Eine Arztpraxis weniger in Neuenhof

Vergeblich hat Allgemeinmediziner Peter Ackle einen geeigneten Nachfolger oder eine Nachfolgerin für seine Praxis an der Bifangstrasse gesucht. Nun regelt er seinen Übergang in die Pension anders.

Peter Ackle nimmt bald Abschied von seiner alten Praxis an der Bifangstrasse in Neuenhof. Foto: bär
Peter Ackle nimmt bald Abschied von seiner alten Praxis an der Bifangstrasse in Neuenhof. Foto: bär

«Nach mehrjähriger vergeblicher Suche nach einem Juniorpartner habe ich zusammen mit zwei befreundeten und ebenfalls langjährig praktizierenden Hausärztinnen und einem Hausarzt in Baden eine neue Gruppenpraxis gegründet», informiert Peter Ackle. Zu viert haben sie zusammen mit einer hausärzteeigenen Dienstleistungsfirma eine Aktiengesellschaft gegründet, im Badener Langhaus Räumlichkeiten gemietet und werden die Gemeinschaftspraxis am 1. September eröffnen. Dank der gegenseitigen Stellvertretung ist auch möglich, aufs Pensionsalter hin ein bisschen kürzer zu treten und das Pensum zu reduzieren. Der 62-Jährige ist überzeugt, dass eine Mitarbeit in einer solchen Gemeinschaftspraxis auch für junge Ärzte attraktiv ist. «Sie wollen nicht gleich eine Praxis kaufen, sondern lieber Erfahrungen sammeln, vielleicht sogar in einem Teilzeitpensum arbeiten.» Das alles sei bei ihnen möglich. Er und seine Kollegen wollen deshalb nach einer Einarbeitungszeit auch junge Ärzte bei sich arbeiten lassen. «Es liegt an uns Älteren, etwas für die Jungen zu tun und dem Hausarztsterben entgegenzuwirken.» Statt zu jammern, will er mit seinen Berufskollegen nun zum Abschluss seiner beruflichen Tätigkeit nochmals etwas Neues, Pionierhaftes schaffen. «Ich freue mich darauf.»

Um die Administration, wie beispielsweise Lohnabrechnungen, wird sich Ackle künftig nicht mehr kümmern müssen. Eine Partnerfirma wird das für die Ärzte übernehmen, sodass sich diese voll und ganz um ihre Patienten kümmern können.

Technisch wird man in der neuen Praxis auf dem neusten Stand sein und beispielsweise digitales Röntgen anbieten. «Technisch gesehen, gab es in den letzten Jahren einen Quantensprung.» Trotzdem sei der Beruf des Allgemeinmediziners in der Praxis vor allem Beziehungsarbeit. Im Gegensatz zur Notfallaufnahme, einem Ambulatorium, dem Spital oder der Praxis eines Spezialarztes betreue er seine Patienten oft jahrelang. «Das ist gerade das Schöne an der Arbeit eines Allgemeinme-diziners. Die Patienten sind meine Lehrmeister, von denen ich menschlich sehr viel gelernt habe.» Die Tatsache, dass wegen des Älterwerdens immer häufiger chronische Erkrankungen auftreten würden und sich immer mehr Ärzte nur auf einem Spezialgebiet ausbilden lassen, würden den Mangel von Hausarztpraxen künftig noch mehr verschärfen, vermutet Ackle. Mit seinem Angebot einer Gemeinschaftspraxis will Ackle dem entgegentreten.

Seit dem Bau der Liegenschaft in den 60er-Jahren sind die Räumlichkeiten als Arztpraxis im Einsatz. Nach 27 Jahren wird der Ehrendinger nun seinen Mietvertrag kündigen und weiss nicht, was danach mit den Räumlichkeiten geschieht. Als Belegarzt in der Alterssiedlung Sonnmatt und als ärztlicher Leiter der Klinik für Suchtmedizin wird er Neuenhof künftig verbunden bleiben. «Und ich würde mich natürlich freuen, wenn ein Teil meiner Patienten in meine neue Praxis nach Baden kommt.»

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