Das Kloster erhält wieder einen Westflügel
Im 19. Jahrhundert wurde das marode Hönggerhaus abgebrochen, der Kreuzgang des Klosters Wettingen verlor seinen westlichen Abschluss. Nun wird das Hönggerhaus wiederaufgebaut. Dies erlaubt es, die Zukunft und die Ausbildungsqualität der Kantonsschule Wettingen weiter zu verbessern.
Die Big Band der Kantonsschule unter der Leitung von Cristoforo Spagnuolo gab den musikalischen Auftakt für die anlaufende Bauphase. Mit ihren Melodien inspirierten die Musiker nicht nur die Gäste des Spatenstichs, sondern hoffentlich auch die Handwerker. Denn bis 2024 soll der Westflügel fertig sein, damit der Unterricht dort beginnen kann. Der Bedarf an Schulzimmern ist unbestritten. Landammann Alex Hürzeler verwies in seiner Ansprache auf den Planungsbericht «Räumliche Entwicklung der Aargauer Mittelschulen». Die Anzahl Schülerinnen und Schüler an den Aargauer Mittelschulen werde demografisch bedingt bis 2045 um über einen Viertel ansteigen, ergänzte Hürzeler, Vorsteher des Departementes Bildung, Kultur und Sport (BKS). Neben den Ausbauten in Wettingen, Baden, Aarau und Wohlen plant der Kanton zwei neue Mittelschulen. Eine kommt nach Stein, der andere Standort ist noch nicht festgelegt.
Ein harmonisches Ganzes
«Die Kantonsschule Wettingen befindet sich in einem einzigartigen und kulturhistorischen Gebäudeensemble», stellte Hürzeler fest. Mit dem Bau lege der Kanton ein wichtiges Augenmerk auf die Vervollständigung der historischen Klosteranlage. Durch den Abbruch des Hönggerhauses fehlte dem Kreuzgang der westliche Abschluss, dies wird jetzt korrigiert. Es entstehe, so Hürzeler, «ein harmonisches Ganzes». Das Projekt stammt von Architekt Daniel Dickenmann. Es sieht Unterrichtsräume sowie diesen zugeordnet Bereiche für Gruppenarbeiten oder individuelles Lernen vor.
Seit diesem Frühjahr gehört das Kloster Wettingen nicht nur als Kantonsschule, sondern auch als Museum zu Landammann Hürzelers Departement. Als 10. Vermittlungsstandort des Museums Aargau können Besucherinnen und Besuchern diese einmalige Anlage auf der Klosterhalbinsel erleben.
Fast ganz in Wettinger Hand
«Von langer Hand geplant, kann der neue Westflügel endlich gebaut werden», sagte Regierungsrat Markus Dieth beim Spatenstich. Von langer Hand bedeutet hier auch, dass Dieth in seiner Zeit als Wettinger Gemeindeammann massgeblich an der Entwicklung der Klosterhalbinsel mitgearbeitet hat. Dasselbe gilt für den heutigen Kantonsbaumeister Urs Heimgartner, der damals Leiter der Abteilung Bau- und Planung der Gemeinde Wettingen war. Mit dem Masterplan wurden die Voraussetzungen für den Ausbau der Kantonsschule geschaffen.
Geheizt wird die Klosteranlage durch die Limmat. Dazu wird dem Fluss im Kraftwerk Wettingen durch eine Wärmepumpe Energie entzogen. Betrieben wird das Fernwärmenetz vom Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ), dem das Kraftwerk Wettingen gehört. Spitzenlasten werden mit Biogas ausgeglichen. Somit wird die Kantonsschule Wettingen künftig vollkommen mit erneuerbarer Energie beheizt.
Das Kantonsparlament hatte den Neubau für 17,9 Millionen Franken bewilligt. Ob der Kredit reicht, wird sich angesichts der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung zeigen. Auf jeden Fall wies Regierungsrat Dieth auf die «Volatilität der Baupreise» hin.
Mit dem Neubau erhält die Anlage erstmals seit ihrer Gründung im Jahre 1227 einen barrierefreien Zugang. Für Dieth ist der Neubau auch in dieser Hinsicht wegweisend, weil er «dem Kloster Stella Maris, dem wegweisenden Meerstern, alle Ehre macht».