Der Krise trotzen sie mit Take-away

Vier Tage nach Eröffnung musste das «Kasai» wieder schliessen. Wie viele andere Gastronomen sind auch die Betreiber des japanischen Restaurants kreativ geworden und setzen auf Take-away.

Das Wettinger Restaurant Kasai öffnete seine Tore kurz vor dem ersten Lockdown im März 2020. Im zweiten Lockdown bieten sie Take-away an. Dazu gehört auch die Lieferung im Kimono (v.l.): Nok Weber (Sushi Delivery Coordinator), Christian Schneitter
Das Wettinger Restaurant Kasai öffnete seine Tore kurz vor dem ersten Lockdown im März 2020. Im zweiten Lockdown bieten sie Take-away an. Dazu gehört auch die Lieferung im Kimono (v.l.): Nok Weber (Sushi Delivery Coordinator), Christian Schneitter (Geschäftsführer) und Miki Hübscher (Second Master Sushi Chef). zVg

Pizza, Sushi oder Burger. Auch wenn wegen Covid-19 bis mindestens Ende Februar die Restaurants geschlossen bleiben, muss man nicht überall auf ihr Essenverzichten: Viele Gastronomieküchen bieten Take-away an. Seit Dezember auch das «Kasai», das von Christian Schneitter und seinen Geschäftspartnern Peter Albiez und Tobias Koller betrieben wird.

Hinter dem Restaurant verbirgt sich nicht nur ein asiatisches Steakhouse im Zentrum von Wettingen, sondern auch eine besondere Geschichte: Nur vier Tage nach der Eröffnung im März 2020 musste das Restaurant seine Türen auf Verordnung des Bundesrats wieder schliessen. «Anfang des letzten Jahres dachte niemand, dass das Coronavirus hier in der Schweiz bereits im März zu einem Lockdown führen würde», sagt Schneitter. Die Eröffnung war geplant, Investitionen getätigt, das Personal angestellt – es gab kein Zurück für Schneitter und sein Team. Zur Eröffnung des «Kasai» kamen Freunde, Bekannte und Fans der asiatischen Küche von überall her. Selbst der damalige Landammann Markus Dieth nahm daran teil.

Innerhalb von einer Woche entstand das Take-away-Konzept

Dann kam der Lockdown und mit ihm eine lange Durststrecke. Neben dem Restaurant in Wettingen wurden damals auch die anderen beiden Betriebe der drei Gastronomen, das Restaurant Torre und die Bar Laden 5, beide in Baden, stillgelegt.

Die Krise haben die Männer genutzt, so gut es ging: «Wir haben den ersten Lockdown zum Anlass genommen, um einige Verbesserungen vorzunehmen und das Konzept des ‹Kasai› zu verfeinern», so Schneitter. Dann kam der Sommer und mit ihm die Lockerungen. Nach drei Monaten des Ungewissen konnten die drei Freunde im Mai 2020 den Sommerbetrieb wiederaufnehmen, mit Schutzkonzept und Sicherheitsmassnahmen. «Eine tolle Zeit. Nurleider nicht von langer Dauer.»

Als sich der zweite Lockdown anbahnte, kam den dreien dann die Idee für ein Take-away. Zwar bietet das Wettinger Lokal als traditionelles japanisches Steakhouse vor allem «Yakiniku», also japanisches BBQ, an, was sich als Take-away nicht eignet. «Man kann ein Steak nicht braten, verpacken und liefern», sagt Schneitter. So kam die Idee mit dem Sushi: «Wir mussten innovativ sein und umdenken. Sushi ist ein Klassiker der japanischen Küche, ist gesund, leicht und eine begehrte Abwechslung zum gängigen Essen.» So stellten die drei Männer innerhalb einer Woche ein Take-away-Konzept auf die Beine und nahmen einen Sushi-Koch unter Vertrag. «Es braucht viel Mut und viele schlaflose Nächte, um in einer solch unsicheren Situation noch zu investieren.»

Der Mut zum Risiko scheint sich zu lohnen: An manchen Abenden ist das Team mit fünf Lieferautos unterwegs. Vom Standort in Wettingen werden neben Baden, Ennetbaden, Würenlos, Neuenhof und Ehrendingen auch Dättwil und Nussbaumen beliefert. Übrige Destinationen nach Absprache. «Wir waren auch schon in Lenzburg», sagt der Geschäftsführer. «Aber für eine kleine Lieferung macht das nicht viel Sinn.»

Ob Take-away oder Lieferdienst: Das «Kasai»-Team und seine Geschäftspartner erledigen alles, vom Einkauf über die Zubereitung und die Lieferung. Freunde, Familie und Bekannte packen mit an, die Chefs liefern auch mal persönlich – und im Kimono. «Wir möchten unseren Kunden neben gutem Essen auch das ‹gewisse Etwas› bieten», sagt Schneitter. Man habe immer wieder schöne und wertschätzende Begegnungen: «Die Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und Solidarität sind sehr gross. Wir sind allen von Herzen dankbar, die uns unterstützen.»

Vorfreude auf Zeit ohne Schutzmassnahmen ist da

Trotz des Erfolgs mit dem Take-away: Die drei Gastronomen freuen sich schon jetzt darauf, wenn sie im «Kasai» die Stühle wieder von den Tischen nehmen und wiedereröffnen können: «Wir träumen von fröhlichen Gästen, die sich ohne Schutzmassnahmen in unserem Restaurant treffen und eine gute Zeit haben.»

 

Pizza Margherita ist am beliebtesten

Take-away-Angebote boomen während der Coronapandemie in der ganzen Schweiz: Das zeigt sich in einem Report des Lieferdienstes eat.ch. Das meistbestellte Gericht 2020 war die Pizza Margherita, gefolgt von Burger und Pommes frites. Aber auch Sushi ist auf dem Vormarsch und verzeichnete 2020 ein Bestellwachstum von 45 Prozent. Zudem verläuft ein kleiner Reisgraben durch die Schweiz: Sushi wird in der Romandie zweieinhalbmal so oft bestellt wie in der Deutschschweiz. (rom)

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