Für sie sind die Wettinger Gärten eine Herzensangelegenheit

Nach 13 Jahren tritt EVP-Einwohnerrätin Marie Louise Reinert zurück – und reicht zum Abschied neun Postulate ein.

Marie Louise Reinert in ihrem Garten: «Wettingen bezeichnet sich als Gartenstadt. Da müssen wir deren reale Existenz auch in Zukunft sichern.» Rahel Bühler
Marie Louise Reinert in ihrem Garten: «Wettingen bezeichnet sich als Gartenstadt. Da müssen wir deren reale Existenz auch in Zukunft sichern.» Rahel Bühler

Einen Zufall nennt Marie Louise Reinert ihren Einstieg in die Politik. «Mein Nachbar hat mich gefragt, ob ich für die EVP auf seine Liste kommen würde.» Sie kam. Wurde gewählt. Und blieb. «Bei der EVP hatte ich die grösstmögliche Freiheit», sagt sie. Seither hat sie Dossiers studiert, Sitzungen vorbereitet, Postulate eingereicht. Jetzt, 13,5 Jahre später, sagt sie Adieu. Per Ende Juni hat sie ihr Amt niedergelegt. Sie möchte der Jugend Platz machen. Ihr Alter möchte sie jedoch nicht in der Zeitung lesen. Marie Madeleine Minder wird ihre Nachfolgerin.

«Der Einstieg in die Politik hat sich gelohnt», findet die Wettingerin. Im Einwohnerrat konnte sie mitwirken. «Das macht dich mitverantwortlich, mutig und vergnügter.» Manchmal sei die Lokalpolitik auch stressig und frustrierend. Dann etwa, wenn einem die Grenzen des Einflusses aufgezeigt würden. Reinert beschreibt sich als überlegte, sachbezogene, detailgenaue Politikerin.

In ihrer Zeit im Einwohnerrat habe sie viel gelernt. «Ich habe Einblick in viele Themen erhalten. Das bewirkt auch mehr Gelassenheit.» Seit 2012 steht sie der EVP/Forum5430-Fraktion zudem als Präsidentin vor.

Wenn sie etwas an ihrem Amt als Einwohnerrätin störte, dann die nicht mehr optimalen Hör- und Sichtverhältnisse im Rathaussaal. «Wenn etwas projiziert wird, ist es schlecht lesbar.» Freude machte ihr das Politisieren besonders, wenn sie ihre Ideen dort platzieren konnte, wo sie aufgenommen und weiterentwickelt wurden. Es sei befriedigend, wenn Vorstösse vom Rat angenommen und überwiesen werden. Als Highlight bezeichnet die ehemalige Bezirksschullehrerin die Annahme ihrer Motionen zum Ortsbildschutz. Das war im November 2011. Sie ist sich bewusst, damit hat sie sich auch Feinde geschaffen: «Der Ortsbildschutz verfolgt das Ziel, die Vielfalt des Wettinger Erscheinungsbilds zu ermöglichen.»

An der letzten Einwohnerratssitzung Mitte Juni hat sie mit Leo Scherer (WettiGrüen) neun Postulate zum Thema Garten eingereicht. Konkret verlangen die beiden Einwohnerräte etwa, dass in Wettingens neuer Bau- und Nutzungsordnung (BNO) Zielvorstellungen für die Gartenbestände in den einzelnen Quartieren festgelegt werden. Geht es nach ihnen, soll die BNO zukünftig verbindliche Massnahmen für Erhalt und Förderung der Biodiversität enthalten. Und in der BNO soll festgehalten werden, dass eine Zone für ortsbildprägende und ökologisch wertvolle Flächen errichtet wird. Zudem beantragen Reinert und Scherer das Verbot von Schottergärten oder die Sicherung der noch vorhandenen Böden von hoher Qualität.

Ziel dieser Vorstösse ist, die Existenz einer Wettinger Gartenstadt auch in Zukunft zu sichern und ihre Qualität zu erhalten. Sie behandeln nicht nur private Gärten, sondern auch öffentliche Räume, die das Ortsbild prägen. «Wettingen bezeichnet sich als Gartenstadt. Da müssen wir deren reale Existenz auch in Zukunft sichern», sagt sie.

Leicht haben es sich die Einwohnerräte mit den Postulaten nicht gemacht. Seit 2010 hat sich Reinert mit dem Thema befasst: Jetzt sei die Zeit reif gewesen. «Auch, weil Leo Scherer dasselbe Anliegen hat», sagt sie. Für sie sind die Wettinger Gärten eine Herzensangelegenheit: «Schöne Sätze reichen nicht. Es braucht gesetzliche Grundlagen.»

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