Rückblick nach drei Monaten im Amt: «Freizeit fehlt mir derzeit etwas.» 

Martin Uebelhart (CVP) amtet seit drei Monaten als Gemeindeammann von Neuenhof. Damit startete er den neuen Job unmittelbar vor der Coronakrise.

Seit drei Monaten ist Martin Uebelhart Ammann von Neuenhof. Sandra Ardizzone/Archiv
Seit drei Monaten ist Martin Uebelhart Ammann von Neuenhof. Sandra Ardizzone/Archiv

Am 9. Februar haben die Neuenhoferinnen und Neuenhofer im ersten Wahlgang den CVP-Ortsparteipräsidenten Martin Uebelhart zum neuen Ammann gewählt. Von 1260 Stimmen holte er 598. Für die Limmatwelle schaut er auf seine ersten drei Monate als Gemeindeammann zurück.

Uebelharts erster Amtstag war der 10. Februar. Dann fand die offizielle Amtsübergabe statt: «Vizeammann Petra Kuster hat mir Schlüssel und Akten übergeben», sagt er. Der Rest des Tages sei wie ein normaler Arbeitstag gewesen: «Ich habe den Computer in Betrieb genommen und erste Protokollauszüge gelesen.» In der Anfangszeit habe er von seiner Erfahrung aus der Finanzkommission profitieren können. «Ich habe viele Abläufe und Leute bereits gekannt.» Der Vater zweier erwachsener Kinder war 20 Jahre Mitglied der Kommission, 12 davon als Präsident. Seine Anfangszeit sei durch den Rechnungsabschluss 2019 geprägt gewesen. «Der Gemeinderat und die Verwaltung haben mich gut aufgenommen», schaut er zurück. Er glaubt, man sei froh, ist die Stelle des Gemeindeammanns wieder besetzt. «Ohne Ammann bleibt viel Arbeit liegen.» 

Uebelharts Vorgänger haben das Amt in einem 80-Prozent-Pensum ausgeführt. Bis Ende Mai ist er noch zu 100 Prozent bei der Huba Control in Würenlos im Verkauf Aussendienst und als Leiter des Verkaufsinnendienstes angestellt. Momentan arbeite er dort nur 80 Prozent. Pro Woche setzt er einen Ferientag ein, an dem er für die Gemeinde arbeitet. Immer den Montag. «Mein Arbeitgeber lässt mir auch sonst viel Flexibilität», so der 56-Jährige. «Ich arbeite also nicht 160 Prozent.» Momentan ist er auch oft im Home-Office tätig. Vizeammann Petra Kuster und die anderen Gemeinderäte unterstützen ihn. Nachher sei er vollamtlich als Gemeindeammann tätig. Zu welchem Pensum, 80 oder 100 Prozent, sei noch unklar. Er wisse, welche Themen er angehen müsse. Genauer darauf eingehen möchte er nicht. Bisher habe er einige Bauprojekte behandelt. Als Nächstes stehe das Budget 2021 an. 

Vom Umgang im Gemeinderat wünsche er sich, dass man auf der Sachebene miteinander «chäre», nach der Sitzung aber auch miteinander etwas trinken gehen könne. Das hätten sie bisher nach jeder Sitzung gemacht. In letzter Zeit jedoch nicht im Restaurant, sondern im grossen Sitzungszimmer. 

Uebelhart hat ein Einzelbüro und arbeitet vom Gemeindehaus aus 

Am 16. März, knapp einen Monat nach Uebelharts Amtsantritt, hat der Bundesrat den Lockdown beschlossen. Auch in dieser Zeit sei er nach wie vor immer montags im Gemeindehaus. Da er ein Einzelbüro hat, erachtet er das Arbeiten vor Ort als weniger kritisch. Ausserdem fahre er mit dem Velo ins Gemeindehaus. «Das ist das Schöne, wenn man im gleichen Dorf wohnt und arbeitet.» Am Morgen findet die Sitzung der Geschäftsleitung statt. Jede zweite Woche, am frühen Abend, jene des Gemeinderats. Ein paar Umstellungen gibt es: «Es sind viel weniger Leute im Haus anwesend.» Der Gemeinderat trifft sich nach wie vor physisch im grossen Sitzungszimmer im Gemeindehaus. Die Geschäftsleitung wie auch der Führungsstab treffen sich via Videokonferenz. «Nur wenn ich jemanden von der Verwaltung etwas fragen will, kann ich nicht zu ihm ins Büro laufen, sondern muss ihn anrufen.» 

Kurz vor dem Lockdown hat Neuenhof einen Führungsstab eingesetzt. Er besteht aus zehn Personen in wichtigen Funktionen und entscheidet, wie die Gemeinde die Weisungen von Bund und Kanton umsetzt. Der Gemeinderat hat diesem Stab im Zusammenhang mit dem Virus die Entscheidungsbefugnis erteilt. «Damit er schneller entscheiden kann», erklärt der CVP-Lokalpolitiker. Eine dieser schnellen Entscheidungen war zum Beispiel die Schliessung des Gemeindehauses bei gleichzeitiger voller Funktionsfähigkeit und Erreichbarkeit für die Bevölkerung. 

Er persönlich sei mit dem Lockdown in einen Funktionsmodus übergegangen: «Wir wussten, jetzt passiert etwas Heftiges. Da haben wir uns die Frage gestellt: ‹Was müssen wir als Gemeinde tun, damit die Situation in Neuenhof sauber geregelt ist?›» Er glaube, in dieser Krise müsse man als Gemeindeammann entscheidungsfreudig sein: «Man muss schneller über eine Sache entscheiden als vorher.» Manche Menschen hätten keine Freude an gewissen Entscheidungen. Dessen müsse man sich auch bewusst sein. «Aber es geht darum, unsere Bevölkerung zu schützen.» 

Uebelhart selbst hat Respekt vor dem Coronavirus. «Mir ist wichtig, dass die Zahl der Infizierten nicht höher wird, als unser Gesundheitssystem tragen kann.» Er geht davon aus, dass eine Rückkehr zum Normalzustand nicht vor 2021 möglich sein wird. Noch sei vieles unsicher und es gebe noch keinen Impfstoff.

Er habe das Glück, gehöre er nicht in die Risikogruppe und betreibe in seiner Freizeit keinen Mannschaftssport. Er widme sich gerne seinem Garten oder helfe dem Theaterverein «Schnägge-Bühne» bei ihren Aufführungen im Service oder an der Eingangskontrolle. Seine Leidenschaft gelte aber vor allem dem Rennvelo. Durch die Doppelbelastung Gemeinderat und Arbeit in der Huba Control habe er das gute Wetter bislang jedoch noch nicht allzu viel zum Velofahren nutzen können: «Die Freizeit und die geistige Erholung fehlen mir derzeit etwas.» 

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