Ihr Garten rettete sie in der Coronakrise

Svetlana und Tuso Kitanov sind die neusten Mitglieder des Gartenvereins Härdli in Neuenhof. Kurz vor dem Lockdown konnten sie ihren Garten beziehen – er half ihnen, die Coronazeit zu überstehen.

Für Tuso und Svetlana Kitanov ging ein Traum in Erfüllung. Das Neuenhofer Ehepaar hat vor dem Lockdown seinen ersten Garten erhalten. Sibylle Egloff

Für Tuso und Svetlana Kitanov ging ein Traum in Erfüllung. Das Neuenhofer Ehepaar hat vor dem Lockdown seinen ersten Garten erhalten. Sibylle Egloff

Die Gemeinschaftspergola wurde von Svetlana Kitanov, Giuseppe Campesano, Giovanni Venditti sowie Drago und Mirjana Banovic erweitert (v. l).

Die Gemeinschaftspergola wurde von Svetlana Kitanov, Giuseppe Campesano, Giovanni Venditti sowie Drago und Mirjana Banovic erweitert (v. l).

Die Sonne bahnt sich den Weg durch die dunklen Regenwolken. Gärtnerinnen und Gärtner des Gartenvereins Härdli in Neuenhof nutzen die Aufhellung, um nach dem Rechten in ihren grünen Oasen neben dem Altersheim Sonnmatt zu sehen. Die Gemüsebeete in Svetlana und Tuso Kitanovs Schrebergarten sind prall gefüllt, in den Sträuchern hängen rote Beeren. «Der Fenchel ist sehr gut gewachsen. Letzte Woche konnte ich schon ganz viele Blaubeeren ernten», sagt Svetlana Kitanov stolz. Ihr Mann freut sich über den Unterstand, den er neben dem Gartenhaus realisiert hat.
«Der Garten war unsere Rettung in der Coronakrise», sagt Svetlana Kitanov und ihr Mann nickt. «Die Gartenarbeit war eine schöne Beschäftigung während des Lockdowns. Wir konnten uns hier draussen in der Natur von all den schlechten Nachrichten erholen und etwas Sinnvolles machen», sagt der 61-Jährige. Das Ehepaar gehört zu den neusten Mitgliedern des Gartenvereins Härdli. Am 1. März, kurz vor Ausbruch der Pandemie, konnten die beiden den frei gewordenen Garten beziehen. Sie seien überglücklich gewesen, als sie davon erfuhren, sagt Svetlana Kitanov. «Wir haben leider nur einen Balkon und ich habe schon lange von einem Garten geträumt.»

Sie erhielten Tipps und Hilfe von den anderen Gärtnern

Schätzen würden sie und ihr Mann die Hilfsbereitschaft der anderen Vereinsmitgliedern. «Sie gaben uns Tipps und packten mit an. Giovanni hat uns zum Beispiel gesagt, was wir beim Säen und Setzen der Pflanzen beachten müssen», sagt Svetlana Kitanov und zeigt in den Garten gleich nebenan. Giovanni Venditti winkt durch die Himbeerstauden rüber zu seinen Nachbarn. Auch er liebt seinen Garten. Der gebürtige Italiener ist seit einem Jahr pensioniert und kann sich nun noch mehr seinem Hobby widmen. Verschiedene Bohnenpflanzen schlängeln sich an Stangen empor. Im Garten des 66-Jährigen gedeihen auch Tomaten, Zwiebeln und frischer Oregano. «Für mich ist es das Schönste, im Sommer hier mit meiner Familie und mit Freunden zusammenzusitzen und zu grillieren», sagt Venditti. Er schätze es, Teil eines so multikulturellen Vereins zu sein. «Ich lerne immer wieder etwas Neues kennen.»

Auch Mirjana Banovic freut sich über den Zusammenhalt «ihrer Kinder». «Ich fühle mich wie die Mutter der Gärtnerinnen und Gärtner. Die 14 Nationen halten zusammen wie eine Familie», sagt die Präsidentin des Gartenvereins. Bei Gartenangelegenheiten, aber auch bei privaten Problemen sei sie stets zur Stelle, sagt die 66-Jährige. Mit ihrem Mann Drago hegt und pflegt sie selbst seit 25 Jahren einen Garten. «Die 92 Gärten sind der schönste grüne Fleck in Neuenhof», findet sie. Ohne ihren Garten zu sein, könne sie sich nicht vorstellen. «Er gibt mir Kraft und Freude.» Zuzuschauen, wie die Pflanzen und das Gemüse wachsen würden, sei etwas Wunderbares. «Ich rede sogar mit meinen Pflanzen, mein Mann lacht mich immer aus.» Vor 15 Jahren übernahm Banovic das Amt als Präsidentin. «Ich war die erste Präsidentin. Als Frau traute man mir die Aufgabe anfangs nicht zu. Doch das spornte mich noch mehr an, zu zeigen, was wir Frauen mit Fleiss und Arbeit erreichen können.» Die Zweifel verflogen aber bald.

Das Gärtnern sei in den vergangenen Jahren immer beliebter geworden, sagt die pensionierte Spitex-Pflegerin. «Noch vor sieben Jahren wusste ich nicht, wie ich alle 92 Gärten unter die Leute bringe.» Damals seien viele Italiener nach der Pensionierung wieder zurück in die Heimat gekehrt und hätten die Gärten aufgegeben. Unterdessen ist davon nichts mehr zu spüren. «36 Personen stehen derzeit auf der Warteliste. Seit der Coronakrise erhalte ich zudem jeden Tag neue Anfragen. Die Leute haben nach dem langen Eingesperrtsein zuhause Lust aufs Gärtnern bekommen», sagt Banovic. 

Sie freue sich, dass man nun mit den Coronalockerungen auch wieder fremde Gäste und die Nachbargärtner in den Gärten empfangen könne. Zudem sei es nun an der Zeit, die erweiterte Gemeinschaftspergola in Betrieb zu nehmen. Ihr Mann Drago, Giovanni Venditti, Giuseppe Campesano und Arealchef Ahmed Göz errichteten innerhalb eines halben Jahrs einen geschützten Anbau samt Heizofen, in dem 30 Personen Platz haben. «Wenn eine Gesellschaft in der Gemeinschaftspergola früher ein Fest feierte, stand sie bei schlechtem Wetter wortwörtlich im Regen. Das ist jetzt vorbei», sagt Banovic. Ende Februar war das Projekt beendet. Am 5. Juli will die Präsidentin ein Fest für die Kinder der Gartenfamilien veranstalten. «Das werden wir natürlich in der neuen Gemeinschaftspergola tun und sie gleich einweihen.»

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