«Das Kinderheim ist keine Insel»

Am Wochenende feiert man im Kinderheim Klösterli das 50-Jahr-Jubiläum und erinnert sich dabei auch an die Anfangszeit zurück, wo Ordensschwestern das Heim führten.

Heissen die Besucher am Jubiläum willkommen: Stiftungsrat Ernst Lehner und Heimleiter Sander van Riemsdijk. Foto: bär
Heissen die Besucher am Jubiläum willkommen: Stiftungsrat Ernst Lehner und Heimleiter Sander van Riemsdijk. Foto: bär

«Vor 50 Jahren wurden vorwiegend Waisen- oder ausserehelich geborene Kinder im Klösterli abgegeben, heute kommen Kinder wegen der sozialen Integration zu uns», erklärt Heimleiter van Riemsdijk. Klassische Fälle seien heute Scheidungskinder, wo der alleinerziehende Elternteil überfordert oder krank sei oder sich wegen der Arbeit nicht um das Kind kümmern könne. Oft gebe es im Familiensystem Probleme im Bereich Krankheit, Sucht, Gewalt oder Trennung, manchmal gekoppelt mit Verhaltensauffälligkeiten oder kognitiven Beeinträchtigungen der Kinder. Während die Ordensschwestern die Kinder vor 50 Jahren unbürokratisch aufnahmen und sich nur am Rande um die Finanzierung und die Herkunft kümmerten, wird heute mit der Familie zusammengearbeitet. «Das Kind soll irgendwann in die Familie zurückkehren», nennt der Heimleiter das Ziel. In etwa der Hälfte der Fälle gelingt das, nachdem die Arbeit mit Mutter und oder Vater gefruchtet hat und das Familiensystem positiv verändert worden ist.

Als van Riemsdijk vor 21 Jahren die Arbeit als Heimleiter im Klösterli aufnahm, war der Leitungswandel deutlich spürbar. Während bis 1990 eine Schwester mit einer Praktikantin Tag und Nacht 12 Kinder betreuten, waren plötzlich vier, fünf Sozialpädagogen im Schichtbetrieb für eine Gruppe zuständig. «Während das Kinderheim für die Schwestern Berufung war, ist es für die Sozialpädagogen heute ein Beruf. Dadurch wurde der Betrieb professioneller.» Damit die Abgrenzung nicht zu Distanz zwischen Mitarbeitern und Kindern führe, habe man ein Präventions- und Interventionskonzept entwickelt und sei in ständigem Austausch mit den Eltern. «Nähe und Distanz zu den Kindern ist eine Gratwanderung», ist sich van Riemsdijk, Vater zweier erwachsener Kinder, bewusst.

Die Kinder sollen im Klösterli so normal wie möglich leben, sie dürfen beispielsweise Eltern oder Gspänli zum Essen, Spielen oder zur Geburtstagsparty einladen. Interne Angebote oder Therapien gibt es indessen keine. «Bewusst nicht. Das Kinderheim ist keine Insel. Die Kinder sollen sich nach aussen orientieren und sich ausserhalb ein soziales Netz aufbauen», so van Riemsdijk. Das soll ihnen dann später beim Schritt in die Selbstständigkeit helfen.

Bewusst will sich das Kinderheim auch der Öffentlichkeit zeigen und lädt sie deshalb am 50-Jahr-Jubiläum zum Tag der offenen Tür mit vielen Aktivitäten ein.

Samstag, 23. August, 11 bis 17 Uhr; Beamershow, Graffiti-Workshop, Hüpfburg, Schminken, Rundgang, Festwirtschaft etc.

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