«Wir haben Angst»

Die Grundeigentümerin der Stockstrasse 7, 9 und 11, die Leematten AG, beginnt bald mit ihrem Bauprojekt, für das sie kürzlich die Baubewilligung erhalten hat. Deshalb sollen die dort wohnhaften Flüchtlinge in die Webermühle umziehen. Das löst bei den neuen Nachbarn Angst aus, sagt eine Anwohnerin.

Die kantonale Asylunterkunft an der Stockstrasse 7, 9, und 11 in Neuenhof wird bald abgerissen, wie das «Badener Tagblatt» (BT) schreibt. Die drei Häuser, in denen aktuell noch rund 90 geflüchtete Personen in 27 Wohnungen leben, weichen einer Überbauung. Die Leematten AG, die Eigentümerin des rund 2100 Quadratmeter grossen Areals, plant mit dem Projekt «Trio Poligonale» drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 51 Mietwohnungen und einer gemeinsamen Tiefgarage mit 45 Parkplätzen und 250 Veloabstellplätzen.

«Die 2,5- bis 5,5-Zimmer-Wohnungen weisen eine Fläche zwischen 60 und 120 Quadratmetern auf und sollen eine altersdurchmischte Zielgruppe anziehen», sagte Marcelo Collins dem «BT». Er ist Projektleiter bei der Immobilienbewirtschaftungsfirma Viva Real aus Niederrohrdorf, welche die Bauherrenvertretung für das Bauprojekt übernimmt. Das Projekt, das von den «Honegger Viola Architekten» aus Bülach entworfen wurde, setzt auf den Baustoff Holz statt Beton. Beheizt werden die drei Gebäude mit Erdsonden. Vorgesehen ist überdies, ein Mobility-Konzept mit einem Carsharing-Angebot aufzugleisen. Das Projekt werte das Gebiet auf, so Projektleiter Collins.

Opposition der Nachbarn an der Stockstrasse führte zu Wartezeit

Doch einige Nachbarn zeigten sich zu Beginn von den Neubauten wenig überzeugt. «Es gab mehrere Einwendungen gegen das Bauvorhaben», sagte Collins. Grund für die Opposition: «Die Tatsache, dass die drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt fünf Geschossen ein Stockwerk mehr aufweisen als die heutigen Häuser.» Die Nachbarschaft habe befürchtet, dass dadurch die Sicht verdeckt werde und die höheren Gebäude einen längeren Schatten verursachen würden. Das habe aber widerlegt werden können, hiess es seitens der Projektleitung.

Die anfängliche Gegenwehr führte unter anderem dazu, dass der Baubewilligungsprozess vier Jahre dauerte. Man sei deshalb froh, dass man das Wohnbauprojekt nun vorantreiben könne, so Collins. Im ersten Quartal 2026 sollen der Abriss der drei Blöcke und der Baustart für die Neubauten erfolgen. Die Wohnungen sollen im Frühling 2027 bezugsbereit sein. Deshalb müssen Ende Januar 2026 die geflüchteten Familien ausziehen. Sie werden künftig in Asylcontainern in der Webermühle wohnen.

Opposition der Nachbarn in der Webermühle: «Wir haben Angst»

Die Firma Altura RE AG, die unter anderem die Villa Ermitage und weitere Parzellen von der Gemeinde Neuenhof erworben hat, sieht dort ein Neubauprojekt vor. Weil der Planungsprozess mehrere Jahre dauert, ist das Unternehmen bereit, auf dem Areal während vier bis fünf Jahren Container für 120 Flüchtlinge zu errichten, die vom kantonalen Sozialdienst gemietet werden können. Gegen das Baugesuch, das bis am 17. Juni auflag, sind gemäss Gemeinde drei Einwendungen eingegangen.

An der Gemeindeversammlung im Juni meldeten sich mehrere Anwohner der Webermühle zu Wort, als es um die geplanten Container ging. Damit die Gemeinde bei der Planung der Bauprojekte trotz Landverkauf «partnerschaftlich» mitreden kann, hatte der Gemeinderat einen Kredit für ein kooperatives Planungsverfahren beantragt. Eine Person kritisierte, dass die Anwohner nicht in die Planungen miteinbezogen wurden. Sie verlangte, dass an Workshops die Meinungen der Quartierbewohner aufgenommen würden.

«Was hier abgeht, geht gar nicht. Wir wurden nicht informiert und müssen einfach nicken», sagte eine andere Anwohnerin, die seit 48 Jahren in der Webermühle lebt. Viele Mieter seien dagegen, dass bald 120 Asylsuchende in den Containern der ehemaligen Villa Ermitage einziehen würden. «Wir haben Angst», sagte sie. Zudem befürchtete sie, dass die Flüchtlinge die Infrastruktur auf dem Gelände nutzen würden und die Kosten dann auf die Mieter überwälzt würden. «120 zusätzliche Leute bei 1000 Personen – das sind mehr als 10 Prozent, da haben viele Angst», unterstrich sie nochmals ihre Haltung.

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