«Die Idyllen sind kaum noch auffindbar»

In der Interviewreihe «Fames of Limmattal» der Regionalen 2025 erzählen Prominente von ihrem Leben in der Region. Darunter auch die Wettinger Schauspielerin und Produzentin Stella Palino Brunner.

Lieber wieder ohne Velohelm: Stella Palino Brunner. (Bild: Chris Iseli/Archiv)
Lieber wieder ohne Velohelm: Stella Palino Brunner. (Bild: Chris Iseli/Archiv)

«Die Bussberg-Wiese oberhalb von Wettingen. Und der Teufelskeller ist schon sagenhaft. Die Melancholie Spreitenbachs mag ich auch», nennt Schauspielerin und Produzentin Stella Palino Brunner ihre Lieblingsorte im Limmattal im Gespräch mit der Regionalen Projektschau Limmattal – kurz Regionale 2025. In der neuen Interviewreihe «Fames of Limmattal» äussern sich zehn bekannte Persönlichkeiten zum Limmattal. So unter anderem auch der Badener Sänger Adrian Stern, der Dietiker Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart oder Claudia Nabholz, Designerin und Besitzerin des Cafés Frau Meise in Baden.

Die Interviewsammlung knüpft an die Audioserie «Menschen im Limmattal» an, welche die Regionale 2025 vergangenes Jahr startete, um vor allem Seniorinnen und Senioren in Alters- und Pflegeheimen die Pandemiezeit etwas zu verkürzen. Darin kamen Personen zu Wort, welche sich für die Region einsetzen.

Die neuen Interviews sind mehrheitlich eine Lobeshymne an die Limmattaler Heimat der Prominenten. Sie sprechen über das Schlagwort «Agglo», die Vorzüge und die schönsten Plätze der Region, über die Dinge, welche sie im Limmattal gerne verändern würden, und über ihre persönliche Laufbahn.

Kritische Worte zum Wachstum

Im Falle von Palino Brunner, welche 1957 in Wettingen geboren wurde, fallen aber auch viele kritische Worte. Zum Beispiel, als sie sich an die schönen Velotouren in ihrer Kindheit erinnert. «Das waren echte Abenteuer. Wir fuhren durch Wiesen und weite Felder, entdeckten Bauernhöfe und wilde Flussufer. Die Strassen waren viel weniger von Autos befahren und wir waren helmlos unterwegs», erzählt sie. Heute zeige sich ihr ein anderes Bild. «Die weiten Felder sind weg. Die Gemeinden sind mit anderen Gemeinden praktisch verschmolzen. Velotouren sind nur noch mit Helmen möglich. Das Abenteuer mit dem Velo ist zu einem Stressausflug verkommen. Die Idyllen sind kaum noch auffindbar.» Deshalb wünscht sich die Leiterin des «Teatro Palino» in Baden «einen sofortigen Stillstand des Wachstums und die Limmattal-Bahn auf dem Trasse der Autobahn A1». Damit die Zukunft des Limmattals eben nicht in einem «Leider» liegt und nicht «alles zur Stadt Zürich wird», wie Palino Brunner prophezeit.

LGBTQ-Themen liegen ihr sehr am Herzen

Doch noch scheint nicht alles verloren. Denn für Palino Brunner steckt das Limmattal noch immer voller schöner Orte wie etwa den Badener Wäldern, dem Eigi in Wettingen, dem Lägerngrat oder dem Bruno-Weber-Park. Im Interview spricht sie aber nicht nur über ihre Beziehung zu ihrer Heimat, sondern auch über das Thema Feminismus. Seit zehn Jahren lebt Palino Brunner als Transgenderfrau. Damit das gelingt, empfiehlt sie: «Klappe aufmachen! Sich empören! Gleichstellung! Provozieren! Den Mann aufwecken und befreien! Das ‹beherrschte› Geschlecht wieder frei machen. Den Männern die Angst vor dem weiblichen Fleisch nehmen!»

Zudem geht sie auf ihre erfolgreiche Theaterkarriere ein und sagt: «Ich habe nichts anders gemacht. Ich bin einfach immer drangeblieben! Denn die Gefühle, die einen leiten, bleiben ja bis zum Lebensende. Ich spreche auch nicht von Erfolg – Erfolg ist nur eine Erfindung der Menschen und gibt es eigentlich gar nicht. Unser System trichtert uns ein, ‹Erfolg zu haben›. In meinen Augen geht es aber nur darum, ‹zu leben› – selbst zu leben – ohne Diktat.»

Unter fames.regionale2025.ch sind weitere Interviews zu finden.

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