kaffeemaschine steht: «Gipfeli gibt es jeden Freitag, unabhängig davon, wer vorbeikommt.» Während Schmid zu berichten beginnt, setzen sich zwei weitere Mitarbeiter an den Tisch: «Bei uns ist es unkompliziert», sagt er und man merkt schon, was ihn 40 Jahre hier gehalten hat: Hier arbeitet man gern.

Als Kundenpolier ist Beat Schmid verantwortlich für die Ausführung von Kleinaufträgen: «Wir machen Flickarbeit.» Schmid koordiniert seine Mitarbeiter, macht die Arbeitsvorbereitungen, meldet sich bei den Kunden an, begleitet die Ausführungen, macht die Abnahmen, schreibt Rapporte und Abrechnungen – einfach alles von A bis Z. Er hat nicht nur mit den verschiedensten Materialien zu tun, sondern auch mit «wahnsinnig vielen interessanten Menschen». Der Beruf des Kundenmaurers sei unglaublich vielseitig: «Deshalb ist es der schönste Beruf auf der Welt.»

Diese Vielseitigkeit war schon bei der Berufswahl ausschlaggebend. Schmid hatte drei Schnupperlehren gemacht: Schreiner, Landschaftsgärtner und – Maurer. «Maurer ist der vielseitigste in allen Belangen», sagt er, «deshalb merkt man gar nicht, dass man älter wird; man fängt am Morgen an und plup – schon ist Feierabend.»

Hatte er nie den Wunsch, wegzugehen? «Wenn es einem gefällt an einem Ort, hat man dieses Bedürfnis nicht», sagt Schmid. Er hatte mittlerweile erst drei Chefs in seiner «Bürgler»-Geschichte: «Sie alle haben mich schaffen lassen und mir Freiheiten gelassen.» Sie vertrauten ihm, er vertraute ihnen: «Die Chemie hat gestimmt, die Arbeit hat gestimmt.» In den Anfangsjahren war er als junger Vorarbeiter einmal «ausgeliehen» worden: «Dort hatte ich in einer anderen Firma ein Jahr lang mal etwas fremde Luft geschnuppert. Schlussendlich kochen aber ja alle mit Wasser.» Zudem ist Schmid stark verwurzelt in Wettingen. Er wuchs auf der Klosterhalbinsel auf und wohnt heute noch in der Gemeinde: «Der kurze Arbeitsweg ist auch Lebensqualität.»

Oder hatte er sich mal gewünscht, etwas ganz anderes zu machen? «Nein, ich kann alle meine Interessen in meinem Beruf integrieren.» Eines davon ist die Kunst: «Ich durfte schon einige Male mit Künstlern zusammenarbeiten, zum Beispiel mit Roman Signer am Kulturweg das Wasserfenster machen.» Ist er selbst auch künstlerisch tätig? «Jeder Mensch ist künstlerisch tätig, jeder Mensch hat kreative Seiten, jeder soll und kann sie ausleben», ist Schmid überzeugt. Er selbst tut es, indem er sich nach getaner Arbeit bei seiner Kundschaft mit einer selbst gestalteten Karte bedankt. Als Künstler will er sich aber nicht bezeichnen, aber: «Für mich ist es erholsam, ein schönes Kunstbuch anzuschauen.»

Kommt hinzu, dass jeder Auftrag wieder eine neue Herausforderung darstellt. Man wolle die Arbeit ja nicht nur qualitativ gut erledigen, sondern auch speditiv: «Es sind immer wieder kreative Ideen gefragt», erklärt Schmid. Das töne zwar etwas blöd in seinem Beruf: «Aber es ist so: Mit kreativen Ideen spart man Geld.»

Was muss man mitbringen, um 40 Jahre beim gleichen Arbeitgeber zu bleiben? Schmid antwortet wieder schnell: «Man muss Freude am Schaffen haben.» Und man müsse Menschen gernhaben: «Die Kundschaft ist sehr verschieden. Aber wenn man ihre Anliegen richtig ernst nimmt, ist es eine wahre Freude, aus Problemen Lösungen zu erarbeiten.» Ausserdem müsse man flexibel sein und belastbar. Alles sei etwas schneller geworden in den letzten 40 Jahren. Die Bauprogramme würden immer kürzer: «Man will immer mehr in weniger Zeit.» Und vergesse dann vieles. Beispielsweise, dass man noch etwas Trocknungszeit einberechnen müsste. Aber hektisch werde es bei ihm dennoch nie, sagt Schmid: «Ich bin kein hektischer Typ.» Vieles habe sich im Verlauf seiner Berufsjahre verändert, eigentlich alles: «Selbst der Meter ist elektrisch geworden. Aber den Mörtel macht man noch immer mit Wasser an. Ja, das Anmachwasser ist geblieben.»

Als Polier war Schmid für viele Umbauten bekannter Gebäudein Wettingen verantwortlich, so zum Beispiel vor 30 Jahren bei der City Garage, die kürzlich abgerissen wurde. Aber keine Spur von Wehmut: «Ich bin ein totaler Gegenwartstyp», sagt er. Darum könne er aus seiner Arbeitstätigkeit auch keine Höhepunkte herausheben: «Jede Arbeit ist nicht alltäglich, obwohl ich jeden Tag wieder die Überhosen anziehe.» Er habe viele schöne Objekte umbauen, renovieren, modernisieren dürfen. Jedes sei für sich ein Highlight gewesen. Es seien die kleinen Perlen, die man aufliest und die das Ganze interessant und spannend machen: «Ich habe kein Lieblingsobjekt, ebenso wenig wie ich einen Lieblingsmitarbeiter habe, da bin ich schon vom Typ her nicht so.»

Für die Zukunft wünscht sich der 56-Jährige, dass er gesund bleibt und – noch etwas arbeiten darf. Der Konkurrenzkampf in der Branche werde zwar grösser. Dennoch empfiehlt er jungen Stellensuchenden immer noch, ein Handwerk zu erlernen: «Egal welches: Handwerk hat noch immer goldenen Boden.

Später, wenn er dann einmal pensioniert sein wird, könnte sich Schmid vorstellen, dass er das tun wird, was er schon früher in den Ferien gemacht hat: Projekte betreuen, «irgendetwas Gemeinnütziges». So hatte er in den 80er-Jahren im Erdbebengebiet in Süditalien beim Wiederaufbau mitgeholfen und in den 90er-Jahren bei einem Bergbauern ein Scheunenbau-Projekt geleitet. «In welcher Art und Weise ich wieder etwas machen werde, wird sich dann entscheiden, wenn es so weit ist. Es wird auch davon abhängen, wie die Welt dann aussieht.»

Ausserdem geht Beat Schmid als naturverbundener Mensch gerne wandern. Als Kunstliebhaber hat er viele Kontakte zu Künstlern und könnte sich auch vorstellen, beim einen oder anderen mitzuhelfen. Und er liest sehr gerne: «Ich könnte tagelang lesen.» Vor allem Belletristik. Einen Lieblingsautor? Hat er nicht, Beat Schmid ist nicht der Typ dazu. Er findet seine Perlen überall und ständig!

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