Der Schülerrat geht gegen Abfallsünder vor

Der Rat der Schulkinder der Primarschule Altenburg kämpft gegen Littering und beschliesst eine neue Massnahme.

Mit Plakaten gegen Littering: Schülerinnen und Schüler des Schülerrates designen und präsentieren ihre Plakate. (Bilder: Romi Schmid)

Mit Plakaten gegen Littering: Schülerinnen und Schüler des Schülerrates designen und präsentieren ihre Plakate. (Bilder: Romi Schmid)

Eigentlich wollten die Schülerinnen und Schüler der Wettinger Primarschule Altenburg sich nur wehren. Und zwar gegen Menschen, die ihren Pausenhof für eine Müllhalde halten. Littering ist dort nämlich schon ein langjähriges Übel.

«Zigarettenstummel, Plastikverpackungen, Alu-Dosen und PET-Flaschen, neu auch Corona-Masken: «Es ist einfach nur eklig», sagt Drittklässler Ruben. Er vertritt zusammen mit seiner Mitschülerin Stella seine Klasse im Schülerrat, der aus je einem Mädchen und einem Jungen aus jeder Klasse besteht.

Täter: unbekannt

Die zum Jahresbeginn angedachte Lösung für das Littering-Problem: Von Hand und mit dem Tablet designte Plakate, die potenzielle Müllwegwerfer zurechtweisen sollen. Nur: Kaum eine Woche später waren fast alle Plakate teilweise heruntergerissen, teilweise beschädigt worden. Täter: unbekannt. Dazu Schülerrätin Stella: «Ich habe mich sehr traurig gefühlt und mich gefragt, warum jemand so etwas tut.»

Die Schulkinder sind frustriert über das Littering

Die Schülerinnen und Schüler der Primarschule Altenburg sind verärgert. Schülerrat Ruben sieht die Schuld primär bei den Älteren: «Viele werfen ihren Abfall absichtlich auf unseren Pausenhof. Vor allem Jugendliche kommen am Wochenende aufs Areal und lassen hier ihren Abfall liegen.»

Das Schulhausareal ist öffentlich und wird nicht nur von den Primarschulkindern genutzt, sondern ist jedes Wochenende Tummelplatz vieler Jugendlicher, Anwohner und Familien.

«Jeweils freitags ‹fötzeln› wir und räumen allen Abfall weg, nur um den Pausenhof am Montag wieder in verschmutztem Zustand vorzufinden», sagt Cristin Bugmann, Lehrperson einer vierten Klasse und Leiterin des Rates.

«Es frustriert sie, dass ihr Pausenplatz immer wieder Tatort von Littering wird und nun sogar ihre Plakate heruntergerissen wurden», sagt sie. Dennoch sei es wichtig, nun nicht die Faust im Sack zu machen, «das ist schliesslich das, was wir den Kindern beibringen wollen: nicht aufzugeben.»

Vogelscheuche als Massnahme

Genau deshalb tagte der Schulkinderrat am Dienstag vor einer Woche, um sich dem Thema Littering anzunehmen. Er stimmt klar dafür, weitere Massnahmen gegen das Müllproblem zu beschliessen.

Bugmann ist gerührt vom Engagement ihrer Schützlinge: «Ich bin sehr stolz darauf, dass ihr weitermacht und nicht aufgebt.»

Auch Schulleiterin Sonja Bachmann ist voll des Lobes: «Ich bin dankbar, dass ihr euch dem Thema Littering angenommen habt und weitermacht. Von ganzem Herzen: Danke für euren Einsatz!»

Der Einsatz gegen den herumliegenden Abfall ist keine Alibiübung, sondern wichtig: «Es haben sich auch schon Schülerinnen und Schüler am Abfall verletzt. Das kann und will ich nicht akzeptieren», sagt Bachmann.

Die Schülerinnen und Schüler der Primarschule tüfteln nun an einem «Abfall-Monster». Dieses Monster soll eine ähnliche Funktion übernehmen wie Vogelscheuchen auf Feldern: Abschreckung. «Wir werden das schaurigste Abfallmonster kreieren und auf den Pausenplatz stellen, das die Welt je gesehen hat. So schaurig, dass niemand mehr seinen Abfall auf unserem Pausenhof liegen lassen wird.»

Ziel: Recycling-Wettbewerb

Das Abfallmonster erfüllt aber noch einen anderen Zweck: Aus Recycling-Material entworfen, nehmen die Schulklassen am Wettbewerb von Swiss Recycling teil: Die Gewinnerklasse erhält einen Eintritt in die Umweltarena Spreitenbach.

Viviane Weber, Projektleiterin bei Swiss Recycling: Ziel des Wettbewerbs ist es, dass sich die Schulklassen mit Recycling und Littering auf spielerische Art und Weise auseinandersetzen. Bislang haben sich 13 Klassen für den Wettbewerb registriert. Wir freuen uns auf viele weitere Teilnehmer bis zum Teilnahmeschluss am 18. März und natürlich auch auf das Recycling-Monster der Primarschule Altenburg.»

Drei Tonnen Abfall am Clean-up-Day

Nicht nur an der Primarschule Altenburg ist Littering ein Problem. Das achtlose Wegwerfen von Müll ist in den letzten Jahren immer grösser geworden und trägt einen beträchtlichen Teil zur aktuell heissen Umweltproblematik bei.

Zur Situation in Wettingen: «Wir haben in der Gemeinde einige neuralgische Orte, an denen besonders oft gelittert wird. Besonders betroffen sind öffentliche Flächen wie Schul- und Kindergartenanlagen, Parkanlagen und Örtlichkeiten, bei denen Sitzgelegenheiten vorhanden sind. Wiederholt wird auch bei Grillplätzen und bei Standorten von Waldspielgruppen Littering festgestellt», sagt Michael Krassnig, stellvertretender Leiter der Regionalpolizei Wettingen-Limmattal.

Im Polizeireglement sieht die Gemeinde die Möglichkeit vor, Verunreinigung des öffentlichen Grundes und Littering mit Bussen von 300 Franken zu ahnden. «Zu den ausgestellten Ordnungsbussen macht die Polizei keine Angaben», sagt Krassnig. Wettingen geht nicht nur mit Bussen gegen Abfallsünder vor, sondern führt jährlich auch einen Clean-up-Day durch.

Gemeindeschreiber Urs Blickenstorfer sagt über die Aktion vom letzten Jahr: «2020 waren rund 80 Personen im Einsatz. Es wurden insgesamt 30 100-Liter-Säcke an Abfall gesammelt».

Clean-up-Day 2021

Dieses Jahr findet der Clean-up-Day bereits zum 4. Mal statt, das nächste Mal am 17.–18. September.

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