«Wir konnten nie mitreden»

Ortsbürgerversammlung: Der Überweisungsantrag zum Härdli gab zu reden. Die Ortsbürger wollen in die Entscheidungen miteinbezogen werden.

Besser hätte das Wetter nicht passen können, um die Ortsbürgerversammlung vergangene Woche draussen vor dem Waldhaus Juxital abzuhalten. Hitzig wurde es erst beim Traktandum sechs, als die Ortsbürger übers Projekt Härdli diskutierten. Zuvor hatten sie Protokoll, Verwaltungsrechnung, Geschäftsbericht und die Sanierung der Rüslerstrasse diskussionslos genehmigt und Herbert Wohlgemuth das Ortsbürgerrecht zugesichert.

Zu reden gab das Härdli. Tim Voser hatte an der letzten Versammlung einen Überweisungsantrag gestellt, damit die Ortsbürger über Zeitplan und die Strategie Härdli informiert werden. Der Gemeinderat hatte einen vierseitigen Bericht dazu verfasst (die Limmatwelle berichtete). Die Hauptaussagen: Eine Teilrückzonung ist rechtlich nicht möglich, mit zwei statt drei Höfen könnte die Mindestdichte nicht erzielt werden, Tennisanlage und Familiengärten sind zonenkonform, der Gemeinderat will grundsätzlich am Projekt festhalten, ist aber kompromissbereit.

Ortsbürger wollen mitreden können

Als «sehr verfahren» bezeichnete Frau Vizeammann Petra Kuster (SVP) die Situation im Härdli. Sie erinnerte daran, dass die Neuenhofer der Umzonung im 2018 und dem Planungskredit im 2021 zugestimmt hatten. «Mit dem Siegerprojekt sind nun viele nicht zufrieden, jetzt müssen wir miteinander eine Lösung suchen und weitergehen.» Ortsbürgerin Ursula Voser gab zu bedenken, dass ein Grossteils des Landes im Härdli den Ortsbürgern gehört, der Gemeinderat jedoch über das Siegerprojekt entschied. Sie bemängelt: «Wir konnten nie mitreden.» Nicole Voser doppelte nach: «Dass der grösste Landeigentümer beim Entscheid des Siegerprojekts nicht mitsprechen konnte, war von Anfang an ein Bock.»

Insbesondere die Verschiebung der Tennisanlage und der Familiengärten war einigen Ortsbürgern ein Dorn im Auge. Das Argument, dass sich das Siegerprojekt mit nur zwei statt drei Höfen nicht umsetzen lasse, liess Ursula Voser nicht gelten: «Aus meiner Sicht ist das Projekt überdimensioniert, man sollte es überarbeiten, oder sind wir mit dem Architekten-Projektteam verheiratet?» «Nein, sind wir nicht», entgegnete Kuster und versprach, mit den Architekten zu sprechen – ebenso wie mit allen anderen Beteiligten. «Schenkt uns Zeit, damit wir die Grundlagen schaffen können.»

Noch zehn Jahre Zeit

Aufgrund der Baupflicht müssen die Bauten auf dem in Wohn- und Arbeitszone umgezonten Land bis 2035 bezogen sein. Nichtsdestotrotz machte Ortsbürger Toni Benz beliebt, die Entwicklung im Zentrum in die Härdli-Planung miteinzubeziehen und abzuwarten. Ebenso, wie im Sonnmatt Seniorenwohnungen zu schaffen. Ein entsprechendes Baugesucht liegt zurzeit auf. Weil es keine solche Wohnungen gebe, müssten ältere Leute, die aus ihren Einfamilienhäusern ausziehen, heute in Nachbargemeinden ausweichen, so Benz. «Wenn wir Seniorenwohnungen machen, brauchen wir auch keine zusätzlichen Kindergärten, bei 600 Personen in den Höfen hingegen schon.» Er schlug einen Neustart auf Feld eins vor.

Schliesslich meldete sich auch Tim Voser zu Wort, der das Thema Härdli mit seinem Überweisungsantrag auf den Tisch gebracht hatte. Zwar sei im Bericht kein Zeitplan genannt, aber immerhin stelle er fest, dass Bewegung ins Projekt gekommen sei. «Ich bin aber schockiert, dass nach 13 Jahren noch immer keine Grundlagen erarbeitet sind. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als dem Gemeinderat das Vertrauen zu schenken.»

Tennisplatz gibt erneut zu reden

Schliesslich stellte Benz einen neuen Überweisungsantrag. Darin verlangte er eine Standortgarantie für die Tennisplätze und eine umfassende Information an der nächsten Versammlung. Er betonte, dass eine Verschiebung des Tennisareals «unverhältnismässig» sei und für die Ortsbürger hohe Kosten verursachen würde. «Zudem müsste der beliebte Kinderspielplatz weichen und der Parkplatz verkleinert oder verlegt werden. Deshalb wollen die Ortsbürgerinnen und Ortsbürger den Tennisplatz am bestehenden Ort belassen», schreibt er im Antrag. Auf Intervention von Petra Kuster, dass es illusorisch sei, bereits im Herbst einen kompletten Bericht vorlegen zu können, gaben sich die Ortsbürger damit zufrieden, an einer der nächsten Ortsbürgerversammlungen über den Stand des Projekts informiert zu werden. Kuster gab zu bedenken, dass man den Standort der Tennisplätze nicht festlegen solle, bevor alle Gespräche geführt und Ideen geprüft worden sind.

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