Über den Atlantik

Ein Team aus Wettingen will an einem der härtesten Bootsrennen der Welt mitmachen. Bald ist es so weit.

Es ist eng auf dem Boot. (Bilder: zVg)

Es ist eng auf dem Boot. (Bilder: zVg)

Auf hoher See rudern die vier über zum Teil meterhohe Wellen.

Auf hoher See rudern die vier über zum Teil meterhohe Wellen.

Auf dem schmalen Grat zwischen Wahnsinn und sportlicher Ambition balancieren derzeit drei Brüder aus Wettingen und ihr Hunzenschwiler Cousin. Sie hatten vor einiger Zeit den Entschluss gefasst, an der Talisker Whisky Atlantic Challenge teilzunehmen. Was zunächst nach einem reinen Sponsorenanlass klingt, erweist sich bei näherem Hinblicken als extremsportliche Herausforderung. Das Ziel: Von den Kanaren bis in die Karibik zu rudern, quer über den Atlantik.

Nun stehen Peider, Sebastian und Georg Stocker sowie Matthias Odermatt vom Team Helvetic Waves am nächsten Etappenziel. Die vier jungen Erwachsenen haben am Samstag in der LägereBräu Wettingen zum ersten Mal ihr Boot «Heidi» der Öffentlichkeit vorgestellt und weitere Einblicke in ihre zukünftige Reise gegeben. Übernommen hat man die inklusive Gepäck und Mannschaft rund 1,4 Tonnen schwere Heidi von einem anderen Ruderteam, umbenannt hat man es jedoch nicht: «Ein Boot umtaufen bringt Unglück», erklärt Georg Stocker.

Alle Ruderer haben ihren eigenen Spruch ins Schiff eingeschrieben. «A small moment of pain for a life full of glory» steht beim Ruderplatz von Peider Stocker geschrieben. So kurz wird der Moment aber nicht sein. «Der Weltrekord liegt bei 29 Tagen», sagt Georg Stocker. Auf jeden Fall würden sie vorne mitfahren wollen, ob das aber wirklich klappt, steht in den Sternen, denn die Wetterkonditionen spielen eine zentrale Rolle. Eine Zeit zwischen 30 und 40 Tagen sei machbar, man befinde sich vorbereitungstechnisch «voll auf Kurs», so Stocker. Noch habe man extrem Stress, im November aber hätte man Zeit, nochmal etwas runterzufahren, ein paar schöne Dinge zu unternehmen, sich noch einmal mental vorzubereiten auf das harte Ruderrennen im Dezember. Sie alle seien sportlich, sagt Georg Stocker, aber mit Rudern habe man erst 2018 begonnen. Nun, drei Jahre später, soll es direkt über den Atlantik gehen. Eine harte Challenge, auch mental. Einen Mental­coach oder eine Sportpsychologin hat man nicht im Team, «aber wir haben darüber nachgedacht», sagt Stocker. Stattdessen höre man Podcasts, die ihnen psychische Überlegensstrategien vermitteln sollen. «Sebi und ich sind ausserdem Grenadiere», sagt er. «Da muss man schon tough sein, da nehmen wir einiges mit.» Angst habe von ihnen niemand, aber Respekt.

Schwierige Situationen

Bereits beim Training in Holland habe man zum Teil 2,5 bis 3 Meter hohe Wellen zu überwinden gehabt und einmal sei um Mitternacht der Autopilot ausgefallen, der dafür sorgt, dass das Team nicht von Hand navigieren muss, sondern sich voll und ganz aufs Rudern konzentrieren kann. Aber man habe viele Alternativen, sollten denn unterwegs mitten auf dem Atlantik wichtige Instrumente ausfallen. «Geht es um Leben oder Tod, haben wir noch den Mayday übrig», sagt Stocker. In so einem Fall wären alle umliegenden Schiffe und Boote zur Hilfe verpflichtet, ebenso die Küstenwache des jeweiligen Landes, das für den bestimmten Meeresabschnitt – auch mitten auf dem Ozean – zuständig wäre. Doch so weit mag das Team Helvetic Waves gar nicht denken. Zuerst gilt es, die anderen extremen Challenges zu überstehen. So wird es für keinen des Quartetts während der Reise mehr als 1,5 Stunden Schlaf am Stück geben.

«Wir rudern in Zwei-Stunden-Schichten», aber zu den zwei Stunden Pause gehören auch noch die Hygiene und das Essen. Zum Schlafen gibt es kaum Platz, nur eine enge Kabine, in der man dicht an dicht liegt. Überhaupt gibt es wenig Platz. «Wir haben erst beim Training bemerkt, dass wir uns ja gar nicht auf dem ganzen Boot bewegen», sagt Stocker.

Sie würden sich nur zwischen den designierten Ruderplätzen und der Schlafkoje bewegen, also nur die Hälfte des ohnehin schon kleinen Boots benützen. Als wären das nicht schon genug Widernisse, gibt es nach der Ankunft vermutlich erst einmal Rückenprobleme: «Entweder wir sitzen in Ruderposition oder wir stehen gebückt», erklärt Stocker. Nicht wenige Ruderer auf der Challenge hätten deshalb erstmal Mühe, sich wieder aufzurichten und gerade zu stehen. Aber all das lohnt sich, denn was auf die Ruderer wartet, die die Challenge bestehen: ein Hamburger.

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