Den Pandemie-Alltag dokumentiert

Gloria Galovic aus Wettingen präsentiert ihre Fotos an der Werkschau Photo Schweiz. Sie geben einen sehr persönlichen Einblick in den Alltag der visuellen Künstlerin während der Coronakrise.

Ein Mädchen blickt neckisch in die Kamera. Ein Auge hat es leicht zusammengekniffen. Das Kind liegt unter dem Bett, der Schatten bedeckt den nackten Körper zur Hälfte. Im Vordergrund dominiert der geblümte Teppich. «Das ist meine dreijährige Schwester Iria. Kurz bevor ich das Bild geschossen habe, hat sie noch geweint. Ich habe versucht, sie mit der Kamera abzulenken», erinnert sich Gloria Galovic. Das Foto entstand während des ersten Lockdowns.

Die Wettinger Fotografin hat in dieser Zeit ihr persönliches Umfeld abgelichtet. Fotos von ihrer Schwester, ihrem 16-jährigen Bruder beim Haareschneiden oder Eindrücke vom Garten der Familie finden sich in der Serie «Dornröschenschlaf», die bis zum 11. Juli an der diesjährigen Photo Schweiz, der grössten Werkschau für Schweizer Fotografinnen und Fotografen, in der Halle 550 in Zürich Oerlikon ausgestellt ist.

«Es ist eine riesige Chance für mich, dabei zu sein und den Leuten zu zeigen, was ich mache», sagt Galovic. 2020 nahm sie zum ersten Mal teil. «Ich führte spannende Gespräche mit Besuchern, die mir ungefiltert ihre Meinung sagten. Das finde ich unglaublich wertvoll.»

Angst, die krebskranke Grossmutter zu gefährden

Normalerweise konzentriert sich die 28-Jährige auf Streetphotography, doch zu Beginn der Pandemie musste sie mit ihrem Zuhause vorliebnehmen. Die Bilder wirken alltäglich, beinahe belanglos – doch eines hebt sich davon ab. Zu sehen sind zwei Hände in weissen Latexhandschuhen und eine Infusion. «Meine Grossmutter war seit drei Jahren krebskrank. Meine Familie und ich haben sie zuhause gepflegt. Auch das gehörte in der Pandemie zu meinem Alltag», erzählt Galovic. Die ständige Angst, die Grossmutter mit dem Virus anzustecken und so ihr Leben zu gefährden, beschäftigte die visuelle Künstlerin. Ihre Grossmutter, die mittlerweile verstorben ist, war es auch, die ihre Aufmerksamkeit für die Fotografie als Kind weckte. «Sie liebte es, zu fotografieren, und so begann ich auch damit», sagt Galovic.

Geprägt war die Ausnahmesituation während des Lockdowns nicht nur von Sorgen um die Grossmutter, sondern auch von Hoffnung und Erholung. «Es war ein Ausatmen. Ich fühlte mich nicht so gestresst, das Durchgeplantsein fiel weg. Ich fokussierte mich auf das Leben zuhause, auf einen Hafen voller Liebe, auf den ich zurückgreifen konnte», sagt Galovic.

Vor Kurzem hat sie ihr Studium beendet

Die Ausstellung bildet nun den krönenden Abschluss nicht nur dieser, sondern auch von der Studienzeit. Im Juni hat Galovic ihren Master an der Zürcher Hochschule der Künste mit Auszeichnung abgeschlossen. Ihr nächstes Projekt hat sie bereits vor Augen: eine Serie über Intimität und Tod mit Fotos, die entstanden sind, währenddem sie ihre Grossmutter beim Sterben begleitete. Galovic sagt: «Es wäre mein grösster Wunsch, wenn ich von meiner Kunst leben könnte. Vielleicht öffnen sich an der Photo Schweiz ja ein paar Türen.»

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