Wie kommt Wettingen durch den Klimawandel?

Am 1. September lud der Gemeinderat die Bevölkerung zu einer Podiumsdiskussion zum Thema Hitzeanpassung. Was mit Vorträgen begann, endete im Dialog zwischen Bevölkerung, Gemeinderat und Gastrednern – und wie für den Klimawandel üblich: auch mit viel heisser Luft.

Gestaltungsplanung bewegt: Die Gestaltung ihrer Gemeinde ist den Wettingern ein wichtiges Anliegen. Rinaldo Feusi
Gestaltungsplanung bewegt: Die Gestaltung ihrer Gemeinde ist den Wettingern ein wichtiges Anliegen. Rinaldo Feusi

Das Thema hatte es in sich: Hitzeangepasste und begegnungsfreundliche Siedlungs- und Freiraumentwicklung – wie gelingt das in Wettingen? Am 1. September lud der Gemeinderat die Bevölkerung dazu ein, sich an einer Podiumsdiskussion Gedanken zu machen und diese mitzuteilen. Doch auch nach mehreren Vorträgen und Diskussionen an diesem Abend blieb die Frage vorerst unbeantwortet. Klar ist, dass Gemeinde- und Einwohnerrat alle Hände voll zu tun haben werden. Und die Meinungen innerhalb der Bevölkerung gehen auseinander.

Von einem rückwirkenden Verbot von Schottergärten, «weil es fünf vor zwölf sei», bis zu einem geforderten Bürokratiestopp, «weil bald niemand mehr in Wettingen bauen dürfe», war alles dabei.

Ist es fünf vor zwölf? Zwei Instrumente halten dagegen

Um rückwirkende Schottergartenverbote wird sich in Wettingen erst einmal niemand Sorgen machen müssen. Jedoch um die Temperaturen. Das zeigte Daniela Bächli, Fachberaterin Siedlungsentwicklung & Freiraum beim Kanton, auf Temperaturkarten der Stadt. Diese zeigen, wo es in Wettingen am heissesten ist. Viel Rot, viel Orange und wenig Grün. Im Idealfall wäre es umgekehrt. Dagegenwirken sollen aus Sicht der Gemeinde vor allem zwei Instrumente: das räumliche Entwicklungsbild (REL) und die allgemeine Nutzungsplanung (ANUP). Fokus des REL sind die Qualitätsförderung und deren Sicherung. Diese teilen sich in die Bereiche: Innenentwicklung des öffentlichen Raumes, der städtebaulichen Mitte, Gartenstadt, Geisswies, Naturwerte und Naherholung ein. Die Allgemeine Nutzungsplanung, ANUP, bildet den zweiten Teil der Ortsplanungsrevision. Die beiden Pläne sollen Wettingen den Weg aus der heissen Luft ermöglichen. Sie sind Teil der neuen Bau- und Nutzungsordnung (BNO). Diese solle noch während dieser Legislatur angenommen werden. Doch vieles sei momentan in Prüfung. Und dort sahen die Bewohnerinnen und Bewohner ihr grösstes Problem. Wieso planen, wenn man machen sollte?

Heisse Runde bis zum Schluss

Das Wort «Prüfen» kam vielen Besucherinnen und Besuchern während der Vorträge ein wenig zu oft vor. So fragte eine Wettingerin, was denn noch geprüft werden müsse. Die Lösungen seien seit langem bekannt, also würden diese in die BNO gehören. Punkt.

Ihre Frage schien den Nerv des applaudierenden Publikums zu treffen. Roland Kuster beschwichtigte und erklärte, dass die BNO noch in dieser Legislatur angenommen werden würde. Wies aber auch darauf hin, dass eine BNO grundeigentümerverbindlich sei. Es müsse daher noch eine Mehrheit im Einwohnerrat gefunden werden, die sich hinter diese stelle. Somit klinge das Ganze sehr viel einfacher, als es wäre. «Eine BNO durchzubringen, ist eine Herkulesaufgabe», resultierte er. Es gehe in Zukunft daher vor allem um die Sensibilisierung der Bevölkerung. Die Frage des Podiums, wie es in Wettingen zu hitzeangepassten und begegnungsfreundlichen Siedlungs- und Freiraumentwicklung kommen kann, wurde an diesem Abend noch nicht beantwortet. Doch viel wichtiger als das: Die Wettingerinnen und Wettinger haben die nötigen Fragen gestellt.

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