Er hofft, dass ab Mai oder Juni wieder etwas geht

Die Kultur- und Eventbranche leidet stark an den Coronaeinschränkungen. Viele Eventtechnikbetriebe haben bereits während der ersten Welle ihre finanziellen Polster aufgebraucht. Zu diesen gehört auch die Firma von Urs Blickle aus Wettingen.

Urs Blickle baut seit fast 30 Jahren Bühnen. (Bild: zVg/Simi Simonet)
Urs Blickle baut seit fast 30 Jahren Bühnen. (Bild: zVg/Simi Simonet)

Seit bald 30 Jahren arbeitet Urs Blickle hauptberuflich als Bühnentechniker. Der 59-Jährige besitzt eine eigene Firma namens Blicklicht Bühnentechnik. Für ihn ist klar: «Anlässe müssen wieder stattfinden können. Kultur muss mit oder ohne Coronavirus möglich sein.» Wenn noch weitere zwei Monate alles zubleibt, sieht der Wettinger für viele Künstler und Event-Firmen schwarz.

Blickle verzeichnet seit dem Ausbruch der Pandemie rund 90 Prozent weniger Umsatz. Froh ist er, dass er wenigstens Erwerbsausfallentschädigung erhält. «Zudem habe ich vom Corona-Härtefall-Programm Geld gesprochen bekommen», sagt Blickle. Das decke zwar nicht mal seinen Lohn und die Kosten eines halben Jahres, doch es sei immerhin etwas. Ein Coronakredit kam für den Bühnentechniker mit seinem Einmannbetrieb nicht infrage. «Ich hätte diesen niemals zurückzahlen können, dann hätte ich dreimal so viel arbeiten müssen. Das ist derzeit sowieso nicht realistisch.» Trotz der trüben Aussichten und der Verschiebung der Coronaöffnung um weitere vier Wochen durch den Bundesrat bleibt Blickle zuversichtlich. «Ich denke, dass ab Mai oder Juni wieder etwas gehen wird.» Seine Kunden gehörten vor allem zum Kleinkunstgewerbe. «Es handelt sich um Anlässe mit 50 bis 150 Personen. Diese werden eher wieder durchgeführt werden können als Open Airs und Konzerte», sagt Blickle. Zudem hat er vor kurzem eine Ausbildung zum Elektrogerättester begonnen. «Mit diesen Sicherheitsprüfungen versuche ich, zusätzlich noch etwas Geld zu verdienen.»

Sie erwartet keine Beruhigung für die Branche im Jahr 2021

Weniger optimistisch in die Zukunft blickt eine Berufskollegin von Blickle, die nicht namentlich erwähnt werden möchte. Sie leitet seit zehn Jahren eine Eventtechnikfirma in Spreitenbach. «Seit März 2020 läuft sehr wenig bis gar nichts mehr. Ich bezweifle, dass dieses Jahr grosse Veranstaltungen stattfinden können», sagt sie. Weil die Firma ihr zweites Standbein ist, lebt sie aktuell von ihrer Festanstellung. «Mit meinem Lohn decke ich nun die Lager- und Versicherungskosten für das Beleuchtungs- und Beschallungsmaterial.»

Normalerweise arbeitet sie mit namhaften Schweizer Musikerinnen und Musikern zusammen wie zum Beispiel Baschi, Luca Hänni oder Züri West. «Grosse Tourneen sind abgesagt und verschoben. Im Sommer 2020 konnte ich lediglich ein paar Events wie etwa Autokinos mitorganisieren.»

Für Streaming-Lösungen eigne sich ihre Lichttechnik nicht, sagt die Eventveranstalterin. Zudem habe sie ja zum Glück einen Job. «Mir tun die leid, die voll auf den Lohn aus der Eventbranche angewiesen sind und damit nicht nur sich alleine, sondern die ganze Familie ernähren müssen.»

Die Eventbranche sei die letzte, die in dieser Krise berücksichtigt werde und wieder zur Normalität zurückkehren könne, sagt sie. Deshalb appelliert sie an die Solidarität der Menschen. «Ich hoffe sie vergessen uns nicht, wenn sie in die Ferien verreisen oder shoppen gehen und achten auf die Massnahmen, um das Virus in Schach zu halten, damit auch wir möglichst bald wieder richtig arbeiten können.»

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