Von Neuenhof nach Brasilien

Das grösste solar betrie­bene Fahrzeug der Welt machte Halt in Neuenhof. Dabei lernten die Schülerinnen und Schüler nicht nur den Schaffer des «SolarButterfly» kennen, sondern erfuhren, was sie selber gegen den Klimawandel tun können.

Teammitglied Oliver Meier in der Küche des Solarmobils.bär

Teammitglied Oliver Meier in der Küche des Solarmobils.bär

Louis Palmer ist bei den Jugendlichen beliebt,    sie posieren mit ihm vor dem Solarauto und dem «SolarButterfly»-Anhänger. Melanie Bär

Louis Palmer ist bei den Jugendlichen beliebt, sie posieren mit ihm vor dem Solarauto und dem «SolarButterfly»-Anhänger. Melanie Bär

«Sind Sie Millionär?», fragt ein Kind. Louis Palmer antwortet: «Ich bin sogar Milliardär. Milliardär von Erlebnissen.» Erstaunt schaut in das Mädchen an, hält ihm ein Heft hin und bittet um ein Autogramm. Geduldig unterschreibt Palmer und beantwortet die Fragen der Schüler. Etwa, dass er auf der Weltreise mit dem Solarauto den kanadischen Filmregisseur James Cameron oder den Prinzen von Monaco traf. Vor 17 Jahren, als er mit einem solarbetriebenen Auto als erster Mensch um die Erde fuhr. «Hatten Sie nicht Angst?», will ein Junge wissen. «Wovor?», entgegnet Palmer und erzählt von seinen einzigen gefährlichen Situationen; einem Unfall in Indien und einem beinahe-Unfall in Australien – bei beidem kam er glimpflich davon. Ein anderes Kind will wissen, wo er damals übernachtet hatte und erfuhr, dass er meistens von wildfremden Leuten eingeladen wurde. «Man muss nur um Hilfe bitten, die Leute helfen nämlich gerne und sind meistens freundlich.»

Wohnwagen mit ausklappbaren Solarflügeln

Mittlerweile muss er keine Schlafmöglichkeiten mehr suchen. Seit 2022 ist Louis Palmer nämlich mit einem Wohnwagen mit aufklappbaren Solarflügen unterwegs. Darin hat es nicht nur Küche, Bad und Technikraum, sondern auch zwei Kajütenbetten. Seit 2022 ist der Wohnwagen unterwegs und wird von einem Elektroauto gezogen, dessen Batterien ebenfalls mittels Solarpanelen geladen werden. Die Fahrzeuge sind autark unterwegs, per Knopfdruck breiten sich am Anhänger 40 m2 Solarzellen wie Flügel aus. Im vorderen Teil sind Augen und Fühler angebracht, sodass der Anhänger einem Schmetterling ähnelt. Das ist bewusst so gewählt. Der Schmetterling stehe als Symbol für den Wandel: Die Raupe fresse alles auf dem Boden – wie der Mensch Kohle, Erdöl und Erdgas. Doch zum Schmetterling geworden, lebe er völlig unabhängig und fliege nur noch von Blume zu Blume. «Genauso werden auch wir als Gesellschaft uns wandeln», so Palmer. Er ist überzeugt: Der Mensch will den Wandel zugunsten der Umwelt und die Welt ist voller Lösungen, um den Klimawandel aufzuhalten. «Überall wo wir hinfahren, kommen wir mit der Bevölkerung ins Gespräch und stossen auf Interesse.»

81 000 Kilometer, 43 Länder

Anders als mit seinem ersten Solarmobil ist beim «SolarButterfly» eine vierköpfige Crew unterwegs. 30 Personen wechseln sich ab. Meistens fungiert Palmer von der Schweiz aus und koordiniert die Reise. 50 Länder in Europa, Nordamerika, Asien und Afrika hat das Team mit dem Fahrzeug bereist und dabei die Bevölkerung auf den Klimawandel aufmerksam gemacht.Dabei besuchten sie auch Projekte, die Lösungen gegen den Klimawandel haben. Eines davon ist das geothermische Kraftwerk in Lardarello, wo Strom aus Erdwärme gewonnen wird. Dies und viel mehr erfahren auch die Schulen, die auf dieser Weltreise besucht wurden. Vor einer Woche jene in Neuenhof.

Die Schüler konnten nicht nur Fahrzeuge anschauen und Solarpionier Palmer kennenlernen, sondern erhielten an einem Postenlauf auch Einblick in Themen rund um den Klimawandel. Etwa, welche Materialien bei der Herstellung besonders viel CO2 verursachen.

Der von der Hochschule Luzern mitentwickelte und zum grössten Teil aus rezyklierten PET-Flaschen aus dem Ozean hergestellte Wohnwagen ist zurzeit auf einer Tour an Schulen in der Schweiz unterwegs. Palmer und sein Team wollen so aufzeigen, wie eine Familie heute ohne CO2-Emissionen reisen, leben und arbeiten kann. Doch schon bald geht es weiter, Richtung Südamerika. Pünktlich zur Weltklimakonferenz soll es in Belem, Brasilien, ankommen, wo seine Mission endet. Vorerst. Denn dem Solarpionier schwebt schon das nächste Projekt vor, mit dem er die Bevölkerung zum Handeln animieren will. In Neuenhof hat er das zumindest bei einigen schon geschafft: «Ich will nicht mehr zu oft mit dem Flugzeug fliegen», sagen Noel, Eric und Ibra.

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