Freude und Enttäuschung

Andrea Bova (parteilos) hat den Sprung in den Gemeinderat geschafft und den Bisherigen Markus Haas (FDP) verdrängt. Roland Kuster (Die Mitte CVP) verpasste das absolute Mehr als Ammann.

Markus Haas.

Markus Haas.

Andrea Bova.

Andrea Bova.

Roland Kuster.

Roland Kuster.

«Ich bin massivst enttäuscht», sagt Roland Kuster (Die Mitte CVP) am Montag nach den Gemeinderatswahlen. Er wurde zwar als Gemeinderat wiedergewählt, jedoch erhielt er mit 3163 Stimmen weniger als die anderen sechs Gewählten. Als Gemeindeammann liess er seinen Kontrahenten Andrea Bova mit 156 Stimmen hinter sich, verpasste jedoch die Bestätigung im Amt. Für das absolute Mehr hätten ihm 127 zusätzliche Personen ihre Stimme geben müssen.

«Das ist der absolute Tiefpunkt meiner politischen Karriere», so Kuster. Er frage sich, was er falsch gemacht habe. «Ist es meine direkte Art oder die allgemeine Lage, das Thema Steuerfuss oder die Limmattalbahn? Ich kann nur Vermutungen anstellen.» Als Gemeindeammann steht man im Fokus – auch bei umstrittenen Themen. Das bekam am Sonntag auch der Würenloser Gemeindeammann Anton Möckel zu spüren (Bericht S. 17): Auch er erzielte unter den Bisherigen am wenigsten Stimmen.

Ob Roland Kuster im zweiten Wahlgang am 28. November nochmals antritt, gibt er heute bekannt.

Aussenseiter schaffte den Sprung

Ganz anders tönt es bei Andrea Bova (parteilos), der nicht nur als Gemeinderat, sondern gleichzeitig auch als Ammann kandidiert hatte. Mit 3271 Stimmen schaffte der politische Neuling den Sprung in den Gemeinderat auf Anhieb und erhielt auch als Gemeindeammann beachtliche 2320 Stimmen. «Ich freue mich über das erreichte Etappenziel, das mir Schwung, Kraft und Elan für den zweiten Wahlgang als Gemeindeammann gibt.» Er habe damit gerechnet, dass er als Gemeinderat gewählt werde, jedoch einen grösseren Abstand bei der Ammannwahl erwartet. «Insofern finde ich es schade, dass es so knapp nicht gereicht hat.»

Er sei authentisch und volksnah und glaube, dass er deshalb so gepunktet habe. «Und ich bin unabhängig und konnte Wähler mobilisieren, die sonst nicht wählen gehen.» Bova trat mit der im Januar 2020 gegründeten «IG Attraktives Wettingen» an die Öffentlichkeit. Inwiefern er auch in seinem Exekutivamt weiterhin aktiv in der IG bleiben wird, sei noch unklar.

Abritt mit erhobenem Haupt

Mit den erzielten 3037 Stimmen hat auch der Bisherige Markus Haas (FDP) das absolute Mehr erreicht. Da Bova jedoch mehr Stimmen erzielte, verdrängt er Haas. «Ich bin enttäuscht, trage es aber mit Fassung und trete erhobenen Hauptes ab», resümiert Haas am Montag. Im Wissen, dass er Amtsjüngster sei und sich zu allen Bisherigen auch drei neue Kandidaten zur Wahl stellten, habe er sich als «Wackelkandidat» gesehen und mit einem zweiten Wahlgang gerechnet. Trotz Nichtwahl zieht er eine positive Bilanz über seine vierjährige Amtszeit: «Ich konnte den Sozialdienst neu aufbauen und auf ein Top-Fundament stellen.» Der Sozialdienst, der zuvor mehrmals für negative Schlagzeilen gesorgt hatte, funktioniere wieder. Dass diese Leistung nun nicht mit der erneuten Wahl honoriert wird, sieht er pragmatisch: «Das ist Politik.»

Getrübte Freude trotz bestem Resultat

Das beste Wahlresultat erzielte Sandro Sozzi (Die Mitte CVP) mit 3917 Stimmen. Er freue sich darüber und habe nicht damit gerechnet. Enttäuscht zeigt er sich hingegen darüber, dass Roland Kuster nicht als Gemeindeammann bestätigt worden ist: «Ich finde es schade, dass die Wettinger Bevölkerung nicht erkannt hat, wie gut und engagiert unser Gemeindeammann ist.»

Diese Meinung teilt nicht nur Parteikollege Sozzi. Auf Anfrage zeigten sich alle Parteien überrascht über den Ausgang, die meisten äusserten den Wunsch, dass Kuster zum zweiten Wahlgang antritt. Auch Lokalpolitiker, die aufgrund ihrer Gesinnung auch politische Differenzen mit der Mitte-Partei haben, sprachen Kuster ihre Unterstützung zu. Leo Scherer (Wetti­Grün): «Er ist der engagierteste Gemeindeammann, den ich als Einwohnerrat in meiner 31-jährigen Amtszeit erlebt habe.» Jürg Baumann (SVP) sagte gegenüber dem «Badener Tagblatt»: «Kuster hat einen guten Job gemacht und Wettingen braucht Kontinuität in diesem Amt.»

SVP und GLP chancenlos

Im ersten Wahlgang hat die SVP offiziell nur ihren eigenen Kandidaten Markus Bader unterstützt. Der Versuch, mit ihm den vor vier Jahren verlorenen Gemeinderatssitz zurückzugewinnen, scheiterte. Bader erhielt 1789 Stimmen und sei etwas enttäuscht. «Niemand verliert gerne eine Wahl. Aber das Leben geht weiter. Wir wussten, dass es schwer wird. Die politische Grosswetterlage bevorzugt zurzeit andere Parteien. Wir sind aber überzeugt, dass unsere Themen langfristig an Relevanz noch zulegen werden.»

Auch Ruth Jo. Scheier (GLP) erhielt mit 2604 zu wenig Stimmen für eine Wahl. «Für mich ist das keine grosse Überraschung, auch wenn ich das Amt gerne ausgeführt hätte», so Scheier.

Markus Maibach (3869 Stimmen) und Kirsten Ernst (3530 Stimmen) vertreten weiterhin die SP. Maibach wurde als Vize bestätigt. Mit Martin Egloff (3337 Stimmen) ist auch die FDP weiterhin im Gemeinderat. Ebenso wurde der parteilose Philippe Rey (3639 Stimmen) wiedergewählt.

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