Der ehemalige Eishockeyspieler Robin Bauer geht auf Weltreise

Robin Bauer war Profieishockeyspieler und führte ein Sportunternehmen. Nun hat er die Aktienmehrheit verkauft und ist auf Weltreise. Ein Burnout liess ihn umdenken.

Robin Bauer von Bauer Sport verkauft die Mehrheit seiner Aktien. Melanie Bär
Robin Bauer von Bauer Sport verkauft die Mehrheit seiner Aktien. Melanie Bär

Beim Interview Ende Oktober steht Robin Bauer im ersten Stock zwischen Hockeyschlägern, Helmen und Schutzausrüstung und spricht mit einer Mitarbeiterin. Es ist sein letzter Arbeitstag als Geschäftsinhaber von Bauer Sport. Eine ruhige Kugel schieben kann der 45-Jährige aber nicht, das Inventar muss noch gemacht werden, bevor er dem neuen Geschäftsinhaber übergibt. Ganz weg ist er allerdings auch nachher nicht. Er behält 49 Prozent der Aktien, wird seinen Nachfolger in strategischen Belangen weiterhin unterstützen und auch ab und zu im Laden stehen.

Doch nicht sofort. Zuerst nimmt sich Robin Bauer eine Auszeit und geht mit seiner Frau und den 8- und 10-jährigen Söhnen auf Weltreise. Am vergangenen Sonntag sind sie nach Costa Rica geflogen und werden dort herumreisen und einen Sozialeinsatz machen. Danach gehts weiter nach Australien und nach Asien, wo die Reise nach etwas mehr als sieben Monaten schliesslich endet. Die Familie will langsam reisen. «Uns geht es nicht darum, alle Sehenswürdigkeiten zu besichtigen, sondern als Familie eine intensive Zeit zu geniessen, die Kinder zu unterrichten und Zeit zu haben, um Leute und Land zu erleben», sagt Bauer.

Die Reise ist ein Wendepunkt in seinem Leben. Ein weiterer Wendepunkt, um es genau zu nehmen. Robin Bauer hat ein bewegtes Leben hinter sich. Als 12-Jähriger spielte er bereits beim Eishockeyclub Kloten, schaffte den Sprung in die Nationalliga A und holte mit der Mannschaft den Schweizer-Meister-Titel. Zehn Jahre lang spielte er als Profi und beendete seine Karriere mit 26 Jahren wieder als Schweizer Meister, diesmal mit den ZSC Lions.

Bauer war aber nicht nur Spitzensportler, sondern wurde als 17-Jähriger auch Jungunternehmer. Noch während seiner Lehre als Fahrradmechaniker stieg er bei Bauer Sport, dem Geschäft seiner Mutter an der Landstrasse, ein. Im 2011 übernahm Robin das Geschäft, das von anfänglich 100 auf 700 Quadratmeter gewachsen war. Aus dem einstigen Mechaniker, der Velos verkaufte, wurde ein «Bürohengst», wie er es nennt. Er habe den halben Tag am Computer verbracht, «anstatt an der Front zu sein, was früher meine Passion war», fügt der Familienvater an.

Vor drei Jahren dann das Burnout. «Vielleicht habe ich zu viel gemacht, vielleicht die Prioritäten falsch gelegt», sagt er und schaut nachdenklich in die Ferne. Ein Jahr lang brauchte er, um sich zu erholen, auch ein Klinikaufenthalt gehörte dazu. Heute ist er dankbar für diese Zeit. «Das Burnout war ein Befreiungsschlag, ich habe eine neue Lebenseinstellung gewonnen.» Erfolg ist für ihn heute, wenn er einer Tägigkeit nachgehen kann, die er mit Leidenschaft und Freude ausführt. Er habe gelernt, nein zu sagen, auch wenn ihn der Ehrgeiz packt. «Ich nahm mir viele Freiheiten nicht, weil ich nicht bereit war, den Preis dafür zu bezahlen.»

Nach dem Burnout sah er das Leben mit anderen Augen. Er gestand sich ein: «Nach einer Stunde im Geschäft war die Energie und die Power von früher weg.» Er entschloss sich, die Mehrheit der Aktien seinem Geschäftspartner Severen Trösch zu verkaufen, der seit 13 Jahren im Betrieb arbeitet. «Lieber 15 Jahre zu früh als 10 zu spät», begründet er den Entscheid auf seiner Website.

Wie er sich nach seiner langen Familienreise beruflich weiterorientiert, lässt er absichtlich offen. «Ich begebe mich bewusst auf den Weg der Unsicherheit, der Leere, damit etwas entstehen kann.» Er habe auch nicht die Erwartung, dass er während der Reise die zündende Geschäftsidee für die Zeit nach seiner Rückkehr habe. Er hofft hingegen, dass er und seine Familie nach der gut siebenmonatigen Auszeit nicht wieder im «Standardalltag» landen, sondern besser merken, was ihnen guttut und was nicht.

Das Geschäft zu verkaufen, auf Reisen zu gehen und trotz Ungewissheit zu vertrauen, dass alles gut komme, habe Mut gebraucht. Es habe auch Phasen gegeben, wo sie alles in Frage gestellt haben. «Aber jetzt, kurz vor dem Abflug, fühlt es sich für alle richtig und gut an», sagt Robin Bauer, als er knapp einen Monat vor Abreise das Inventar abschliesst.

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