Bevölkerung soll wählen können

Die SVP möchte ihren 2017 verlorenen Sitz mit Markus Bader im Gemeinderat zurückgewinnen. Auch wenn er im ersten Wahlgang den letzten Platz belegte, scheut er sich nicht, nochmals zu kandieren, «um der Wettinger Bevölkerung eine echte Wahl zu geben».

Markus Bader besitzt an die 1500 Modellbausätze. Es ist sein grosses Hobby. Aber auch Fasnachtsmasken sind in seinem Keller zu finden. Er spielt bei den «Räbeschläckern» die Posaune.Robin Schwarz
Markus Bader besitzt an die 1500 Modellbausätze. Es ist sein grosses Hobby. Aber auch Fasnachtsmasken sind in seinem Keller zu finden. Er spielt bei den «Räbeschläckern» die Posaune.Robin Schwarz

«Ich bin kein Polteri», sagt Markus Bader mit ruhiger, fast sanfter Stimme, mimt das Hämmern mit der Faust auf den Tisch und lächelt. Er sitzt am grossen runden Tisch im Café Frei an der Landstrasse. Es ist Feierabend, draussen wird es dunkel.

Seit 14 Jahren sitzt Bader für die SVP im Einwohnerrat, eine halbe Ewigkeit. Seit Ende der 90er-Jahre lebt er in Wettingen, nur der markante Basler Dialekt verrät ihn als auswärtig. Die Liebe war es, die ihn damals nach Wettingen gebracht hatte. Mittlerweile ist Bader verheiratet – mit einer anderen Frau allerdings – und hat vier Kinder, die zweisprachig aufwachsen, Deutsch und Slowakisch. «Das ist vielleicht nicht typisch SVP», sagt der Familienvater. Ein Satz, der an diesem Abend mehrfach fällt. «Ein Freund hatte einmal den Job verloren, rutschte in die Sozialhilfe ab und wurde daraufhin in ein Beschäftigungsprogramm eingegliedert», erzählt Bader. Eines Tages sei besagtem Freund dann der Fernseher kaputt gegangen. Weil Bader einen Fernseher übrig hatte, habe er ihn vorbeigebracht und gesagt: «Ich stelle ihn dir unten an die Tür, aber hinauftragen musst du ihn selber.» Bader lächelt wieder milde.

Zur SVP sei er damals über seine langjährige Freiwilligentätigkeit bei der Feuerwehr gekommen, aber so einfach sei das mit der Parteizugehörigkeit nicht, sagt Bader. «Wir neigen dazu, Menschen einordnen zu wollen», beklagt er das Kategoriendenken, «aber links, rechts, das gibt es nicht wirklich, den Mittelweg muss man immer finden können. Und das entspricht nicht immer den Tatsachen, die die Leute gerne hätten. So ist es im Leben.» Am Ende seien ihm aber die anderen Parteien nicht bürgerlich genug, sagt Bader über Die Mitte und die FDP.

Auf der Arbeit – Bader arbeitet als Projektleiter in der Telematik – habe er es viel mit Ausländern zu tun, und alle wüssten, er sei in der SVP und dennoch ginge es gut. Bader spricht diplomatisch und friedfertig, um Provokation geht es ihm nicht. «Das kommt vielleicht vom Arbeiten, ich muss mich dort auch verkaufen, ich kann nicht einfach vorpreschen, muss mir die andere Seite anhören und entscheiden, was das Beste für die Kunden ist», sagt der 57-Jährige.

Wünscht sich mehr Selbstkritik

Kommunikatives Geschick würde Bader als Gemeinderat auch brauchen. Einerseits, weil die Steuerfusserhöhung in Wettingen aller Wahrscheinlichkeit nach in sein erstes Amtsjahr fallen würde – und sich die SVP seit längerem gegen eben diese Steuererhöhung stellt. Andererseits, weil sich Bader vom Gemeinderat mehr Selbstkritik wünscht. Als Beispiel spricht der SVP-Kandidat vom Schulhausbau, der Anfang September vom Einwohnerrat versenkt wurde. Unsauber geplant sei es gewesen, «ein Schnellschuss», und obwohl er bei der SVP sei, würde er sich nicht immer auf die Seite der günstigsten Lösung stellen. Das Resultat: «Meine Kinder werden das neue Schulhaus als Schüler wohl nicht mehr erleben, höchstens noch die Jüngste», sagt Bader. Oder wenn es um die Limmattalbahn gehe. Da sei die Bevölkerung bisher schlicht zu wenig informiert und statt still bereits in diese Richtung zu planen, sei noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten. Von anderen Politikern unterscheide er sich dahin gehend, dass er sich «auch mal auf die Hinterläufe» stelle und «sage, was ist».

Zu Haas unterhalte er aber ein kollegiales Verhältnis, sie hätten sogar anlässlich ihrer Tätigkeit bei der Feuerwehr schon Auslandsreisen zusammen gemacht. Warum aber hat sich Bader nach der bereits ersten Wahlschlappe – er war abgeschlagen Letzter – doch noch einmal aufstellen lassen? «Um der Wettinger Bevölkerung eine echte Wahl zu geben», sagt Bader. Und: «Die strategische Ausgangslage hat sich sehr verändert.»

Fasnacht und Modelleisenbahn

Später führt Bader ein paar Strassen weiter in einen Keller. Dort gibt er Einblick in sein ganz persönliches Reich: zwei Abteile, in denen sich Modellbausatzschachteln aufeinandertürmen – sein grosses Hobby. Vor allem Lastwagen liebe er, sagt er, doch auch Schiffe, Motorräder, Autos seien in seiner Sammlung. An der Wand hängt ein Bauernkalender, ein paar Modelleisenbahnschienen liegen auf dem Tisch.

Das Zusammenbauen und Anmalen gefalle ihm, aber auch die Detailverliebtheit der Modelle. Zwischen 200 und 400 Modelle kommen pro Jahr dazu, genauso viele gehen aber etwa wieder raus, sagt Bader. Etwa 1500 sind es im Moment.

Im Keller befinden sich aber nicht nur Modellbausätze, sondern auch Fasnachtsmasken der vergangenen Jahre – Bader spielt Posaune bei den «Räbeschläckern» – stehen verteilt herum. «Ich bin vom Typ her vielseitig», sagt Bader. «Ich bin ein Technikfreak, interessiert an Neuem.»

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