Das «Goldene Buch» der Turner
Der STV Neuenhof feiert sein 100-jähriges Bestehen.
Im Goldenen Buch des STV Neuenhof werden seit 1945 die wichtigsten Ereignisse des Vereinsgeschehens festgehalten. 1913 wurde in Neuenhof ein Turnverein gegründet. Über die Umstände weiss man heute nicht mehr so genau Bescheid. «Leider haben wir keine Gründungsstatuten», sagt Roli Steiner, aktueller Präsident des STV Neuenhof und Hüter aller historischen Dokumente. Nebst alten Fotos, Eintritten für Kreisturnfeste und Mitgliederlisten ist dies das Goldene Buch, die Chronik des Turnvereins. Handschriftlich verfassen dort seit 1945 die jeweiligen Aktuare des Vereins die alljährlichen Ereignisse: «Das Goldene Buch soll in knapper Form einen Jahresbericht» enthalten, wurden damals die Regeln festgehalten. Notiert werden dabei eine «allgemeine Rundschau betreffend des Vereinsgeschehens», «turnerische Einzelleistungen», «nennenswerte Leistungen einzelner Mitglieder» sowie die Ernennung von Ehrenmitgliedern. Vorgegeben hat dies der damalige Vorstand.
Der erste Eintrag beginnt etwas düster: «Das Vereinsjahr 1944 steht immer noch im Zeichen des Krieges.» Der Verein musste wohl zeitweise den einen oder anderen Turner entbehren: Sie leisteten Aktivdienst für das Vaterland. Doch immerhin hat man im Frühjahr 1944 eine Schnitzeljagd veranstaltet. Noch heute sind solche gemeinsamen Unternehmungen im STV Tradition. «Schliesslich ergeben sich immer noch viele Freundschaften», so Steiner. Turnten Kinder aus (ehrgeizigem) Interesse am Sport, so blieben die älteren Turner dem Verein wegen der gefassten Freundschaften treu.
1945 heisst es: «Der Krieg ist zu Ende. Das war für das verflossene Vereinsjahr das bedeutendste und wichtigste Ereignis.» Die Neuenhofer Turner waren ausserdem äusserst erfolgreich, besonders 1946 am Kantonalen Turnfest: Die Turner führten «einen Cowboytanz» auf, und die Damenriege tanzte einen Walzerreigen «im grossen Format». Im Jahr darauf fand in Bern das Eidgenössische Turnfest statt. Der Stolz des Berichterstatters schimmert noch heute durch die Zeilen, denn Turnen war damals nicht nur der beliebteste Volkssport für die aktiveren Menschen – Tänze und Menschenpyramiden versprachen auch grossen Unterhaltungswert.
So gibt es Jahr um Jahr einen Eintrag. Im Jahre 1982 berichtete man von der Einweihung der neuen Vereinsfahnen. Der festliche Akt wurde gelobt, die Turnvorstellung «war eine der besten Vorführungen der letzten Jahre». 1983 dann galt das Regionalfest in Brugg als «turnerischer Höhepunkt». Steiner möchte die Chronik unbedingt beibehalten: «Das Goldene Buch ist etwas sehr Spezielles.»
«Wir sind kein spitzenorientierter Verein», so Steiner. Man hätte das Mittelmass gefunden. Schon lange setze man nicht mehr auf Kunst-, sondern auf Geräteturnen. Dies sei vielleicht sogar der Erfolg der Neuenhofer, vermutet Steiner, der selbst in Spreitenbach aufgewachsen ist. Denn das Kunstturnen erfordere sehr viel Training und Wille, um an die Spitze zu kommen. «Viele werden irgendwann müde und hören auf.» Wichtig sei, trotzdem Wege für Junge, die sich im Verein engagieren wollten, zu bahnen. Als Präsident ist es Roli Steiner wichtig, die Nachwuchsturnerinnen und -turner aus der eigenen Jugendriege zu fördern. «Die Kinder sollen Freude am Turnen haben», so Steiner.
Ende dieses Jahres wird es einen längeren Eintrag im Goldenen Buch geben: Im Frühling gab es eine Vernissage im Speicher Neuenhof und am 6. und 7. Dezember findet in der Turnhalle Zürcherstrasse als Abschluss der Jubiläumsaktivitäten die Turnshow «Crème de la crème» statt.
Turnshow «Crème de la crème» in der Turnhalle Zürcherstrasse am 6. und 7. Dezember um 20 Uhr, Türöffnung ab 18.30 Uhr. Tickets sind erhältlich bei der Raiffeisen Neuenhof oder der Bäckerei Berner.