Ausstellung wartet auf Publikum

Seit 22. Dezember sind kulturelle Veranstaltungen in der Schweiz verboten. Die Einrichtungen geschlossen. Auch im historischen Museum Baden sind die Türen seit mehr als einem Monat zu.

Robert Jäk war 36 Jahre im Dienst der BBC/ABB.

Robert Jäk war 36 Jahre im Dienst der BBC/ABB.

Die Sonderausstellung «Zeitsprung  Bildung» war nur für kurze Zeit geöffnet.zVg

Die Sonderausstellung «Zeitsprung Bildung» war nur für kurze Zeit geöffnet.zVg

Unter dem Titel «Zeitsprung Bildung – BBC-Werkschule, Lehre, Traumberuf» hätte die Sonderausstellung des Historischen Museums Baden vom 6. November 2020 bis 31. Juli 2021 geöffnet sein sollen. Nun sind die Museumstüren nach kurzer Zeit bereits wieder geschlossen – bis mindestens Ende Februar.

«Wir denken über eine Verlängerung der Sonderausstellung um mindestens zwei Monate bis Oktober nach», sagt Carol Nater Cartier, die Leiterin des Historischen Museums Baden. In der Ausstellung ist die BBC (die heute weltweit tätige ABB) als Ausbildungsbetrieb ein zentrales Thema. Denn das Unternehmen hat in der Lehrlingsausbildung der Schweiz eine Pionierrolle gespielt und viele Tausende Berufsleute ausgebildet – in der eigenen Werkschule. Mit ihrem neuartigen Konzept hat die BBC damals die duale Bildungslandschaft, die die Schweiz heute kennt, mitgeprägt.

Betrachten lässt sich die Ausstellung des Historischen Museums Baden wegen des Coronavirus derzeit nicht. Trotz Lockdown: «Das Vor-Ort-Erlebnis im Museum kann nicht digital ersetzt werden», sagt Nater Cartier. «Wohl aber ergänzt.»

Deshalb hat das Museum in Zusammenarbeit mit dem Verein Industriewelt Aargau einen Fotowettbewerb zur Sonderausstellung lanciert: Ehemalige «BBC-Stifte» wurden online dazu aufgerufen, ihre Bilder aus der Lehrzeit einzusenden. «Mit den Fotos, die wir online stellen, können wir eines der Ziele der Sonderausstellung, das Auslösen von eigenen Erinnerungen an die Lehrzeit, erreichen», sagt Nater Cartier. «Statt die Ausstellung vor Ort zu besuchen, tauchen die Leute zu Hause in ihre Fotoschätze ein. Eine gute Alternative, wenn man daheimbleiben muss.»

Rund 25 Personen haben bisher ihre Fotos eingereicht. Ob konzentriert am Werken oder mit Kollegen in die Kamera lachend: Anschauen lassen sich die Fotos online unter www.zeitsprung.ch.

Einer von ihnen ist Robert Jäk. Der 74-jährige Wettinger stammt aus einer waschechten BBC-Familie: Neben Vater und Grossvater, beide arbeiteten 50 Jahre für das Unternehmen, waren auch Tochter, Bruder und Onkel für die BBC tätig. Im Gespräch mit der «Limmatwelle» taucht er ein in alte Erinnerungen.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Ausbildungstag bei der BBC? Robert Jäk: Ja. Unser erster Lehrtag als Elektrowickler, heute Elektromaschinenbauer genannt, war vor fast 60 Jahren, am 17. April 1961, in der da-maligen BBC-Lehrwerkstatt. Die Überraschung war gross, weil sich sechs von uns bereits aus der Schulzeit in Wettingen kannten.

 

Was hat Sie an Ihrer Ausbildung fasziniert? Alles Elektrische hatte mich schon in der Grundschule fasziniert, vom Lichtschalter über die Türklingel bis zum Radio. Die Ausbildung bei der BBC gab mir dann die vielseitigen, praktischen Grundlagen sowie die notwendigen theoretischen Kenntnisse im Elektromaschinenbau. Spannend waren insbesondere die regelmässigen Wechsel des Arbeitsplatzes alle drei bis sechs Monate in eine andere Werkstatt, ein anderes Labor oder ein Büro.

Ist diese Faszination bis heute erhalten geblieben? Ja, aber heute mit anderen Schwerpunkten wie Betriebswissenschaft, Unternehmensberatung und IT-Qualität. «Herumwerken» tue ich vorwiegend noch zu Hause.

Was ist Ihnen aus Ihrer Lehrzeit bei der BBC besonders in Erinnerung geblieben? Die gute Kameradschaft, die bis heute weiter besteht, zum Beispiel als Stammtisch der Vereinigung ehemaliger Lehrlinge (VeL). Der Besuch der über 1000 Lehrlinge mit dem Extrazug an die EXPO 64 in Lausanne mit der – damals für diesen Zweck neu gegründeten – «BBC-Stiftemusig», ich spielte Po-saune. Der erste einphasige 750-KV-Leistungs-Transformator, an dessen Bau und Prüfung ich bereits im Transformatoren-Prüflokal mitarbeiten durfte, und der an der EXPO 64 mit seinen meterlangen Blitzen grosses Staunen bei den Besuchern erzeugte.

Wie sah Ihr beruflicher Werdegang aus? Kurz: Vom Stift bis zum Mitglied der Geschäftsleitung. Nach 36 Jahren (davon 26 bei der BBC und 10 bei der ABB) wechselte ich zu einer Privatbank und seit 2008 bin ich als selbstständiger Consultant tätig.

Was hat die BBC als Arbeitgeberin ausgemacht? Die Unterstützung bei der Weiterbildung nach der Lehre, die gezielte Förderung und Planung der Aufstiegsmöglichkeiten, die vorbildlichen Sozialleistungen und das breite Freizeitangebot. Von Sportclub, Werkmusik, Gemeinschaftshaus und Modellfluggruppe bis zum Fotolabor und Nähatelier war alles dabei. Vieles ist leider im Laufe der Zeit bei ABB abgeschafft worden.

Werden Sie die Sonderausstellung besuchen, wenn sie wieder geöffnet ist? Ja, und ich freue mich schon sehr darauf.

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