Der EWW-Geschäftsführer geht in Pension: Es zieht ihn nach Nord- und Südamerika

Nach 13 Jahren verabschiedet sich Peter Wiederkehr in den Ruhestand. Sein Beruf als Energietechniker führte den Mägenwiler nicht nur ins Fohrhölzli nach Wettingen, sondern durch ganz Nord- und Südamerika.

Peter Wiederkehr steht vor den Kabelrollen in der Werkstatt des EWW-Gebäudes im Fohrhölzli. Die Technik und das praktische Arbeiten waren ihm am liebsten. Sibylle Egloff
Peter Wiederkehr steht vor den Kabelrollen in der Werkstatt des EWW-Gebäudes im Fohrhölzli. Die Technik und das praktische Arbeiten waren ihm am liebsten. Sibylle Egloff

Vergangene Woche, am 1. Juli, übergab Peter Wiederkehr die Geschicke des Elektrizitäts- und Wasserwerks Wettingen (EWW) seinem Nachfolger Guido Hüni. Nach fast 13 Jahren als Geschäftsleiter geht Wiederkehr in den vorzeitigen Ruhestand. «Ich habe noch ein paar Sachen vor und will nicht alles rausschieben», sagt der 63-Jährige. Bis Mitte Juli wird er Hüni einarbeiten. Dann gibt Wiederkehr seine Schlüssel ab. Er blickt seinem Abschied mit gemischten Gefühlen entgegen: «Ich war mein ganzes Leben lang erwerbstätig und plötzlich schaltet man von hundert auf null. Das fühlt sich schon etwas komisch an.» 
Der Energietechniker startete seine berufliche Laufbahn bei der BBC in Baden, die nach dem Zusammenschluss mit der schwedischen Asea 1988 zur ABB wurde. Dort war Wiederkehr für die Inbetriebnahme von Hochspannungsschaltanlagen zuständig. Die Arbeit führte ihn um den ganzen Globus: Er weilte in Nigeria, Kanada und in den USA. Vorwiegend war er aber in Südamerika unterwegs. Auf Montage in Brasilien begegnete er seiner Frau. «Durch die Aufenthalte im Ausland lernte ich die Welt kennen. In den 1980er-Jahren war es nicht üblich, so viel herumzukommen. Fliegen war dazumal sehr teuer, nicht jeder konnte sich das leisten», erzählt Wiederkehr. Das Reisen steht ganz weit oben auf seiner To-do-Liste nach der Pensionierung. «Ich möchte gerne die Orte besuchen, an denen ich vor 30 Jahren gelebt und gearbeitet habe. Ich bin gespannt, wie sich alles verändert hat.» 

Bevor Wiederkehr 2008 die Geschäfte des EWW übernahm, leitete er 18 Jahre lang die Gemeindewerke Neuenhof. Am meisten vermissen werde er den Kontakt mit den 31 Mitarbeitenden im EWW Fohrhölzli, sagt Wiederkehr. «Und auch das praktische Arbeiten sowie die Strom- und Wassertechnik werden mir fehlen. Technik, das ist mein Metier. Starkstromanlagen haben mich mein ganzes Leben begleitet.» Die Finanzen und die Zahlenarbeit seien hingegen nie sein Ding gewesen. Für Wiederkehr ist der Zeitpunkt abzutreten ideal. «Ich konnte viele Projekte abschliessen und Bauten umsetzen. Mein Nachfolger wird sich nun eher um strategische Angelegenheiten kümmern müssen, etwa um die Realisierung der Energiestrategie 2050.»

Er begleitete den Wandel von der Gemeindeabteilung zur AG

In den fast 13 Jahren brachte Wiederkehr die teils über 100 Jahre alten Anlagen des EWW auf den neusten Stand. Unter seiner Führung wurden die Netze und Leitungen nachgerüstet, die Wasserversorgung und das Quellgebiet saniert. 2016 baute das EWW das neue Reservoir Birch. Im gleichen Jahr nahm es gemeinsam mit den Gemeinden Neuenhof und Würenlos das Grundwasserpumpwerk Tägerhardwald in Betrieb. «Das hat gezeigt, dass Kooperationen in diesem Bereich mit unseren Nachbarn möglich sind», sagt Wiederkehr. In seine Schaffenszeit fielen aber auch die Einführung eines neuen Prozessleitungssystems für alle Anlagen, der Umzug von der Landstrasse in den Neubau im Fohrhölzli 2013 sowie die Umwandlung des EWW von einer Gemeindeabteilung in eine Aktiengesellschaft im Jahr 2017. «Der erste Anlauf 2002 scheiterte und so haben wir 15 Jahre später alles darangesetzt, dass es beim zweiten Mal klappt. Der Ja-Stimmen-Anteil von 80 Prozent zeigte uns, dass das Vertrauen der Wettinger Bevölkerung ins EWW gross ist», sagt Wiederkehr. 

Trotz vieler klimapolitischer Fragen und Herausforderungen bezüglich Elektromobilität, Fotovoltaik und intelligenten Stromzählern sieht er die Zukunft des EWW positiv. «Wir haben eine gewisse Grösse, die es uns ermöglicht, alle Prozesse professionell mit unseren Leuten abbilden und bestreiten zu können. Kleinere Werke mit wenigen 100 Kunden haben es da viel schwieriger.» Er hoffe, dass das EWW auch weiterhin ein erfolgreicher Lehrbetrieb bleibe. 

Schulklassen den Mägenwiler Steinbruch zeigen

Wiederkehr ist froh, dass er sein Leben bald nicht mehr nach Terminen richten muss. «Für meine Hobbys, die ich aufgrund meiner Tätigkeit hinten anstellen musste, habe ich nun viel mehr Zeit.» Dazu gehört etwa die Gartenarbeit in seinem Heim in Mägenwil, das Zugposaunespielen oder seine Aufgaben als Vizepräsident des Vereins Steinbruch Mägenwil. «Früher konnte ich das Museum nur am Wochenende oder nach der Arbeit betreuen oder Führungen für Schulklassen oder Interessierte im stillgelegten Steinbruch machen. Das wird sich nun ändern», sagt Wiederkehr. Zudem sei er vor einem halben Jahr zum ersten Mal Grossvater geworden. Auch dieser neuen Rolle will er sich widmen.

Im EWW Fohrhölzli will Wiederkehr aber trotzdem ab und zu auf einen Kaffee vorbeischauen. «Meinem Nachfolger reinreden, werde ich aber ganz bestimmt nicht. Er soll die Chance haben, sich zu beweisen und das Geschäft so zu lenken, wie er es für richtig hält. Ich habe eine schöne Zeit gehabt, doch das Kapitel EWW ist für mich abgeschlossen. Ich freue mich darauf, das nächste aufzuschlagen.

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